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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Mine solte Dene werden. -- Ein Engel,
ein Teufel. Herrmann nahm nicht nur den
Apfel vom verbotenen Baum und aß, son-
dern riß noch einen ganzen Ast mit. Er
dankt' in tiefster Unterthänigkeit für die gnä-
dige Versorgung, und es ward auf Treu
und Glauben verabredet und abgeschlossen,
daß Mine die erledigte Stelle der Dene ein-
nehmen solte.

Bösewichter! warum starrte nicht euer
Kopf, da ihr diese Verrätherey, diesen Mord,
dachtet, und eure Zunge, da ihr ihn aus-
spracht! Herrmann, deine Tochter! die Ge-
rechte! kannst du verrathen und verkaufen?
Minen! die dir nicht mehr zugehört, sondern
mir! Minen! -- --

Herr v. E. brachte den Herrmann krum
und gebückt zu seiner Mutter. Er trug die
Sach' öffentlich vor, das heißt: in Gegen-
wart seiner Mutter und Denens, die nun
wohl einsahen warum? Sie lächelten beyde;
allein sie fanden die Sach' an sich sehr über-
dacht. -- Die Frau v. E. hatte nur noch die
eine Bedenklichkeit, daß ehe Mine Dene
würde, ihr Sohn sich mit der Fräulein S.
verheyrathen solte. Es ist nicht darum, son-

dern

Mine ſolte Dene werden. — Ein Engel,
ein Teufel. Herrmann nahm nicht nur den
Apfel vom verbotenen Baum und aß, ſon-
dern riß noch einen ganzen Aſt mit. Er
dankt’ in tiefſter Unterthaͤnigkeit fuͤr die gnaͤ-
dige Verſorgung, und es ward auf Treu
und Glauben verabredet und abgeſchloſſen,
daß Mine die erledigte Stelle der Dene ein-
nehmen ſolte.

Boͤſewichter! warum ſtarrte nicht euer
Kopf, da ihr dieſe Verraͤtherey, dieſen Mord,
dachtet, und eure Zunge, da ihr ihn aus-
ſpracht! Herrmann, deine Tochter! die Ge-
rechte! kannſt du verrathen und verkaufen?
Minen! die dir nicht mehr zugehoͤrt, ſondern
mir! Minen! — —

Herr v. E. brachte den Herrmann krum
und gebuͤckt zu ſeiner Mutter. Er trug die
Sach’ oͤffentlich vor, das heißt: in Gegen-
wart ſeiner Mutter und Denens, die nun
wohl einſahen warum? Sie laͤchelten beyde;
allein ſie fanden die Sach’ an ſich ſehr uͤber-
dacht. — Die Frau v. E. hatte nur noch die
eine Bedenklichkeit, daß ehe Mine Dene
wuͤrde, ihr Sohn ſich mit der Fraͤulein S.
verheyrathen ſolte. Es iſt nicht darum, ſon-

dern
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[315/0323] Mine ſolte Dene werden. — Ein Engel, ein Teufel. Herrmann nahm nicht nur den Apfel vom verbotenen Baum und aß, ſon- dern riß noch einen ganzen Aſt mit. Er dankt’ in tiefſter Unterthaͤnigkeit fuͤr die gnaͤ- dige Verſorgung, und es ward auf Treu und Glauben verabredet und abgeſchloſſen, daß Mine die erledigte Stelle der Dene ein- nehmen ſolte. Boͤſewichter! warum ſtarrte nicht euer Kopf, da ihr dieſe Verraͤtherey, dieſen Mord, dachtet, und eure Zunge, da ihr ihn aus- ſpracht! Herrmann, deine Tochter! die Ge- rechte! kannſt du verrathen und verkaufen? Minen! die dir nicht mehr zugehoͤrt, ſondern mir! Minen! — — Herr v. E. brachte den Herrmann krum und gebuͤckt zu ſeiner Mutter. Er trug die Sach’ oͤffentlich vor, das heißt: in Gegen- wart ſeiner Mutter und Denens, die nun wohl einſahen warum? Sie laͤchelten beyde; allein ſie fanden die Sach’ an ſich ſehr uͤber- dacht. — Die Frau v. E. hatte nur noch die eine Bedenklichkeit, daß ehe Mine Dene wuͤrde, ihr Sohn ſich mit der Fraͤulein S. verheyrathen ſolte. Es iſt nicht darum, ſon- dern

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/323>, abgerufen am 25.11.2024.