Der ehrliche Pfarrer ließ sich merken, daß er herzlich gern einen Adjunctus hätte, und wenn es auch nur der Gesellschaft, und der Maulbeerbäume wegen wäre, welche das ehrwürdige Consistorium ihm zu pflanzen aufgegeben hätte. Endlich kam seine Toch- ter Marthe hinter dem Berge hervor, und man sahe wohl, daß der Adjunctus nicht blos seiner Gesellschaft und der Maulbeer- bäume halber gewünscht ward. Noch hat er keinen gefunden, der einen so überwiegen- den Droßelgeschmack gehabt, daß er ihm andere Vortheile aufzuopfern kein Bedenken getragen hätte. -- Man sagt, setzt' er hinzu, daß man darum nicht gern ein Testa- ment mache, damit den Erben nicht die Zeit zu lang würde; allein ich versichr' auf Ehre, daß ich bey der Anfrage meines Schwieger- sohns wie ich geruhet, und wie ich mich be- fände? keine Falschheit vermuthen würde.
Die Gegend war wüst' und öde. Ich habe keine Biene gehört, und ich wolte was drum geben, daß hier kein Bienengewächß im ganzen Bezirk anfzutreiben gewesen.
Nachdem der Pastor drey bis vier Glä- ser Wein getrunken hatte, sang er das Stu- dentenliedchen:
Vivat
Der ehrliche Pfarrer ließ ſich merken, daß er herzlich gern einen Adjunctus haͤtte, und wenn es auch nur der Geſellſchaft, und der Maulbeerbaͤume wegen waͤre, welche das ehrwuͤrdige Conſiſtorium ihm zu pflanzen aufgegeben haͤtte. Endlich kam ſeine Toch- ter Marthe hinter dem Berge hervor, und man ſahe wohl, daß der Adjunctus nicht blos ſeiner Geſellſchaft und der Maulbeer- baͤume halber gewuͤnſcht ward. Noch hat er keinen gefunden, der einen ſo uͤberwiegen- den Droßelgeſchmack gehabt, daß er ihm andere Vortheile aufzuopfern kein Bedenken getragen haͤtte. — Man ſagt, ſetzt’ er hinzu, daß man darum nicht gern ein Teſta- ment mache, damit den Erben nicht die Zeit zu lang wuͤrde; allein ich verſichr’ auf Ehre, daß ich bey der Anfrage meines Schwieger- ſohns wie ich geruhet, und wie ich mich be- faͤnde? keine Falſchheit vermuthen wuͤrde.
Die Gegend war wuͤſt’ und oͤde. Ich habe keine Biene gehoͤrt, und ich wolte was drum geben, daß hier kein Bienengewaͤchß im ganzen Bezirk anfzutreiben geweſen.
Nachdem der Paſtor drey bis vier Glaͤ- ſer Wein getrunken hatte, ſang er das Stu- dentenliedchen:
Vivat
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Der ehrliche Pfarrer ließ ſich merken,
daß er herzlich gern einen Adjunctus haͤtte,
und wenn es auch nur der Geſellſchaft, und
der Maulbeerbaͤume wegen waͤre, welche das
ehrwuͤrdige Conſiſtorium ihm zu pflanzen
aufgegeben haͤtte. Endlich kam ſeine Toch-
ter Marthe hinter dem Berge hervor, und
man ſahe wohl, daß der Adjunctus nicht
blos ſeiner Geſellſchaft und der Maulbeer-
baͤume halber gewuͤnſcht ward. Noch hat
er keinen gefunden, der einen ſo uͤberwiegen-
den Droßelgeſchmack gehabt, daß er ihm
andere Vortheile aufzuopfern kein Bedenken
getragen haͤtte. — Man ſagt, ſetzt’ er
hinzu, daß man darum nicht gern ein Teſta-
ment mache, damit den Erben nicht die Zeit
zu lang wuͤrde; allein ich verſichr’ auf Ehre,
daß ich bey der Anfrage meines Schwieger-
ſohns wie ich geruhet, und wie ich mich be-
faͤnde? keine Falſchheit vermuthen wuͤrde.
Die Gegend war wuͤſt’ und oͤde. Ich
habe keine Biene gehoͤrt, und ich wolte was
drum geben, daß hier kein Bienengewaͤchß
im ganzen Bezirk anfzutreiben geweſen.
Nachdem der Paſtor drey bis vier Glaͤ-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/212>, abgerufen am 23.11.2024.
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