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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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führt' ihn, Minen seine Heyrath rund aus
zu entdecken. Das gute Mädchen hörte
keine Neuigkeit; allein sie konnte nicht um-
hin, ihm im Hintergrunde des Gemäldes,
das so schön in seiner Erzählung aussah,
die Fehler zu zeigen. Die Sache war in-
dessen nach ihrer Meynung zu weit gekom-
men, als daß sie sich lange bei diesen Feh-
lern im Hintergrunde verweilte. --

Mine hatte durch ihrer Hände Arbeit
sich schon seit der Zeit, daß ihr Vater De-
nens
wegen die Schulanstalten aufgehoben,
beinah allein erhalten. -- Jetzt brachte sie
von diesem ihrem kümmerlich ernähten Ver-
dienst, von freyen Stücken etwas in den
Plan zur Aufnahme, ohne sich einst darüber
ein Verdienst zuzueignen, und es dem Va-
ter zu entdecken. Das gute Kind! -- Der
feyerliche Tag erschien, den Sara und Ha-
gar zum Besuch bestimmt hatten. Der alte
Herr konnte diesen Mittag nicht eßen nicht
trinken, er blies selbst den Staub ab, wo
er noch Staub in dem Zimmer entdeckte,
und vergaß so sehr, daß er Litteratus war,
daß er Holz gespalten haben würde, wenn
es auf diesen Umstand bei Minens Plan an-
gekommen wäre. -- Er trug nicht tagtäglich

Man-

fuͤhrt’ ihn, Minen ſeine Heyrath rund aus
zu entdecken. Das gute Maͤdchen hoͤrte
keine Neuigkeit; allein ſie konnte nicht um-
hin, ihm im Hintergrunde des Gemaͤldes,
das ſo ſchoͤn in ſeiner Erzaͤhlung ausſah,
die Fehler zu zeigen. Die Sache war in-
deſſen nach ihrer Meynung zu weit gekom-
men, als daß ſie ſich lange bei dieſen Feh-
lern im Hintergrunde verweilte. —

Mine hatte durch ihrer Haͤnde Arbeit
ſich ſchon ſeit der Zeit, daß ihr Vater De-
nens
wegen die Schulanſtalten aufgehoben,
beinah allein erhalten. — Jetzt brachte ſie
von dieſem ihrem kuͤmmerlich ernaͤhten Ver-
dienſt, von freyen Stuͤcken etwas in den
Plan zur Aufnahme, ohne ſich einſt daruͤber
ein Verdienſt zuzueignen, und es dem Va-
ter zu entdecken. Das gute Kind! — Der
feyerliche Tag erſchien, den Sara und Ha-
gar zum Beſuch beſtimmt hatten. Der alte
Herr konnte dieſen Mittag nicht eßen nicht
trinken, er blies ſelbſt den Staub ab, wo
er noch Staub in dem Zimmer entdeckte,
und vergaß ſo ſehr, daß er Litteratus war,
daß er Holz geſpalten haben wuͤrde, wenn
es auf dieſen Umſtand bei Minens Plan an-
gekommen waͤre. — Er trug nicht tagtaͤglich

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[292/0300] fuͤhrt’ ihn, Minen ſeine Heyrath rund aus zu entdecken. Das gute Maͤdchen hoͤrte keine Neuigkeit; allein ſie konnte nicht um- hin, ihm im Hintergrunde des Gemaͤldes, das ſo ſchoͤn in ſeiner Erzaͤhlung ausſah, die Fehler zu zeigen. Die Sache war in- deſſen nach ihrer Meynung zu weit gekom- men, als daß ſie ſich lange bei dieſen Feh- lern im Hintergrunde verweilte. — Mine hatte durch ihrer Haͤnde Arbeit ſich ſchon ſeit der Zeit, daß ihr Vater De- nens wegen die Schulanſtalten aufgehoben, beinah allein erhalten. — Jetzt brachte ſie von dieſem ihrem kuͤmmerlich ernaͤhten Ver- dienſt, von freyen Stuͤcken etwas in den Plan zur Aufnahme, ohne ſich einſt daruͤber ein Verdienſt zuzueignen, und es dem Va- ter zu entdecken. Das gute Kind! — Der feyerliche Tag erſchien, den Sara und Ha- gar zum Beſuch beſtimmt hatten. Der alte Herr konnte dieſen Mittag nicht eßen nicht trinken, er blies ſelbſt den Staub ab, wo er noch Staub in dem Zimmer entdeckte, und vergaß ſo ſehr, daß er Litteratus war, daß er Holz geſpalten haben wuͤrde, wenn es auf dieſen Umſtand bei Minens Plan an- gekommen waͤre. — Er trug nicht tagtaͤglich Man-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/300>, abgerufen am 22.11.2024.