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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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nicht beßer, als ein Brautbett', ein Him-
melbette nennen kann; so erwiederte der
Tischler: "schöner Ausdruck!" Der gute
Tischler konnte den Sarg nicht aus Sinn
und Gedanken bringen, und selbst, da ihm
Herrmann ziemlich laut (er war hitzig ge-
worden,) gesagt hatte: "Ein Brautbette"
schüttelte der Tischler noch den Kopf -- und
dies Schütteln war dem Herrmann widriger,
als das vorige Misverständniß vom Him-
melbett'
, und von der Stirn, und von
munter und gesund.

In Rücksicht der Jahre hätte freylich
Herrmann eher an Sarg, als an Braut,
oder, wie man es gewöhnlich in Curland
nennt, an ein Himmelbette denken können;
wenigstens hätte Herrmann, der ein Weib,
wie unsere Mutter gehabt, eine andere, der
Seligen -- und ihm anständigere Wahl
treffen sollen. Ich will, um aller Parthey-
lichkeit auszuweichen, an seine Tochter nicht
denken, obgleich auch Töchter, wenn sie
wie Mine sind, hiebey einen Blick verdie-
nen. --

Seine Schöne war eine Person, die sich
in der Nachbarschaft, Gott weiß wie! ein
kleines Vermögen erworben hatte. Der

Un-

nicht beßer, als ein Brautbett’, ein Him-
melbette nennen kann; ſo erwiederte der
Tiſchler: „ſchoͤner Ausdruck!„ Der gute
Tiſchler konnte den Sarg nicht aus Sinn
und Gedanken bringen, und ſelbſt, da ihm
Herrmann ziemlich laut (er war hitzig ge-
worden,) geſagt hatte: „Ein Brautbette„
ſchuͤttelte der Tiſchler noch den Kopf — und
dies Schuͤtteln war dem Herrmann widriger,
als das vorige Misverſtaͤndniß vom Him-
melbett’
, und von der Stirn, und von
munter und geſund.

In Ruͤckſicht der Jahre haͤtte freylich
Herrmann eher an Sarg, als an Braut,
oder, wie man es gewoͤhnlich in Curland
nennt, an ein Himmelbette denken koͤnnen;
wenigſtens haͤtte Herrmann, der ein Weib,
wie unſere Mutter gehabt, eine andere, der
Seligen — und ihm anſtaͤndigere Wahl
treffen ſollen. Ich will, um aller Parthey-
lichkeit auszuweichen, an ſeine Tochter nicht
denken, obgleich auch Toͤchter, wenn ſie
wie Mine ſind, hiebey einen Blick verdie-
nen. —

Seine Schoͤne war eine Perſon, die ſich
in der Nachbarſchaft, Gott weiß wie! ein
kleines Vermoͤgen erworben hatte. Der

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[282/0290] nicht beßer, als ein Brautbett’, ein Him- melbette nennen kann; ſo erwiederte der Tiſchler: „ſchoͤner Ausdruck!„ Der gute Tiſchler konnte den Sarg nicht aus Sinn und Gedanken bringen, und ſelbſt, da ihm Herrmann ziemlich laut (er war hitzig ge- worden,) geſagt hatte: „Ein Brautbette„ ſchuͤttelte der Tiſchler noch den Kopf — und dies Schuͤtteln war dem Herrmann widriger, als das vorige Misverſtaͤndniß vom Him- melbett’, und von der Stirn, und von munter und geſund. In Ruͤckſicht der Jahre haͤtte freylich Herrmann eher an Sarg, als an Braut, oder, wie man es gewoͤhnlich in Curland nennt, an ein Himmelbette denken koͤnnen; wenigſtens haͤtte Herrmann, der ein Weib, wie unſere Mutter gehabt, eine andere, der Seligen — und ihm anſtaͤndigere Wahl treffen ſollen. Ich will, um aller Parthey- lichkeit auszuweichen, an ſeine Tochter nicht denken, obgleich auch Toͤchter, wenn ſie wie Mine ſind, hiebey einen Blick verdie- nen. — Seine Schoͤne war eine Perſon, die ſich in der Nachbarſchaft, Gott weiß wie! ein kleines Vermoͤgen erworben hatte. Der Un-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/290>, abgerufen am 22.11.2024.