sich wegen seines Antrages bey dir entschul- digen, den er dir sehr unzeitig gethan. Sei- ner Mutter kam dieser Antrag zu.
Ich solte denken, sagte Mine -- und dann wieder nach einer Weile: er sieht seinen Fehler ein. --
Mit, oder ohne Glaß, erwiederte Mine so bitter, so Todes bitter, daß das weise Hofmännchen ganz aus dem Concept kam.
Mine war in einer schrecklichen Situa- tion. -- Sie sagt', ihr Plan wär', ihre künf- tige Stiefmutter zu ehren, nie würde sie in den Hof, mein Leben, setzte sie sehr lebhaft hinzu, und meine Ehr' ist eins!
"So" sagte Herrmann.
Ja, Vater, sagte Mine. -- "Und weißt du auch" Er wolte zu drohen an- fangen; allein eben zu rechter Zeit fiel ihm seine Mask' ein, er begnügte sich daher gros- müthigst, Minen den Bettelstab, Elend und Verachtung, zu prophezeihen.
Arme Mine, edel unglückliches Mädchen! Ich empfinde, was du empfandest, und dörft' ich doch nicht erzählen, was Minen sehr na- türlich noch weit unglücklicher, noch bedau- renswürdiger machen mußte.
Dies
ſich wegen ſeines Antrages bey dir entſchul- digen, den er dir ſehr unzeitig gethan. Sei- ner Mutter kam dieſer Antrag zu.
Ich ſolte denken, ſagte Mine — und dann wieder nach einer Weile: er ſieht ſeinen Fehler ein. —
Mit, oder ohne Glaß, erwiederte Mine ſo bitter, ſo Todes bitter, daß das weiſe Hofmaͤnnchen ganz aus dem Concept kam.
Mine war in einer ſchrecklichen Situa- tion. — Sie ſagt’, ihr Plan waͤr’, ihre kuͤnf- tige Stiefmutter zu ehren, nie wuͤrde ſie in den Hof, mein Leben, ſetzte ſie ſehr lebhaft hinzu, und meine Ehr’ iſt eins!
„So„ ſagte Herrmann.
Ja, Vater, ſagte Mine. — „Und weißt du auch„ Er wolte zu drohen an- fangen; allein eben zu rechter Zeit fiel ihm ſeine Mask’ ein, er begnuͤgte ſich daher gros- muͤthigſt, Minen den Bettelſtab, Elend und Verachtung, zu prophezeihen.
Arme Mine, edel ungluͤckliches Maͤdchen! Ich empfinde, was du empfandeſt, und doͤrft’ ich doch nicht erzaͤhlen, was Minen ſehr na- tuͤrlich noch weit ungluͤcklicher, noch bedau- renswuͤrdiger machen mußte.
Dies
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ſich wegen ſeines Antrages bey dir entſchul-
digen, den er dir ſehr unzeitig gethan. Sei-
ner Mutter kam dieſer Antrag zu.
Ich ſolte denken, ſagte Mine —
und dann wieder nach einer Weile: er ſieht
ſeinen Fehler ein. —
Mit, oder ohne Glaß, erwiederte Mine
ſo bitter, ſo Todes bitter, daß das weiſe
Hofmaͤnnchen ganz aus dem Concept kam.
Mine war in einer ſchrecklichen Situa-
tion. — Sie ſagt’, ihr Plan waͤr’, ihre kuͤnf-
tige Stiefmutter zu ehren, nie wuͤrde ſie in
den Hof, mein Leben, ſetzte ſie ſehr lebhaft
hinzu, und meine Ehr’ iſt eins!
„So„ ſagte Herrmann.
Ja, Vater, ſagte Mine. —
„Und weißt du auch„ Er wolte zu drohen an-
fangen; allein eben zu rechter Zeit fiel ihm
ſeine Mask’ ein, er begnuͤgte ſich daher gros-
muͤthigſt, Minen den Bettelſtab, Elend und
Verachtung, zu prophezeihen.
Arme Mine, edel ungluͤckliches Maͤdchen!
Ich empfinde, was du empfandeſt, und doͤrft’
ich doch nicht erzaͤhlen, was Minen ſehr na-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/339>, abgerufen am 22.11.2024.
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