Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Allerdings, fiel der Pfarrer ein, ich habe
die Anordnung gemacht, daß sie alle was
zu eßen und zu trinken haben. Der Alte
ein Theil mehr, weil er noch außer den gro-
ßen Kindern, drey kleine Kinder zu Hause
hat. --

Da der Pastor hörte, daß wir auf die
Akademie giengen, wünscht' er uns tausend
Glück. Mit einer besondern Freude, die
ihn wohl kleidet', erzählt' er von seinen aka-
demischen Jahren, wo er sich alles ganz ge-
nau zu besinnen wußte, wie alle von gewis-
sen Jahren, die nach Art von Leuten, welche
treflich in die Ferne sehen, schlecht aber in
der Nähe sehen können, alles haarklein wis-
sen, was in ihrer Jugend geschahe, wenig
aber oder gar nichts von dem, was gestern
und ehegestern vorfiel. -- Das ist die beste,
beste Zeit, sagt' er, so bald man ein lastbares
Geschäftsvieh wird, ists aus. Ich pflüge zwar
Gottes Acker; indessen fallen doch all' Augen-
blick Menschensatzungen vor. Wohl dem, mein
Herr v. G., dem die Geburt das Recht ge-
geben -- ein Mensch zu seyn für ein Amt zu
halten. "Wenn Jagdten dabey sind" fiel
ihm Herr v. G. ein. --

Der

Allerdings, fiel der Pfarrer ein, ich habe
die Anordnung gemacht, daß ſie alle was
zu eßen und zu trinken haben. Der Alte
ein Theil mehr, weil er noch außer den gro-
ßen Kindern, drey kleine Kinder zu Hauſe
hat. —

Da der Paſtor hoͤrte, daß wir auf die
Akademie giengen, wuͤnſcht’ er uns tauſend
Gluͤck. Mit einer beſondern Freude, die
ihn wohl kleidet’, erzaͤhlt’ er von ſeinen aka-
demiſchen Jahren, wo er ſich alles ganz ge-
nau zu beſinnen wußte, wie alle von gewiſ-
ſen Jahren, die nach Art von Leuten, welche
treflich in die Ferne ſehen, ſchlecht aber in
der Naͤhe ſehen koͤnnen, alles haarklein wiſ-
ſen, was in ihrer Jugend geſchahe, wenig
aber oder gar nichts von dem, was geſtern
und ehegeſtern vorfiel. — Das iſt die beſte,
beſte Zeit, ſagt’ er, ſo bald man ein laſtbares
Geſchaͤftsvieh wird, iſts aus. Ich pfluͤge zwar
Gottes Acker; indeſſen fallen doch all’ Augen-
blick Menſchenſatzungen vor. Wohl dem, mein
Herr v. G., dem die Geburt das Recht ge-
geben — ein Menſch zu ſeyn fuͤr ein Amt zu
halten. „Wenn Jagdten dabey ſind„ fiel
ihm Herr v. G. ein. —

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0211" n="203"/>
          <p>Allerdings, fiel der Pfarrer ein, ich habe<lb/>
die Anordnung gemacht, daß &#x017F;ie alle was<lb/>
zu eßen und zu trinken haben. Der Alte<lb/>
ein Theil mehr, weil er noch außer den gro-<lb/>
ßen Kindern, drey kleine Kinder zu Hau&#x017F;e<lb/>
hat. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Da der Pa&#x017F;tor ho&#x0364;rte, daß wir auf die<lb/>
Akademie giengen, wu&#x0364;n&#x017F;cht&#x2019; er uns tau&#x017F;end<lb/>
Glu&#x0364;ck. Mit einer be&#x017F;ondern Freude, die<lb/>
ihn wohl kleidet&#x2019;, erza&#x0364;hlt&#x2019; er von &#x017F;einen aka-<lb/>
demi&#x017F;chen Jahren, wo er &#x017F;ich alles ganz ge-<lb/>
nau zu be&#x017F;innen wußte, wie alle von gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Jahren, die nach Art von Leuten, welche<lb/>
treflich in die Ferne &#x017F;ehen, &#x017F;chlecht aber in<lb/>
der Na&#x0364;he &#x017F;ehen ko&#x0364;nnen, alles haarklein wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, was in ihrer Jugend ge&#x017F;chahe, wenig<lb/>
aber oder gar nichts von dem, was ge&#x017F;tern<lb/>
und ehege&#x017F;tern vorfiel. &#x2014; Das i&#x017F;t die be&#x017F;te,<lb/>
be&#x017F;te Zeit, &#x017F;agt&#x2019; er, &#x017F;o bald man ein la&#x017F;tbares<lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;ftsvieh wird, i&#x017F;ts aus. Ich pflu&#x0364;ge zwar<lb/>
Gottes Acker; inde&#x017F;&#x017F;en fallen doch all&#x2019; Augen-<lb/>
blick Men&#x017F;chen&#x017F;atzungen vor. Wohl dem, mein<lb/>
Herr v. G., dem die Geburt das Recht ge-<lb/>
geben &#x2014; ein Men&#x017F;ch zu &#x017F;eyn fu&#x0364;r ein Amt zu<lb/>
halten. &#x201E;Wenn Jagdten dabey &#x017F;ind&#x201E; fiel<lb/>
ihm Herr v. G. ein. &#x2014;</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0211] Allerdings, fiel der Pfarrer ein, ich habe die Anordnung gemacht, daß ſie alle was zu eßen und zu trinken haben. Der Alte ein Theil mehr, weil er noch außer den gro- ßen Kindern, drey kleine Kinder zu Hauſe hat. — Da der Paſtor hoͤrte, daß wir auf die Akademie giengen, wuͤnſcht’ er uns tauſend Gluͤck. Mit einer beſondern Freude, die ihn wohl kleidet’, erzaͤhlt’ er von ſeinen aka- demiſchen Jahren, wo er ſich alles ganz ge- nau zu beſinnen wußte, wie alle von gewiſ- ſen Jahren, die nach Art von Leuten, welche treflich in die Ferne ſehen, ſchlecht aber in der Naͤhe ſehen koͤnnen, alles haarklein wiſ- ſen, was in ihrer Jugend geſchahe, wenig aber oder gar nichts von dem, was geſtern und ehegeſtern vorfiel. — Das iſt die beſte, beſte Zeit, ſagt’ er, ſo bald man ein laſtbares Geſchaͤftsvieh wird, iſts aus. Ich pfluͤge zwar Gottes Acker; indeſſen fallen doch all’ Augen- blick Menſchenſatzungen vor. Wohl dem, mein Herr v. G., dem die Geburt das Recht ge- geben — ein Menſch zu ſeyn fuͤr ein Amt zu halten. „Wenn Jagdten dabey ſind„ fiel ihm Herr v. G. ein. — Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/211
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/211>, abgerufen am 23.11.2024.