seinen stattlichen Schritt haben, gerade aus- sehen und sich wohl befinden könne. -- Ich konnte nicht aufhören, diese Menschen zu fragen und sie anzusehen, so daß ich die Haupt- und Residenzstadt Mitau darüber vergaß, die am Ende auch nur zur Johanniszeit unter die sichtbaren gehört und gewis unter den sichtbaren nicht die vornehmst' ist. Um Jo- hann ist eine allgemeine Wallfahrth nach Mi- tau; dann läßt der Edelmann in Begleitung eines Theils Bauren die Eßwaaren, und so gar Meubles, an diesen Johannisort nach- bringen. Dem Vorreuter ist auf dem linken Arm ein Silberblech aufgeneht, worauf das hochadliche Wapen steht, um -- Mitau Ehre zu machen. --
Ich hatte mir, die Wahrheit zu sagen, einen zu großen Begrif von Mitau gemacht, woran meine Mutter zum größten Theil Schuld war. Dies bitt' ich zu den preußi- schen Leuten hinzuzurechnen, um das unbe- trächtliche Interesse herauszubringen, das ich an Mitau nahm. -- Das vom Herzoge Ernst Johann angelegte Schloß, wozu 1738 den vierzehnten Junius der Grundstein gelegt worden, und welches in die Stelle des alten seit 1269 gestandenen verwüsteten errichtet
wor-
ſeinen ſtattlichen Schritt haben, gerade aus- ſehen und ſich wohl befinden koͤnne. — Ich konnte nicht aufhoͤren, dieſe Menſchen zu fragen und ſie anzuſehen, ſo daß ich die Haupt- und Reſidenzſtadt Mitau daruͤber vergaß, die am Ende auch nur zur Johanniszeit unter die ſichtbaren gehoͤrt und gewis unter den ſichtbaren nicht die vornehmſt’ iſt. Um Jo- hann iſt eine allgemeine Wallfahrth nach Mi- tau; dann laͤßt der Edelmann in Begleitung eines Theils Bauren die Eßwaaren, und ſo gar Meubles, an dieſen Johannisort nach- bringen. Dem Vorreuter iſt auf dem linken Arm ein Silberblech aufgeneht, worauf das hochadliche Wapen ſteht, um — Mitau Ehre zu machen. —
Ich hatte mir, die Wahrheit zu ſagen, einen zu großen Begrif von Mitau gemacht, woran meine Mutter zum groͤßten Theil Schuld war. Dies bitt’ ich zu den preußi- ſchen Leuten hinzuzurechnen, um das unbe- traͤchtliche Intereſſe herauszubringen, das ich an Mitau nahm. — Das vom Herzoge Ernſt Johann angelegte Schloß, wozu 1738 den vierzehnten Junius der Grundſtein gelegt worden, und welches in die Stelle des alten ſeit 1269 geſtandenen verwuͤſteten errichtet
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ſeinen ſtattlichen Schritt haben, gerade aus-
ſehen und ſich wohl befinden koͤnne. — Ich
konnte nicht aufhoͤren, dieſe Menſchen zu
fragen und ſie anzuſehen, ſo daß ich die Haupt-
und Reſidenzſtadt Mitau daruͤber vergaß, die
am Ende auch nur zur Johanniszeit unter
die ſichtbaren gehoͤrt und gewis unter den
ſichtbaren nicht die vornehmſt’ iſt. Um Jo-
hann iſt eine allgemeine Wallfahrth nach Mi-
tau; dann laͤßt der Edelmann in Begleitung
eines Theils Bauren die Eßwaaren, und ſo
gar Meubles, an dieſen Johannisort nach-
bringen. Dem Vorreuter iſt auf dem linken
Arm ein Silberblech aufgeneht, worauf das
hochadliche Wapen ſteht, um — Mitau Ehre
zu machen. —
Ich hatte mir, die Wahrheit zu ſagen,
einen zu großen Begrif von Mitau gemacht,
woran meine Mutter zum groͤßten Theil
Schuld war. Dies bitt’ ich zu den preußi-
ſchen Leuten hinzuzurechnen, um das unbe-
traͤchtliche Intereſſe herauszubringen, das ich
an Mitau nahm. — Das vom Herzoge
Ernſt Johann angelegte Schloß, wozu 1738
den vierzehnten Junius der Grundſtein gelegt
worden, und welches in die Stelle des alten
ſeit 1269 geſtandenen verwuͤſteten errichtet
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/170>, abgerufen am 26.11.2024.
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