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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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alle Besichtigung nach ihrem Tode, um
nicht durch ihr eigenes noch ein verkehrtes
Herz mehr an Tageslicht zu bringen.

Herr v. G. erzählte diese interimistische
Geschichte; ich konnte, fuhr er fort, dem
Candidaten nicht beßer antworten, als
durch eine gleichmäßige Geschichte von einem
Jagdhunde, der sich die Beine abgelaufen
hätt', und ein Dachs geworden wäre.

Und um dem Herrn Candidaten mit die-
ser Herzensgeschichte, keinen Heller schuldig
zu bleiben, fügt' ich noch vom Paradiesgärt-
lein
den Umstand hinzu, daß dies Werkchen
oft und viel in Feuersgefahr gewesen; al-
lein es verbrannte nicht nur selbst nicht,
schrie ich! sondern es besprach auch das Feu-
er; es war eben so gut, als ein halb Du-
tzend Feuerhaken, und ein Dutzend Schlan-
gensprützen, und ist also dies Paradiesgärt-
lein das wohlfeilste Recept wider Feuersge-
fahr. Probatum est -- --

Der curländische Bedenker nimmt sich
die Freyheit, im ersten Abschnitt seines cate-
chetischen Unterrichts eine historische Erzäh-
lung vorauszusenden, was für Unruhe der
Pietismus in der evangelischen Kirche von

Anfang
J 3

alle Beſichtigung nach ihrem Tode, um
nicht durch ihr eigenes noch ein verkehrtes
Herz mehr an Tageslicht zu bringen.

Herr v. G. erzaͤhlte dieſe interimiſtiſche
Geſchichte; ich konnte, fuhr er fort, dem
Candidaten nicht beßer antworten, als
durch eine gleichmaͤßige Geſchichte von einem
Jagdhunde, der ſich die Beine abgelaufen
haͤtt’, und ein Dachs geworden waͤre.

Und um dem Herrn Candidaten mit die-
ſer Herzensgeſchichte, keinen Heller ſchuldig
zu bleiben, fuͤgt’ ich noch vom Paradiesgaͤrt-
lein
den Umſtand hinzu, daß dies Werkchen
oft und viel in Feuersgefahr geweſen; al-
lein es verbrannte nicht nur ſelbſt nicht,
ſchrie ich! ſondern es beſprach auch das Feu-
er; es war eben ſo gut, als ein halb Du-
tzend Feuerhaken, und ein Dutzend Schlan-
genſpruͤtzen, und iſt alſo dies Paradiesgaͤrt-
lein das wohlfeilſte Recept wider Feuersge-
fahr. Probatum eſt — —

Der curlaͤndiſche Bedenker nimmt ſich
die Freyheit, im erſten Abſchnitt ſeines cate-
chetiſchen Unterrichts eine hiſtoriſche Erzaͤh-
lung vorauszuſenden, was fuͤr Unruhe der
Pietismus in der evangeliſchen Kirche von

Anfang
J 3
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[133/0139] alle Beſichtigung nach ihrem Tode, um nicht durch ihr eigenes noch ein verkehrtes Herz mehr an Tageslicht zu bringen. Herr v. G. erzaͤhlte dieſe interimiſtiſche Geſchichte; ich konnte, fuhr er fort, dem Candidaten nicht beßer antworten, als durch eine gleichmaͤßige Geſchichte von einem Jagdhunde, der ſich die Beine abgelaufen haͤtt’, und ein Dachs geworden waͤre. Und um dem Herrn Candidaten mit die- ſer Herzensgeſchichte, keinen Heller ſchuldig zu bleiben, fuͤgt’ ich noch vom Paradiesgaͤrt- lein den Umſtand hinzu, daß dies Werkchen oft und viel in Feuersgefahr geweſen; al- lein es verbrannte nicht nur ſelbſt nicht, ſchrie ich! ſondern es beſprach auch das Feu- er; es war eben ſo gut, als ein halb Du- tzend Feuerhaken, und ein Dutzend Schlan- genſpruͤtzen, und iſt alſo dies Paradiesgaͤrt- lein das wohlfeilſte Recept wider Feuersge- fahr. Probatum eſt — — Der curlaͤndiſche Bedenker nimmt ſich die Freyheit, im erſten Abſchnitt ſeines cate- chetiſchen Unterrichts eine hiſtoriſche Erzaͤh- lung vorauszuſenden, was fuͤr Unruhe der Pietismus in der evangeliſchen Kirche von Anfang J 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/139>, abgerufen am 27.11.2024.