spielt, und dadurch jede einzele verdirbt; so ists auch auf Universitäten. --
Bey dem zweyten Vers des: Viuat Academia! ward die Frag' aufgeworfen, warum man beym Trunk so gern Lerm mach' und vorzüg- lich Fenster einwürfe: welches auch solche Jünglinge thäten, die bey spätern Jahren einen stillen innerlichen Rausch bekämen? --
Unser Pastor nahm Abschied. Sein leztes Wort war viuat Academia! Wir verpfändeten uns schlüßlich, so oft wir diese Straße zö- gen, uns ihm aufzudringen. Dies Wort bitt' ich zu streichen, fiel er ein, vielleicht giebt mir Gott bald ein Stück Brod anstatt der Droßeln, und alsdenn bitt' ich zu mir -- Alles andere: Gott sey mit Euch, lebt wohl, faßt' er zusammen in das vielbedeutende vi- uat Academia!
Kaum hatten wir uns niedergelegt, so hörten wir einen schrecklichen Streit, den unsere Fuhrleute, die von Mittag bis Abend in einem Zuge gezecht hatten, erregten. --
Ich wolte Mittler seyn; allein mein Rei- segefehrt verbat es dringend.
Warum
ſpielt, und dadurch jede einzele verdirbt; ſo iſts auch auf Univerſitaͤten. —
Bey dem zweyten Vers des: Viuat Academia! ward die Frag’ aufgeworfen, warum man beym Trunk ſo gern Lerm mach’ und vorzuͤg- lich Fenſter einwuͤrfe: welches auch ſolche Juͤnglinge thaͤten, die bey ſpaͤtern Jahren einen ſtillen innerlichen Rauſch bekaͤmen? —
Unſer Paſtor nahm Abſchied. Sein leztes Wort war viuat Academia! Wir verpfaͤndeten uns ſchluͤßlich, ſo oft wir dieſe Straße zoͤ- gen, uns ihm aufzudringen. Dies Wort bitt’ ich zu ſtreichen, fiel er ein, vielleicht giebt mir Gott bald ein Stuͤck Brod anſtatt der Droßeln, und alsdenn bitt’ ich zu mir — Alles andere: Gott ſey mit Euch, lebt wohl, faßt’ er zuſammen in das vielbedeutende vi- uat Academia!
Kaum hatten wir uns niedergelegt, ſo hoͤrten wir einen ſchrecklichen Streit, den unſere Fuhrleute, die von Mittag bis Abend in einem Zuge gezecht hatten, erregten. —
Ich wolte Mittler ſeyn; allein mein Rei- ſegefehrt verbat es dringend.
Warum
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[207/0215]
ſpielt, und dadurch jede einzele verdirbt; ſo
iſts auch auf Univerſitaͤten. —
Bey dem zweyten Vers des:
Viuat Academia!
ward die Frag’ aufgeworfen, warum man
beym Trunk ſo gern Lerm mach’ und vorzuͤg-
lich Fenſter einwuͤrfe: welches auch ſolche
Juͤnglinge thaͤten, die bey ſpaͤtern Jahren
einen ſtillen innerlichen Rauſch bekaͤmen? —
Unſer Paſtor nahm Abſchied. Sein leztes
Wort war viuat Academia! Wir verpfaͤndeten
uns ſchluͤßlich, ſo oft wir dieſe Straße zoͤ-
gen, uns ihm aufzudringen. Dies Wort
bitt’ ich zu ſtreichen, fiel er ein, vielleicht
giebt mir Gott bald ein Stuͤck Brod anſtatt
der Droßeln, und alsdenn bitt’ ich zu mir —
Alles andere: Gott ſey mit Euch, lebt wohl,
faßt’ er zuſammen in das vielbedeutende vi-
uat Academia!
Kaum hatten wir uns niedergelegt, ſo
hoͤrten wir einen ſchrecklichen Streit, den
unſere Fuhrleute, die von Mittag bis Abend
in einem Zuge gezecht hatten, erregten. —
Ich wolte Mittler ſeyn; allein mein Rei-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/215>, abgerufen am 23.11.2024.
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