cken. -- Bruder, laß den Major und Jun- ker, den Fuhrmann und seinen Unterge- benen. -- --
Es war gleich alles wie abgeschnitten. -- Unsere Heerführer waren so sehr von allem Eifer zurückgebracht, daß sie uns herzlich ver- sicherten, wie die Fuhrleut' und Studenten in Königsberg Schwäger und Freunde wä- ren! Trotz dem grünen Platz, und dem klei- nen Streit, der zuweilen vorfiel. -- Sie bewiesen uns ihre aufrichtige schwägerliche Verwandschaft, daß sie den folgenden Tag schon um drey Uhr halt machten, um uns, oder eigentlich mir, Zeit und Raum zu las- sen, eine Leichenbeerdigung zu hören und zu sehen. --
Wir waren eben im Begrif in -- -- Mittag zu machen, da die Glocke gezogen ward! Ich verstand auf den ersten Anschlag, daß es Trauertöne werden solten.
Wer ist todt, fragt' ich den Hauswirth? Fragen Sie, antwortet' er, wer wird begra- ben? Auch das, erwiedert' ich, und wer?
Schön, fuhr er fort, nun werd ich Sie fragen, wer wird begraben?
Ich sah den unwitzigen Mann ernsthaft an, und wenn nicht eben eine Sturmglocke
für
cken. — Bruder, laß den Major und Jun- ker, den Fuhrmann und ſeinen Unterge- benen. — —
Es war gleich alles wie abgeſchnitten. — Unſere Heerfuͤhrer waren ſo ſehr von allem Eifer zuruͤckgebracht, daß ſie uns herzlich ver- ſicherten, wie die Fuhrleut’ und Studenten in Koͤnigsberg Schwaͤger und Freunde waͤ- ren! Trotz dem gruͤnen Platz, und dem klei- nen Streit, der zuweilen vorfiel. — Sie bewieſen uns ihre aufrichtige ſchwaͤgerliche Verwandſchaft, daß ſie den folgenden Tag ſchon um drey Uhr halt machten, um uns, oder eigentlich mir, Zeit und Raum zu laſ- ſen, eine Leichenbeerdigung zu hoͤren und zu ſehen. —
Wir waren eben im Begrif in — — Mittag zu machen, da die Glocke gezogen ward! Ich verſtand auf den erſten Anſchlag, daß es Trauertoͤne werden ſolten.
Wer iſt todt, fragt’ ich den Hauswirth? Fragen Sie, antwortet’ er, wer wird begra- ben? Auch das, erwiedert’ ich, und wer?
Schoͤn, fuhr er fort, nun werd ich Sie fragen, wer wird begraben?
Ich ſah den unwitzigen Mann ernſthaft an, und wenn nicht eben eine Sturmglocke
fuͤr
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cken. — Bruder, laß den Major und Jun-
ker, den Fuhrmann und ſeinen Unterge-
benen. — —
Es war gleich alles wie abgeſchnitten. —
Unſere Heerfuͤhrer waren ſo ſehr von allem
Eifer zuruͤckgebracht, daß ſie uns herzlich ver-
ſicherten, wie die Fuhrleut’ und Studenten
in Koͤnigsberg Schwaͤger und Freunde waͤ-
ren! Trotz dem gruͤnen Platz, und dem klei-
nen Streit, der zuweilen vorfiel. — Sie
bewieſen uns ihre aufrichtige ſchwaͤgerliche
Verwandſchaft, daß ſie den folgenden Tag
ſchon um drey Uhr halt machten, um uns,
oder eigentlich mir, Zeit und Raum zu laſ-
ſen, eine Leichenbeerdigung zu hoͤren und
zu ſehen. —
Wir waren eben im Begrif in — —
Mittag zu machen, da die Glocke gezogen
ward! Ich verſtand auf den erſten Anſchlag,
daß es Trauertoͤne werden ſolten.
Wer iſt todt, fragt’ ich den Hauswirth?
Fragen Sie, antwortet’ er, wer wird begra-
ben? Auch das, erwiedert’ ich, und wer?
Schoͤn, fuhr er fort, nun werd ich Sie
fragen, wer wird begraben?
Ich ſah den unwitzigen Mann ernſthaft
an, und wenn nicht eben eine Sturmglocke
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/184>, abgerufen am 25.11.2024.
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