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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Mich müßte der Teufel plagen, setzte der
Abschiedsredner fort, ein Mädchen in Kö-
nigsberg zu heyrathen, wo Curländer grad'
über logirt haben! -- Ihr werdet Wunder
sehen! und glauben! Schaut die andern selbst,
von denen ich mich, nach dem fatalen Gefech-
te, scheiden mußte, auch die noch Licht! --
Wenn es angeht, schränke sich jeder auf zwey
ein, damit kann man bestehen und bey Ehren
bleiben, einer das rechte, der andern das linke
Auge! -- --

Wie wenig ich von dieser Uebergabe Ge-
brauch gemacht, darf ich nicht bemerken. --
Herr v. G. vergaß zwar seine Dorfdirne, seine
schmucke Trine, nicht; indessen legt' er sich
dennoch, wenn er nicht zu jagdmüde war, ins
Fenster, und dann hatt' er sie, nach seinem
etwas jagdfreyen Ausdruck, wie am Rosen-
kranz! -- Ich habe mich nie in Liebeshändel
andrer Leute gemischt, nur das konnte mir
nicht verborgen bleiben, daß er seine übrige
Zeit (er hatt' indessen nicht viel übrig,) den
beyden von unserm Vorgänger beschriebenen
Mädchens schenkte, mit denen er, wie er zu
sagen pflegte, so ziemlich bekannt wäre. --
Sie sind, sagt' er, meine Dorfdirn' in man-
gelhafter Copie; allein mich soll der Teufel

beym

Mich muͤßte der Teufel plagen, ſetzte der
Abſchiedsredner fort, ein Maͤdchen in Koͤ-
nigsberg zu heyrathen, wo Curlaͤnder grad’
uͤber logirt haben! — Ihr werdet Wunder
ſehen! und glauben! Schaut die andern ſelbſt,
von denen ich mich, nach dem fatalen Gefech-
te, ſcheiden mußte, auch die noch Licht! —
Wenn es angeht, ſchraͤnke ſich jeder auf zwey
ein, damit kann man beſtehen und bey Ehren
bleiben, einer das rechte, der andern das linke
Auge! — —

Wie wenig ich von dieſer Uebergabe Ge-
brauch gemacht, darf ich nicht bemerken. —
Herr v. G. vergaß zwar ſeine Dorfdirne, ſeine
ſchmucke Trine, nicht; indeſſen legt’ er ſich
dennoch, wenn er nicht zu jagdmuͤde war, ins
Fenſter, und dann hatt’ er ſie, nach ſeinem
etwas jagdfreyen Ausdruck, wie am Roſen-
kranz! — Ich habe mich nie in Liebeshaͤndel
andrer Leute gemiſcht, nur das konnte mir
nicht verborgen bleiben, daß er ſeine uͤbrige
Zeit (er hatt’ indeſſen nicht viel uͤbrig,) den
beyden von unſerm Vorgaͤnger beſchriebenen
Maͤdchens ſchenkte, mit denen er, wie er zu
ſagen pflegte, ſo ziemlich bekannt waͤre. —
Sie ſind, ſagt’ er, meine Dorfdirn’ in man-
gelhafter Copie; allein mich ſoll der Teufel

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[262/0270] Mich muͤßte der Teufel plagen, ſetzte der Abſchiedsredner fort, ein Maͤdchen in Koͤ- nigsberg zu heyrathen, wo Curlaͤnder grad’ uͤber logirt haben! — Ihr werdet Wunder ſehen! und glauben! Schaut die andern ſelbſt, von denen ich mich, nach dem fatalen Gefech- te, ſcheiden mußte, auch die noch Licht! — Wenn es angeht, ſchraͤnke ſich jeder auf zwey ein, damit kann man beſtehen und bey Ehren bleiben, einer das rechte, der andern das linke Auge! — — Wie wenig ich von dieſer Uebergabe Ge- brauch gemacht, darf ich nicht bemerken. — Herr v. G. vergaß zwar ſeine Dorfdirne, ſeine ſchmucke Trine, nicht; indeſſen legt’ er ſich dennoch, wenn er nicht zu jagdmuͤde war, ins Fenſter, und dann hatt’ er ſie, nach ſeinem etwas jagdfreyen Ausdruck, wie am Roſen- kranz! — Ich habe mich nie in Liebeshaͤndel andrer Leute gemiſcht, nur das konnte mir nicht verborgen bleiben, daß er ſeine uͤbrige Zeit (er hatt’ indeſſen nicht viel uͤbrig,) den beyden von unſerm Vorgaͤnger beſchriebenen Maͤdchens ſchenkte, mit denen er, wie er zu ſagen pflegte, ſo ziemlich bekannt waͤre. — Sie ſind, ſagt’ er, meine Dorfdirn’ in man- gelhafter Copie; allein mich ſoll der Teufel beym

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/270>, abgerufen am 22.11.2024.