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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Herr v. E. machte jetzt einen ganz andern
Auftritt, als im ersten Akt. Der Knoten war
geschürzt. Wer den Vogel im Kefig hat, be-
darf keinen Vogelleim. Ohne ihr Band am
Busen der Jahreszeit angemessen zu finden,
ohne die Exclamation: aller allerliebst! trug
er Minen, die auf diesen Antrag nicht im
mindesten vorbereitet war, das bewuste Brod-
stellchen an. -- Vielleicht würd' ein weniger
kluges Mädchen, als Mine, drey Schritt zu-
rückgetreten und Bedenkzeit nachgesucht, oder
wohl gar Jagesagt haben; obgleich es an sich
immer ein falscher, ein Pariserzug war, diese
Anwerbung selbst, und nicht durch gute Män-
ner, auf deutsche Weise zu thun. -- Mine
sagte: Nein! -- Ein so ofnes Nein, ein so
kurz und gutes Nein, daß Herr v. E. nicht
weiter das Herz hatte, auf ein Ja bei diesem
hartschäligen Mädchen, (wie er es zu nennen
beliebte,) zu bestehen. Herrmann war bey
dieser Anwerbung nicht gegenwärtig. -- Herr
v. E., der von Minen Ja (dies Wortspiel
von Ja; denn sie solte den Worten nach Aus-
geberin, Gesellschafterin, werden) hören wolte,
fand sie auch schön beym Nein. Er küßt' ihr
die Hand! -- brennend --

Ich

Herr v. E. machte jetzt einen ganz andern
Auftritt, als im erſten Akt. Der Knoten war
geſchuͤrzt. Wer den Vogel im Kefig hat, be-
darf keinen Vogelleim. Ohne ihr Band am
Buſen der Jahreszeit angemeſſen zu finden,
ohne die Exclamation: aller allerliebſt! trug
er Minen, die auf dieſen Antrag nicht im
mindeſten vorbereitet war, das bewuſte Brod-
ſtellchen an. — Vielleicht wuͤrd’ ein weniger
kluges Maͤdchen, als Mine, drey Schritt zu-
ruͤckgetreten und Bedenkzeit nachgeſucht, oder
wohl gar Jageſagt haben; obgleich es an ſich
immer ein falſcher, ein Pariſerzug war, dieſe
Anwerbung ſelbſt, und nicht durch gute Maͤn-
ner, auf deutſche Weiſe zu thun. — Mine
ſagte: Nein! — Ein ſo ofnes Nein, ein ſo
kurz und gutes Nein, daß Herr v. E. nicht
weiter das Herz hatte, auf ein Ja bei dieſem
hartſchaͤligen Maͤdchen, (wie er es zu nennen
beliebte,) zu beſtehen. Herrmann war bey
dieſer Anwerbung nicht gegenwaͤrtig. — Herr
v. E., der von Minen Ja (dies Wortſpiel
von Ja; denn ſie ſolte den Worten nach Aus-
geberin, Geſellſchafterin, werden) hoͤren wolte,
fand ſie auch ſchoͤn beym Nein. Er kuͤßt’ ihr
die Hand! — brennend —

Ich
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[317/0325] Herr v. E. machte jetzt einen ganz andern Auftritt, als im erſten Akt. Der Knoten war geſchuͤrzt. Wer den Vogel im Kefig hat, be- darf keinen Vogelleim. Ohne ihr Band am Buſen der Jahreszeit angemeſſen zu finden, ohne die Exclamation: aller allerliebſt! trug er Minen, die auf dieſen Antrag nicht im mindeſten vorbereitet war, das bewuſte Brod- ſtellchen an. — Vielleicht wuͤrd’ ein weniger kluges Maͤdchen, als Mine, drey Schritt zu- ruͤckgetreten und Bedenkzeit nachgeſucht, oder wohl gar Jageſagt haben; obgleich es an ſich immer ein falſcher, ein Pariſerzug war, dieſe Anwerbung ſelbſt, und nicht durch gute Maͤn- ner, auf deutſche Weiſe zu thun. — Mine ſagte: Nein! — Ein ſo ofnes Nein, ein ſo kurz und gutes Nein, daß Herr v. E. nicht weiter das Herz hatte, auf ein Ja bei dieſem hartſchaͤligen Maͤdchen, (wie er es zu nennen beliebte,) zu beſtehen. Herrmann war bey dieſer Anwerbung nicht gegenwaͤrtig. — Herr v. E., der von Minen Ja (dies Wortſpiel von Ja; denn ſie ſolte den Worten nach Aus- geberin, Geſellſchafterin, werden) hoͤren wolte, fand ſie auch ſchoͤn beym Nein. Er kuͤßt’ ihr die Hand! — brennend — Ich

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/325>, abgerufen am 22.11.2024.