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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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der zwölf Tafeln wegen, ein votum decisi-
uum
wär' eingeräumet worden.

Bald hätt' ich Sr. Magnificenz vergessen,
wohin uns Se. Spektabilität sandten. Gott
verzeih mir meine Sünd' ich dachte, von Pi-
latus zu Herodes. --

Se. Magnificenz sahen den weißen Stein,
den wir aus den Händen Sr. Spektabilität
mit hatten, und wollten uns anfänglich auf
den Stein und Bein des Albrechts, Stifters
dieser hohen Schule, schwören lassen; allein sie
besannen sich eines andern, eines bessern, und
verwandelten den Eid in einen Handschlag --
worauf wir die akademische Gesetze erhielten,
und mit großen Siegeln zu den lieben Unsri-
gen nach Hause kehrten, wo uns die Lands-
manschaft mit einem curschen Liedchen bewill-
kommete. Jede Strophe ward mit einem
Lihgo oder Frohlocken beschloßen. Es war
mir, als wär' ich mit dem Ritter Jachins
und seinen Leuten zusammen! --

Unsere Landsleute besahen die großen
Siegel und die Schriften, als wenn sie ihnen
was Neues wären, und bliesen den Sand
von unsern Taufscheinen. -- -- Kinder,
hieß es am Ende, ihr kriegt darauf nicht ei-
nen Dreyer geborgt. -- --

Ich

der zwoͤlf Tafeln wegen, ein votum deciſi-
uum
waͤr’ eingeraͤumet worden.

Bald haͤtt’ ich Sr. Magnificenz vergeſſen,
wohin uns Se. Spektabilitaͤt ſandten. Gott
verzeih mir meine Suͤnd’ ich dachte, von Pi-
latus zu Herodes. —

Se. Magnificenz ſahen den weißen Stein,
den wir aus den Haͤnden Sr. Spektabilitaͤt
mit hatten, und wollten uns anfaͤnglich auf
den Stein und Bein des Albrechts, Stifters
dieſer hohen Schule, ſchwoͤren laſſen; allein ſie
beſannen ſich eines andern, eines beſſern, und
verwandelten den Eid in einen Handſchlag —
worauf wir die akademiſche Geſetze erhielten,
und mit großen Siegeln zu den lieben Unſri-
gen nach Hauſe kehrten, wo uns die Lands-
manſchaft mit einem curſchen Liedchen bewill-
kommete. Jede Strophe ward mit einem
Lihgo oder Frohlocken beſchloßen. Es war
mir, als waͤr’ ich mit dem Ritter Jachins
und ſeinen Leuten zuſammen! —

Unſere Landsleute beſahen die großen
Siegel und die Schriften, als wenn ſie ihnen
was Neues waͤren, und blieſen den Sand
von unſern Taufſcheinen. — — Kinder,
hieß es am Ende, ihr kriegt darauf nicht ei-
nen Dreyer geborgt. — —

Ich
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[254/0262] der zwoͤlf Tafeln wegen, ein votum deciſi- uum waͤr’ eingeraͤumet worden. Bald haͤtt’ ich Sr. Magnificenz vergeſſen, wohin uns Se. Spektabilitaͤt ſandten. Gott verzeih mir meine Suͤnd’ ich dachte, von Pi- latus zu Herodes. — Se. Magnificenz ſahen den weißen Stein, den wir aus den Haͤnden Sr. Spektabilitaͤt mit hatten, und wollten uns anfaͤnglich auf den Stein und Bein des Albrechts, Stifters dieſer hohen Schule, ſchwoͤren laſſen; allein ſie beſannen ſich eines andern, eines beſſern, und verwandelten den Eid in einen Handſchlag — worauf wir die akademiſche Geſetze erhielten, und mit großen Siegeln zu den lieben Unſri- gen nach Hauſe kehrten, wo uns die Lands- manſchaft mit einem curſchen Liedchen bewill- kommete. Jede Strophe ward mit einem Lihgo oder Frohlocken beſchloßen. Es war mir, als waͤr’ ich mit dem Ritter Jachins und ſeinen Leuten zuſammen! — Unſere Landsleute beſahen die großen Siegel und die Schriften, als wenn ſie ihnen was Neues waͤren, und blieſen den Sand von unſern Taufſcheinen. — — Kinder, hieß es am Ende, ihr kriegt darauf nicht ei- nen Dreyer geborgt. — — Ich

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/262>, abgerufen am 22.11.2024.