Dieser Streit war wohl gewiß generis feminini, und die Frau Mutter? =
Ich. Wenn sie daran Theil nahm, so geschah' es blos, um den Akademien Ruhm, Preiß und Ehre zu geben, und Stärk und Kraft; denn sie behauptete, daß das Para- dies die erste Universität gewesen, weil die ersten Eltern relegirt worden. --
Der neue Grosvater lachte herzlich über diesen Einfall und -- machte mir viele Complimente auf Rech- nung meiner lieben Landsleute.
Der eine der Landsleute, der uns zu Sr. Spektabilität begleitet hatte, war die ganze Zeit über in Seelennoth gewesen. -- Es waren ihm alles böhmische Wälder, bis auf den Casimirus den IV ten König von Pohlen, welcher vom König' in Schweden Carolo Canuto in Danzig examinirt ward, und mit seinem ganzen Hofstaat kein Latein verstand. Diesen König kannt' er par renom- mee; alles übrige war ihm dicke Finster- niß. Er erzählte mir beym Weggehen, daß er gefürchtet hätte, der Profeßor würd' ihn aus Höflichkeit ein Wörtchen mitfragen. -- und wenn, sagt' ich?
Bru-
Dieſer Streit war wohl gewiß generis feminini, und die Frau Mutter? =
Ich. Wenn ſie daran Theil nahm, ſo geſchah’ es blos, um den Akademien Ruhm, Preiß und Ehre zu geben, und Staͤrk und Kraft; denn ſie behauptete, daß das Para- dies die erſte Univerſitaͤt geweſen, weil die erſten Eltern relegirt worden. —
Der neue Grosvater lachte herzlich uͤber dieſen Einfall und — machte mir viele Complimente auf Rech- nung meiner lieben Landsleute.
Der eine der Landsleute, der uns zu Sr. Spektabilitaͤt begleitet hatte, war die ganze Zeit uͤber in Seelennoth geweſen. — Es waren ihm alles boͤhmiſche Waͤlder, bis auf den Caſimirus den IV ten Koͤnig von Pohlen, welcher vom Koͤnig’ in Schweden Carolo Canuto in Danzig examinirt ward, und mit ſeinem ganzen Hofſtaat kein Latein verſtand. Dieſen Koͤnig kannt’ er par renom- mée; alles uͤbrige war ihm dicke Finſter- niß. Er erzaͤhlte mir beym Weggehen, daß er gefuͤrchtet haͤtte, der Profeßor wuͤrd’ ihn aus Hoͤflichkeit ein Woͤrtchen mitfragen. — und wenn, ſagt’ ich?
Bru-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0259"n="251"/><p>Dieſer Streit war wohl gewiß <hirendition="#aq">generis<lb/>
feminini,</hi> und die Frau Mutter? =</p><lb/><p><hirendition="#fr">Ich.</hi> Wenn ſie daran Theil nahm, ſo<lb/>
geſchah’ es blos, um den Akademien Ruhm,<lb/>
Preiß und Ehre zu geben, und Staͤrk und<lb/>
Kraft; denn ſie behauptete, daß das Para-<lb/>
dies die erſte Univerſitaͤt geweſen, weil die<lb/>
erſten Eltern relegirt worden. —</p><lb/><p>Der neue Grosvater lachte herzlich uͤber<lb/>
dieſen Einfall und —<lb/><hirendition="#et">machte mir viele Complimente auf Rech-<lb/>
nung meiner lieben Landsleute.</hi></p><lb/><p>Der eine der Landsleute, der uns zu<lb/>
Sr. Spektabilitaͤt begleitet hatte, war die<lb/>
ganze Zeit uͤber in Seelennoth geweſen. —<lb/>
Es waren ihm alles boͤhmiſche Waͤlder, bis<lb/>
auf den <hirendition="#aq">Caſimirus</hi> den <hirendition="#aq">IV</hi> ten Koͤnig von<lb/>
Pohlen, welcher vom Koͤnig’ in Schweden<lb/><hirendition="#aq">Carolo Canuto</hi> in Danzig examinirt ward,<lb/>
und mit ſeinem ganzen Hofſtaat kein Latein<lb/>
verſtand. Dieſen Koͤnig kannt’ er <hirendition="#aq">par renom-<lb/>
mée;</hi> alles uͤbrige war ihm dicke Finſter-<lb/>
niß. Er erzaͤhlte mir beym Weggehen, daß<lb/>
er gefuͤrchtet haͤtte, der Profeßor wuͤrd’ ihn<lb/>
aus Hoͤflichkeit ein Woͤrtchen mitfragen. —<lb/><hirendition="#et">und wenn, ſagt’ ich?</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Bru-</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[251/0259]
Dieſer Streit war wohl gewiß generis
feminini, und die Frau Mutter? =
Ich. Wenn ſie daran Theil nahm, ſo
geſchah’ es blos, um den Akademien Ruhm,
Preiß und Ehre zu geben, und Staͤrk und
Kraft; denn ſie behauptete, daß das Para-
dies die erſte Univerſitaͤt geweſen, weil die
erſten Eltern relegirt worden. —
Der neue Grosvater lachte herzlich uͤber
dieſen Einfall und —
machte mir viele Complimente auf Rech-
nung meiner lieben Landsleute.
Der eine der Landsleute, der uns zu
Sr. Spektabilitaͤt begleitet hatte, war die
ganze Zeit uͤber in Seelennoth geweſen. —
Es waren ihm alles boͤhmiſche Waͤlder, bis
auf den Caſimirus den IV ten Koͤnig von
Pohlen, welcher vom Koͤnig’ in Schweden
Carolo Canuto in Danzig examinirt ward,
und mit ſeinem ganzen Hofſtaat kein Latein
verſtand. Dieſen Koͤnig kannt’ er par renom-
mée; alles uͤbrige war ihm dicke Finſter-
niß. Er erzaͤhlte mir beym Weggehen, daß
er gefuͤrchtet haͤtte, der Profeßor wuͤrd’ ihn
aus Hoͤflichkeit ein Woͤrtchen mitfragen. —
und wenn, ſagt’ ich?
Bru-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/259>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.