auch Bebungen versteht. Schau, wie sie die Laute hält, und wie sie den Ordensband sich so leicht umhängt, als flöß' er, Bruder! -- Die Laut' ist an sich ein so gutherziges In- strument! Amalia traurte jüngst, und da kam die Weiße ihres Arms aus der Dunkelheit so abstechend hervor, daß ich sitzen blieb, wie vom Schlage gerührt. Hast du bemerkt, wenn das Hemd' auf dem Busen eines Dorfmäd- chens sich einen Finger breit verschiebt und bey dem sonnenschwarzen Busen den weißen Fleck verräth! -- Das, sagte Herr v. G., hab ich bemerkt, meine Leser wissen wo?
Die, sagt' unser Mahler zum Herrn v. G., die in diesem Hause! Bruder, schwarz Haar, wie Ebenholz! Ein Auge, das immer drey Schritt weiter gieng, als meines, so stark auch meines zudrang. -- Ein Busen! zehntau- send Liebesgötter tanzten darauf. -- Pfui, sagte Herr v. G., was muß das für ein Busen seyn! Unser Reisende hatte Mühe, ihn mit dem Busen und den Liebesgöttern auszusöh- nen, die er auf zehn reducirte, wobey sich am Ende Herr v. G. zufrieden gab. Bey deiner lebt man, bey des -- (auf mich) stirbt man. Bey deiner hält man sich gerade, denn sie ist eine Göttin. Man sieht gen Himmel --
Bey
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auch Bebungen verſteht. Schau, wie ſie die Laute haͤlt, und wie ſie den Ordensband ſich ſo leicht umhaͤngt, als floͤß’ er, Bruder! — Die Laut’ iſt an ſich ein ſo gutherziges In- ſtrument! Amalia traurte juͤngſt, und da kam die Weiße ihres Arms aus der Dunkelheit ſo abſtechend hervor, daß ich ſitzen blieb, wie vom Schlage geruͤhrt. Haſt du bemerkt, wenn das Hemd’ auf dem Buſen eines Dorfmaͤd- chens ſich einen Finger breit verſchiebt und bey dem ſonnenſchwarzen Buſen den weißen Fleck verraͤth! — Das, ſagte Herr v. G., hab ich bemerkt, meine Leſer wiſſen wo?
Die, ſagt’ unſer Mahler zum Herrn v. G., die in dieſem Hauſe! Bruder, ſchwarz Haar, wie Ebenholz! Ein Auge, das immer drey Schritt weiter gieng, als meines, ſo ſtark auch meines zudrang. — Ein Buſen! zehntau- ſend Liebesgoͤtter tanzten darauf. — Pfui, ſagte Herr v. G., was muß das fuͤr ein Buſen ſeyn! Unſer Reiſende hatte Muͤhe, ihn mit dem Buſen und den Liebesgoͤttern auszuſoͤh- nen, die er auf zehn reducirte, wobey ſich am Ende Herr v. G. zufrieden gab. Bey deiner lebt man, bey des — (auf mich) ſtirbt man. Bey deiner haͤlt man ſich gerade, denn ſie iſt eine Goͤttin. Man ſieht gen Himmel —
Bey
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auch Bebungen verſteht. Schau, wie ſie die
Laute haͤlt, und wie ſie den Ordensband ſich
ſo leicht umhaͤngt, als floͤß’ er, Bruder! —
Die Laut’ iſt an ſich ein ſo gutherziges In-
ſtrument! Amalia traurte juͤngſt, und da kam
die Weiße ihres Arms aus der Dunkelheit ſo
abſtechend hervor, daß ich ſitzen blieb, wie
vom Schlage geruͤhrt. Haſt du bemerkt, wenn
das Hemd’ auf dem Buſen eines Dorfmaͤd-
chens ſich einen Finger breit verſchiebt und bey
dem ſonnenſchwarzen Buſen den weißen Fleck
verraͤth! — Das, ſagte Herr v. G., hab
ich bemerkt, meine Leſer wiſſen wo?
Die, ſagt’ unſer Mahler zum Herrn v. G.,
die in dieſem Hauſe! Bruder, ſchwarz Haar,
wie Ebenholz! Ein Auge, das immer drey
Schritt weiter gieng, als meines, ſo ſtark auch
meines zudrang. — Ein Buſen! zehntau-
ſend Liebesgoͤtter tanzten darauf. — Pfui, ſagte
Herr v. G., was muß das fuͤr ein Buſen
ſeyn! Unſer Reiſende hatte Muͤhe, ihn mit
dem Buſen und den Liebesgoͤttern auszuſoͤh-
nen, die er auf zehn reducirte, wobey ſich am
Ende Herr v. G. zufrieden gab. Bey deiner
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/267>, abgerufen am 22.11.2024.
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