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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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che Schranken zurückgehalten werden. Dieses
ist auch die Pflicht der Metaphysik. -- --

(Zehnmal fiengen Se. Spektabilität:
quid est? an, und zehnmal macht' ich
eine Verbeugung, um ihn vom Fragen ab-
zubringen. --)

Das erste, was ich bey mir gewahr
werde, ist das Bewußtseyn, dies ist kein be-
sonderes Denken, sondern die Bedingung
und die Form, unter der wir denkende We-
sen sind. Wie schön bauen und würken
nicht manche Thiere, wie nah kommen sie
uns nicht auf die Seele; allein eins, was
nicht ersetzt werden kann, das Bewußtseyn
fehlt, und wahrlich es fehlt wenig! und es
fehlt viel! Mein Reisegefehrt wolte wegen
der Hunde einwenden; indessen konnt' er
nichts mehr, als husten. --

Alles was da ist, ist im Raum und der
Zeit. Raum und Zeit sind Formen der An-
schauungen, sie gehn den Erscheinungen vor,
wie das Formale dem Wesentlichen. Ich
muß Zeit und Raum haben, damit, wenn
Erscheinungen vorfallen, ich sie hinstellen
und beherbergen könne. Die Objekte der äus-
sern Sinne werden im Raum, die der in-
nern Sinne, in der Zeit, angeschaut. Hier

ein
Q 4

che Schranken zuruͤckgehalten werden. Dieſes
iſt auch die Pflicht der Metaphyſik. — —

(Zehnmal fiengen Se. Spektabilitaͤt:
quid eſt? an, und zehnmal macht’ ich
eine Verbeugung, um ihn vom Fragen ab-
zubringen. —)

Das erſte, was ich bey mir gewahr
werde, iſt das Bewußtſeyn, dies iſt kein be-
ſonderes Denken, ſondern die Bedingung
und die Form, unter der wir denkende We-
ſen ſind. Wie ſchoͤn bauen und wuͤrken
nicht manche Thiere, wie nah kommen ſie
uns nicht auf die Seele; allein eins, was
nicht erſetzt werden kann, das Bewußtſeyn
fehlt, und wahrlich es fehlt wenig! und es
fehlt viel! Mein Reiſegefehrt wolte wegen
der Hunde einwenden; indeſſen konnt’ er
nichts mehr, als huſten. —

Alles was da iſt, iſt im Raum und der
Zeit. Raum und Zeit ſind Formen der An-
ſchauungen, ſie gehn den Erſcheinungen vor,
wie das Formale dem Weſentlichen. Ich
muß Zeit und Raum haben, damit, wenn
Erſcheinungen vorfallen, ich ſie hinſtellen
und beherbergen koͤnne. Die Objekte der aͤuſ-
ſern Sinne werden im Raum, die der in-
nern Sinne, in der Zeit, angeſchaut. Hier

ein
Q 4
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[247/0255] che Schranken zuruͤckgehalten werden. Dieſes iſt auch die Pflicht der Metaphyſik. — — (Zehnmal fiengen Se. Spektabilitaͤt: quid eſt? an, und zehnmal macht’ ich eine Verbeugung, um ihn vom Fragen ab- zubringen. —) Das erſte, was ich bey mir gewahr werde, iſt das Bewußtſeyn, dies iſt kein be- ſonderes Denken, ſondern die Bedingung und die Form, unter der wir denkende We- ſen ſind. Wie ſchoͤn bauen und wuͤrken nicht manche Thiere, wie nah kommen ſie uns nicht auf die Seele; allein eins, was nicht erſetzt werden kann, das Bewußtſeyn fehlt, und wahrlich es fehlt wenig! und es fehlt viel! Mein Reiſegefehrt wolte wegen der Hunde einwenden; indeſſen konnt’ er nichts mehr, als huſten. — Alles was da iſt, iſt im Raum und der Zeit. Raum und Zeit ſind Formen der An- ſchauungen, ſie gehn den Erſcheinungen vor, wie das Formale dem Weſentlichen. Ich muß Zeit und Raum haben, damit, wenn Erſcheinungen vorfallen, ich ſie hinſtellen und beherbergen koͤnne. Die Objekte der aͤuſ- ſern Sinne werden im Raum, die der in- nern Sinne, in der Zeit, angeſchaut. Hier ein Q 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/255>, abgerufen am 22.11.2024.