che Schranken zurückgehalten werden. Dieses ist auch die Pflicht der Metaphysik. -- --
(Zehnmal fiengen Se. Spektabilität: quid est? an, und zehnmal macht' ich eine Verbeugung, um ihn vom Fragen ab- zubringen. --)
Das erste, was ich bey mir gewahr werde, ist das Bewußtseyn, dies ist kein be- sonderes Denken, sondern die Bedingung und die Form, unter der wir denkende We- sen sind. Wie schön bauen und würken nicht manche Thiere, wie nah kommen sie uns nicht auf die Seele; allein eins, was nicht ersetzt werden kann, das Bewußtseyn fehlt, und wahrlich es fehlt wenig! und es fehlt viel! Mein Reisegefehrt wolte wegen der Hunde einwenden; indessen konnt' er nichts mehr, als husten. --
Alles was da ist, ist im Raum und der Zeit. Raum und Zeit sind Formen der An- schauungen, sie gehn den Erscheinungen vor, wie das Formale dem Wesentlichen. Ich muß Zeit und Raum haben, damit, wenn Erscheinungen vorfallen, ich sie hinstellen und beherbergen könne. Die Objekte der äus- sern Sinne werden im Raum, die der in- nern Sinne, in der Zeit, angeschaut. Hier
ein
Q 4
che Schranken zuruͤckgehalten werden. Dieſes iſt auch die Pflicht der Metaphyſik. — —
(Zehnmal fiengen Se. Spektabilitaͤt: quid eſt? an, und zehnmal macht’ ich eine Verbeugung, um ihn vom Fragen ab- zubringen. —)
Das erſte, was ich bey mir gewahr werde, iſt das Bewußtſeyn, dies iſt kein be- ſonderes Denken, ſondern die Bedingung und die Form, unter der wir denkende We- ſen ſind. Wie ſchoͤn bauen und wuͤrken nicht manche Thiere, wie nah kommen ſie uns nicht auf die Seele; allein eins, was nicht erſetzt werden kann, das Bewußtſeyn fehlt, und wahrlich es fehlt wenig! und es fehlt viel! Mein Reiſegefehrt wolte wegen der Hunde einwenden; indeſſen konnt’ er nichts mehr, als huſten. —
Alles was da iſt, iſt im Raum und der Zeit. Raum und Zeit ſind Formen der An- ſchauungen, ſie gehn den Erſcheinungen vor, wie das Formale dem Weſentlichen. Ich muß Zeit und Raum haben, damit, wenn Erſcheinungen vorfallen, ich ſie hinſtellen und beherbergen koͤnne. Die Objekte der aͤuſ- ſern Sinne werden im Raum, die der in- nern Sinne, in der Zeit, angeſchaut. Hier
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che Schranken zuruͤckgehalten werden. Dieſes
iſt auch die Pflicht der Metaphyſik. — —
(Zehnmal fiengen Se. Spektabilitaͤt:
quid eſt? an, und zehnmal macht’ ich
eine Verbeugung, um ihn vom Fragen ab-
zubringen. —)
Das erſte, was ich bey mir gewahr
werde, iſt das Bewußtſeyn, dies iſt kein be-
ſonderes Denken, ſondern die Bedingung
und die Form, unter der wir denkende We-
ſen ſind. Wie ſchoͤn bauen und wuͤrken
nicht manche Thiere, wie nah kommen ſie
uns nicht auf die Seele; allein eins, was
nicht erſetzt werden kann, das Bewußtſeyn
fehlt, und wahrlich es fehlt wenig! und es
fehlt viel! Mein Reiſegefehrt wolte wegen
der Hunde einwenden; indeſſen konnt’ er
nichts mehr, als huſten. —
Alles was da iſt, iſt im Raum und der
Zeit. Raum und Zeit ſind Formen der An-
ſchauungen, ſie gehn den Erſcheinungen vor,
wie das Formale dem Weſentlichen. Ich
muß Zeit und Raum haben, damit, wenn
Erſcheinungen vorfallen, ich ſie hinſtellen
und beherbergen koͤnne. Die Objekte der aͤuſ-
ſern Sinne werden im Raum, die der in-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/255>, abgerufen am 22.11.2024.
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