nere Zeit haben würde. Gottlob! Diese ge- legene Zeit ist gekommen. Die Sprachen, die ich angefangen, setzt' ich fort, in so weit es von ihnen und mir heißen konnte: der Schmidt hat mehr, als eine Zange. Ich wün- sche, daß sie ihre Zeit gut anwenden mögen, war damals in dem Munde eines Profeßors, wenn er mit einem Studenten sprach, so viel, als guten Morgen, guten Abend und gute Nacht! -- Die Pietisten setzten hinzu: Gott segne ihre Studia, und mehr, als dies, weiß ich von diesen Leuten nicht zu sagen. --
Se. Spektabilität nannten mich, wo sie mich reichen konnten, den curschen Philoso- phen und empfohlen mich ihren Herren Col- legen, wo ich nicht viel Grosväter fand; in- dessen wünschten alle, daß ich meine Zeit gut anwenden, und daß Gott meine Studia seg- nen mögte! Wenn sie zum Inpietismus ge- hörten, blieb der eingliedrige Segen weg. --
Froh denk ich noch heut, (es ist eben Michaelstag,) an diese akademische Zeit, und rufe mit dem guten Drosselpastor: viuat Aca- demia! Mir fehlte nichts, als Mine, der Kirchhof, das Wäldchen, und die andre hei- lige Oerter, wozu noch die gründicke Laube des Bekannten gekommen war; indessen er-
setzte
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nere Zeit haben wuͤrde. Gottlob! Dieſe ge- legene Zeit iſt gekommen. Die Sprachen, die ich angefangen, ſetzt’ ich fort, in ſo weit es von ihnen und mir heißen konnte: der Schmidt hat mehr, als eine Zange. Ich wuͤn- ſche, daß ſie ihre Zeit gut anwenden moͤgen, war damals in dem Munde eines Profeßors, wenn er mit einem Studenten ſprach, ſo viel, als guten Morgen, guten Abend und gute Nacht! — Die Pietiſten ſetzten hinzu: Gott ſegne ihre Studia, und mehr, als dies, weiß ich von dieſen Leuten nicht zu ſagen. —
Se. Spektabilitaͤt nannten mich, wo ſie mich reichen konnten, den curſchen Philoſo- phen und empfohlen mich ihren Herren Col- legen, wo ich nicht viel Grosvaͤter fand; in- deſſen wuͤnſchten alle, daß ich meine Zeit gut anwenden, und daß Gott meine Studia ſeg- nen moͤgte! Wenn ſie zum Inpietismus ge- hoͤrten, blieb der eingliedrige Segen weg. —
Froh denk ich noch heut, (es iſt eben Michaelstag,) an dieſe akademiſche Zeit, und rufe mit dem guten Droſſelpaſtor: viuat Aca- demia! Mir fehlte nichts, als Mine, der Kirchhof, das Waͤldchen, und die andre hei- lige Oerter, wozu noch die gruͤndicke Laube des Bekannten gekommen war; indeſſen er-
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nere Zeit haben wuͤrde. Gottlob! Dieſe ge-
legene Zeit iſt gekommen. Die Sprachen,
die ich angefangen, ſetzt’ ich fort, in ſo weit
es von ihnen und mir heißen konnte: der
Schmidt hat mehr, als eine Zange. Ich wuͤn-
ſche, daß ſie ihre Zeit gut anwenden moͤgen,
war damals in dem Munde eines Profeßors,
wenn er mit einem Studenten ſprach, ſo viel,
als guten Morgen, guten Abend und gute
Nacht! — Die Pietiſten ſetzten hinzu: Gott
ſegne ihre Studia, und mehr, als dies, weiß
ich von dieſen Leuten nicht zu ſagen. —
Se. Spektabilitaͤt nannten mich, wo ſie
mich reichen konnten, den curſchen Philoſo-
phen und empfohlen mich ihren Herren Col-
legen, wo ich nicht viel Grosvaͤter fand; in-
deſſen wuͤnſchten alle, daß ich meine Zeit gut
anwenden, und daß Gott meine Studia ſeg-
nen moͤgte! Wenn ſie zum Inpietismus ge-
hoͤrten, blieb der eingliedrige Segen weg. —
Froh denk ich noch heut, (es iſt eben
Michaelstag,) an dieſe akademiſche Zeit, und
rufe mit dem guten Droſſelpaſtor: viuat Aca-
demia! Mir fehlte nichts, als Mine, der
Kirchhof, das Waͤldchen, und die andre hei-
lige Oerter, wozu noch die gruͤndicke Laube
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/273>, abgerufen am 22.11.2024.
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