Gegend sehen, und nicht wenigstens darauf athmen? und sich freuen, daß man athmen kann? Die gnädige Wittwe holte sehr tief Athem, und ward durch diese und dergleichen Unterredungen, die alle ergaben, daß Herr v. E. ein großer Verehrer von schönen Gegen- den war, zur eigentlichen Materie gebracht. Du weißt, mein Kind, fieng sie an, was dein seliger Vater wegen der Fräulein S. noch bey seinen Lebetagen berichtiget. -- Du weißt, daß dein Herz und deine Hand vergeben sind, und wenn du diese Gegend, die dir bald ei- genthümlich zugehören soll, mehr in Erwä- gung gezogen, ich wette du hättest deine Mut- ter nicht so lange warten lassen. -- Im Te- stament denkt' er an diese deine Verlobte, welche dich mehr liebet, als du dir vorstellen kannst. Sein lezter Wille setzet fest, hier nahm sie ihren Sohn, um sich mit ihm die- ses Testaments wegen, zur vertraulichen Un- terredung einzuschließen. -- --
Herrmann hatte Gelegenheit, mit seiner Dene eine gleich vertrauliche Unterredung an- zustellen, bei der es beynah bis zum B. ge- kommen wäre. Es war dieses im eigentlichen Sinn für Herrmann ein Schäferstündchen -- denn er liebte, er liebte brennend -- nicht
Denen,
Gegend ſehen, und nicht wenigſtens darauf athmen? und ſich freuen, daß man athmen kann? Die gnaͤdige Wittwe holte ſehr tief Athem, und ward durch dieſe und dergleichen Unterredungen, die alle ergaben, daß Herr v. E. ein großer Verehrer von ſchoͤnen Gegen- den war, zur eigentlichen Materie gebracht. Du weißt, mein Kind, fieng ſie an, was dein ſeliger Vater wegen der Fraͤulein S. noch bey ſeinen Lebetagen berichtiget. — Du weißt, daß dein Herz und deine Hand vergeben ſind, und wenn du dieſe Gegend, die dir bald ei- genthuͤmlich zugehoͤren ſoll, mehr in Erwaͤ- gung gezogen, ich wette du haͤtteſt deine Mut- ter nicht ſo lange warten laſſen. — Im Te- ſtament denkt’ er an dieſe deine Verlobte, welche dich mehr liebet, als du dir vorſtellen kannſt. Sein lezter Wille ſetzet feſt, hier nahm ſie ihren Sohn, um ſich mit ihm die- ſes Teſtaments wegen, zur vertraulichen Un- terredung einzuſchließen. — —
Herrmann hatte Gelegenheit, mit ſeiner Dene eine gleich vertrauliche Unterredung an- zuſtellen, bei der es beynah bis zum B. ge- kommen waͤre. Es war dieſes im eigentlichen Sinn fuͤr Herrmann ein Schaͤferſtuͤndchen — denn er liebte, er liebte brennend — nicht
Denen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0311"n="303"/>
Gegend ſehen, und nicht wenigſtens darauf<lb/>
athmen? und ſich freuen, daß man athmen<lb/>
kann? Die gnaͤdige Wittwe holte ſehr tief<lb/>
Athem, und ward durch dieſe und dergleichen<lb/>
Unterredungen, die alle ergaben, daß Herr<lb/>
v. E. ein großer Verehrer von ſchoͤnen Gegen-<lb/>
den war, zur eigentlichen Materie gebracht.<lb/>
Du weißt, mein Kind, fieng ſie an, was dein<lb/>ſeliger Vater wegen der Fraͤulein S. noch bey<lb/>ſeinen Lebetagen berichtiget. — Du weißt,<lb/>
daß dein Herz und deine Hand vergeben ſind,<lb/>
und wenn du dieſe Gegend, die dir bald ei-<lb/>
genthuͤmlich zugehoͤren ſoll, mehr in Erwaͤ-<lb/>
gung gezogen, ich wette du haͤtteſt deine Mut-<lb/>
ter nicht ſo lange warten laſſen. — Im Te-<lb/>ſtament denkt’ er an dieſe deine Verlobte,<lb/>
welche dich mehr liebet, als du dir vorſtellen<lb/>
kannſt. Sein lezter Wille ſetzet feſt, hier<lb/>
nahm ſie ihren Sohn, um ſich mit ihm die-<lb/>ſes Teſtaments wegen, zur vertraulichen Un-<lb/>
terredung einzuſchließen. ——</p><lb/><p>Herrmann hatte Gelegenheit, mit ſeiner<lb/>
Dene eine gleich vertrauliche Unterredung an-<lb/>
zuſtellen, bei der es beynah bis zum B. ge-<lb/>
kommen waͤre. Es war dieſes im eigentlichen<lb/>
Sinn fuͤr Herrmann ein Schaͤferſtuͤndchen —<lb/>
denn er liebte, er liebte brennend — nicht<lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Denen,</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[303/0311]
Gegend ſehen, und nicht wenigſtens darauf
athmen? und ſich freuen, daß man athmen
kann? Die gnaͤdige Wittwe holte ſehr tief
Athem, und ward durch dieſe und dergleichen
Unterredungen, die alle ergaben, daß Herr
v. E. ein großer Verehrer von ſchoͤnen Gegen-
den war, zur eigentlichen Materie gebracht.
Du weißt, mein Kind, fieng ſie an, was dein
ſeliger Vater wegen der Fraͤulein S. noch bey
ſeinen Lebetagen berichtiget. — Du weißt,
daß dein Herz und deine Hand vergeben ſind,
und wenn du dieſe Gegend, die dir bald ei-
genthuͤmlich zugehoͤren ſoll, mehr in Erwaͤ-
gung gezogen, ich wette du haͤtteſt deine Mut-
ter nicht ſo lange warten laſſen. — Im Te-
ſtament denkt’ er an dieſe deine Verlobte,
welche dich mehr liebet, als du dir vorſtellen
kannſt. Sein lezter Wille ſetzet feſt, hier
nahm ſie ihren Sohn, um ſich mit ihm die-
ſes Teſtaments wegen, zur vertraulichen Un-
terredung einzuſchließen. — —
Herrmann hatte Gelegenheit, mit ſeiner
Dene eine gleich vertrauliche Unterredung an-
zuſtellen, bei der es beynah bis zum B. ge-
kommen waͤre. Es war dieſes im eigentlichen
Sinn fuͤr Herrmann ein Schaͤferſtuͤndchen —
denn er liebte, er liebte brennend — nicht
Denen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/311>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.