Warum, Bruder, willst du gerad oder ungerad spielen? Deine Worte werden nichts gegen diese Roß und Mäuler verfangen. -- Glaub mir, ich zittre vor einem Lande, wo ein Fuhrmann Major, sein Schwestersohn Junker, und ein Pastor ein Drosselfänger ist. --
Das Ungewitter legte sich und stieg wie- der auf -- ich schlief vielleicht beym härte- sten Schlag' ein. --
Habt ihr je in einer Gesellschaft, in der alles überlaut war, auf eurem Stuhl ge- schlafen? Wie süß! -- Mein Reisegefehrt versicherte mich des folgenden Tages, daß er noch nach meinem Einschlaf zwey Stunden gewacht hätte. --
Ich. Aus Furcht, Bruder?
Er. Ich kann es nicht leugnen --
Ich. Entschließ dich, Bruder, meinem Bey- spiel zu folgen. Ich fürchte mich nur vor der Furcht, das scheint ein Wort- spiel; allein es ist ein richtiges wahres Wort. -- -- Auf mein Wort gehe hin, und thue desgleichen! --
Unser Major und Junker waren mit den Wirthsleuten des Hauses an diesem guten
Mor-
Warum, Bruder, willſt du gerad oder ungerad ſpielen? Deine Worte werden nichts gegen dieſe Roß und Maͤuler verfangen. — Glaub mir, ich zittre vor einem Lande, wo ein Fuhrmann Major, ſein Schweſterſohn Junker, und ein Paſtor ein Droſſelfaͤnger iſt. —
Das Ungewitter legte ſich und ſtieg wie- der auf — ich ſchlief vielleicht beym haͤrte- ſten Schlag’ ein. —
Habt ihr je in einer Geſellſchaft, in der alles uͤberlaut war, auf eurem Stuhl ge- ſchlafen? Wie ſuͤß! — Mein Reiſegefehrt verſicherte mich des folgenden Tages, daß er noch nach meinem Einſchlaf zwey Stunden gewacht haͤtte. —
Ich. Aus Furcht, Bruder?
Er. Ich kann es nicht leugnen —
Ich. Entſchließ dich, Bruder, meinem Bey- ſpiel zu folgen. Ich fuͤrchte mich nur vor der Furcht, das ſcheint ein Wort- ſpiel; allein es iſt ein richtiges wahres Wort. — — Auf mein Wort gehe hin, und thue desgleichen! —
Unſer Major und Junker waren mit den Wirthsleuten des Hauſes an dieſem guten
Mor-
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Warum, Bruder, willſt du gerad oder
ungerad ſpielen? Deine Worte werden nichts
gegen dieſe Roß und Maͤuler verfangen. —
Glaub mir, ich zittre vor einem Lande, wo
ein Fuhrmann Major, ſein Schweſterſohn
Junker, und ein Paſtor ein Droſſelfaͤnger
iſt. —
Das Ungewitter legte ſich und ſtieg wie-
der auf — ich ſchlief vielleicht beym haͤrte-
ſten Schlag’ ein. —
Habt ihr je in einer Geſellſchaft, in der
alles uͤberlaut war, auf eurem Stuhl ge-
ſchlafen? Wie ſuͤß! — Mein Reiſegefehrt
verſicherte mich des folgenden Tages, daß er
noch nach meinem Einſchlaf zwey Stunden
gewacht haͤtte. —
Ich. Aus Furcht, Bruder?
Er. Ich kann es nicht leugnen —
Ich. Entſchließ dich, Bruder, meinem Bey-
ſpiel zu folgen. Ich fuͤrchte mich nur
vor der Furcht, das ſcheint ein Wort-
ſpiel; allein es iſt ein richtiges wahres
Wort. — — Auf mein Wort gehe
hin, und thue desgleichen! —
Unſer Major und Junker waren mit den
Wirthsleuten des Hauſes an dieſem guten
Mor-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/216>, abgerufen am 23.11.2024.
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