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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Wunder also, daß Mitau nicht meine Re-
sidenz war. In Curland gehört ich in un-
serm Pastorat und auf dem Gute des
Herrn v. G. zu Hause. Ueberhaupt schei-
nen die Curländer zu keiner Stadt Lust und
Liebe zu haben. Sie gehören aufs Land,
wo sie auch Geschmack anzubringen wißen. --
Sie sind gestiefelt und gesporet, und es läßt
keinem Curländer, wenn gleich er sich in Un-
kosten setzt, und Schu und Strümpf' an-
legt. Sie sind gebohrne Cavalleristen.
Wenn sie geputzt sind, muß es ihr Pferd
auch seyn. Ich hab' allerliebste Reit- und
Jagdkleider in Curland gesehen, die Mitgabe
meines Reisegefehrten kann hier zum Belag
dienen, unerachtet sein Herr Vater durch-
aus keinen Jäger auf der Universität haben
wolte, seinem Sohn den Satan abschlug,
und unter lebendigen Thieren die Hüner in
Vorschlag brachte. --

Unsere Preußen verzögerten uns beynahe
zwey Tage, ehe wir endlich die cursche Re-
sidenz verließen. Das herzogliche Schloß
hat so wenig Verhältniß zu dem übrigen
Theil der Stadt, als das mitausche Pflaster
zur Regelmäßigkeit und Ordnung. In
Wahrheit, wenn man die Nation beschrei-

ben
L 3

Wunder alſo, daß Mitau nicht meine Re-
ſidenz war. In Curland gehoͤrt ich in un-
ſerm Paſtorat und auf dem Gute des
Herrn v. G. zu Hauſe. Ueberhaupt ſchei-
nen die Curlaͤnder zu keiner Stadt Luſt und
Liebe zu haben. Sie gehoͤren aufs Land,
wo ſie auch Geſchmack anzubringen wißen. —
Sie ſind geſtiefelt und geſporet, und es laͤßt
keinem Curlaͤnder, wenn gleich er ſich in Un-
koſten ſetzt, und Schu und Struͤmpf’ an-
legt. Sie ſind gebohrne Cavalleriſten.
Wenn ſie geputzt ſind, muß es ihr Pferd
auch ſeyn. Ich hab’ allerliebſte Reit- und
Jagdkleider in Curland geſehen, die Mitgabe
meines Reiſegefehrten kann hier zum Belag
dienen, unerachtet ſein Herr Vater durch-
aus keinen Jaͤger auf der Univerſitaͤt haben
wolte, ſeinem Sohn den Satan abſchlug,
und unter lebendigen Thieren die Huͤner in
Vorſchlag brachte. —

Unſere Preußen verzoͤgerten uns beynahe
zwey Tage, ehe wir endlich die curſche Re-
ſidenz verließen. Das herzogliche Schloß
hat ſo wenig Verhaͤltniß zu dem uͤbrigen
Theil der Stadt, als das mitauſche Pflaſter
zur Regelmaͤßigkeit und Ordnung. In
Wahrheit, wenn man die Nation beſchrei-

ben
L 3
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[165/0173] Wunder alſo, daß Mitau nicht meine Re- ſidenz war. In Curland gehoͤrt ich in un- ſerm Paſtorat und auf dem Gute des Herrn v. G. zu Hauſe. Ueberhaupt ſchei- nen die Curlaͤnder zu keiner Stadt Luſt und Liebe zu haben. Sie gehoͤren aufs Land, wo ſie auch Geſchmack anzubringen wißen. — Sie ſind geſtiefelt und geſporet, und es laͤßt keinem Curlaͤnder, wenn gleich er ſich in Un- koſten ſetzt, und Schu und Struͤmpf’ an- legt. Sie ſind gebohrne Cavalleriſten. Wenn ſie geputzt ſind, muß es ihr Pferd auch ſeyn. Ich hab’ allerliebſte Reit- und Jagdkleider in Curland geſehen, die Mitgabe meines Reiſegefehrten kann hier zum Belag dienen, unerachtet ſein Herr Vater durch- aus keinen Jaͤger auf der Univerſitaͤt haben wolte, ſeinem Sohn den Satan abſchlug, und unter lebendigen Thieren die Huͤner in Vorſchlag brachte. — Unſere Preußen verzoͤgerten uns beynahe zwey Tage, ehe wir endlich die curſche Re- ſidenz verließen. Das herzogliche Schloß hat ſo wenig Verhaͤltniß zu dem uͤbrigen Theil der Stadt, als das mitauſche Pflaſter zur Regelmaͤßigkeit und Ordnung. In Wahrheit, wenn man die Nation beſchrei- ben L 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/173>, abgerufen am 26.11.2024.