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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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wäre, sie brächten Minchen her. -- Schla-
gen sie vor, was sie vor gut finden, sparen
Sie keinen Fleiß. Auch auf den Fall der drey
handfesten Kerls, funfzig Thaler Alb. und
in allen Fällen, wo nur Mine ist, auch
Dene. Sonst aber, hol mich der Teufel,
nicht -- ewig nicht! -- Der Herr soll wie-
der seine Klippschule halten, und seine Knack-
wurst essen, und Kofent dazu trinken. So
was von Minchen trift man nicht so leicht.
Ich bin nicht etwa in sie verliebt; ich bin in
sie verrückt, und das kommt wohl zum größ-
ten Theil, weil ich eben Bräutigam bin,
und den verliebten spielen soll. Eine ver-
dammte Rolle! Bey einer Braut, die mir
so unerträglich ist, und die mir noch uner-
träglicher wäre, wenn ich nicht eine Mine
hätte, bey der ich mich erholen könnte. Mi-
nen gehört alles, was ich der Testaments-
braut sag', und wahrlich ich würd' ihr nichts
sagen können, ich würde vergessen, was ver-
liebt seyn und verliebt thun hieße, wenn ich
Minen nicht zur Uebung hätte. Aber Mi-
nens Tugend? -- Ist so etwas Tugend, so
ist wenig auf der Welt -- hol mich der Teu-
fel -- wenig! -- Ich schwöre nur für Eva,
weil Niemand als Adam da war. -- In

Paris

waͤre, ſie braͤchten Minchen her. — Schla-
gen ſie vor, was ſie vor gut finden, ſparen
Sie keinen Fleiß. Auch auf den Fall der drey
handfeſten Kerls, funfzig Thaler Alb. und
in allen Faͤllen, wo nur Mine iſt, auch
Dene. Sonſt aber, hol mich der Teufel,
nicht — ewig nicht! — Der Herr ſoll wie-
der ſeine Klippſchule halten, und ſeine Knack-
wurſt eſſen, und Kofent dazu trinken. So
was von Minchen trift man nicht ſo leicht.
Ich bin nicht etwa in ſie verliebt; ich bin in
ſie verruͤckt, und das kommt wohl zum groͤß-
ten Theil, weil ich eben Braͤutigam bin,
und den verliebten ſpielen ſoll. Eine ver-
dammte Rolle! Bey einer Braut, die mir
ſo unertraͤglich iſt, und die mir noch uner-
traͤglicher waͤre, wenn ich nicht eine Mine
haͤtte, bey der ich mich erholen koͤnnte. Mi-
nen gehoͤrt alles, was ich der Teſtaments-
braut ſag’, und wahrlich ich wuͤrd’ ihr nichts
ſagen koͤnnen, ich wuͤrde vergeſſen, was ver-
liebt ſeyn und verliebt thun hieße, wenn ich
Minen nicht zur Uebung haͤtte. Aber Mi-
nens Tugend? — Iſt ſo etwas Tugend, ſo
iſt wenig auf der Welt — hol mich der Teu-
fel — wenig! — Ich ſchwoͤre nur fuͤr Eva,
weil Niemand als Adam da war. — In

Paris
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[342/0350] waͤre, ſie braͤchten Minchen her. — Schla- gen ſie vor, was ſie vor gut finden, ſparen Sie keinen Fleiß. Auch auf den Fall der drey handfeſten Kerls, funfzig Thaler Alb. und in allen Faͤllen, wo nur Mine iſt, auch Dene. Sonſt aber, hol mich der Teufel, nicht — ewig nicht! — Der Herr ſoll wie- der ſeine Klippſchule halten, und ſeine Knack- wurſt eſſen, und Kofent dazu trinken. So was von Minchen trift man nicht ſo leicht. Ich bin nicht etwa in ſie verliebt; ich bin in ſie verruͤckt, und das kommt wohl zum groͤß- ten Theil, weil ich eben Braͤutigam bin, und den verliebten ſpielen ſoll. Eine ver- dammte Rolle! Bey einer Braut, die mir ſo unertraͤglich iſt, und die mir noch uner- traͤglicher waͤre, wenn ich nicht eine Mine haͤtte, bey der ich mich erholen koͤnnte. Mi- nen gehoͤrt alles, was ich der Teſtaments- braut ſag’, und wahrlich ich wuͤrd’ ihr nichts ſagen koͤnnen, ich wuͤrde vergeſſen, was ver- liebt ſeyn und verliebt thun hieße, wenn ich Minen nicht zur Uebung haͤtte. Aber Mi- nens Tugend? — Iſt ſo etwas Tugend, ſo iſt wenig auf der Welt — hol mich der Teu- fel — wenig! — Ich ſchwoͤre nur fuͤr Eva, weil Niemand als Adam da war. — In Paris

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/350>, abgerufen am 25.11.2024.