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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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könnte: allein ich glaube die Religion in der
Kirche verschließen und sie nicht ins gemeine
Leben bringen, heißt alle Wärme alle Empfin-
dung des Herzens aus der Welt verbannen,
und Tugend an einen Ort verlegen, wo denen
die nicht Geistliche sind weiter keine Handlung
übrig bleibt, als öffentlich in den Seckel zu
legen, und kein andrer Verdienst, als still
zu sitzen. Ich wette die mich auf diese Art
zeihen, vergessen, daß wir nur aus der Kir-
che eine glühende Kohle vom Altar heimhoh-
len sollen, um im gemeinen Leben Gott Opfer
der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit zu
bringen, die allein ein süßer Geruch vor dem
Herrn sind und werth geachtet in seinen Au-
gen. Auch seine Heiligen sind nicht rein vor
ihm, und warum soll ich also meine Mutter
anders darstellen, als? -- Ich bin zu be-
wegt als daß ich heute mehr könnte als die
Sonne untergehen, und wenn ich ins Bett
mich lege, nach meiner Mutter Weise ein
Licht ausbrennen -- sehen
geschrieben an einem schönen
Abend den -- 17 --

Benjamin gefiel mir unter allen Jungen
unsers Kirchspiels am besten und da ich voll-

kom-

koͤnnte: allein ich glaube die Religion in der
Kirche verſchließen und ſie nicht ins gemeine
Leben bringen, heißt alle Waͤrme alle Empfin-
dung des Herzens aus der Welt verbannen,
und Tugend an einen Ort verlegen, wo denen
die nicht Geiſtliche ſind weiter keine Handlung
uͤbrig bleibt, als oͤffentlich in den Seckel zu
legen, und kein andrer Verdienſt, als ſtill
zu ſitzen. Ich wette die mich auf dieſe Art
zeihen, vergeſſen, daß wir nur aus der Kir-
che eine gluͤhende Kohle vom Altar heimhoh-
len ſollen, um im gemeinen Leben Gott Opfer
der Gerechtigkeit und der Menſchlichkeit zu
bringen, die allein ein ſuͤßer Geruch vor dem
Herrn ſind und werth geachtet in ſeinen Au-
gen. Auch ſeine Heiligen ſind nicht rein vor
ihm, und warum ſoll ich alſo meine Mutter
anders darſtellen, als? — Ich bin zu be-
wegt als daß ich heute mehr koͤnnte als die
Sonne untergehen, und wenn ich ins Bett
mich lege, nach meiner Mutter Weiſe ein
Licht ausbrennen — ſehen
geſchrieben an einem ſchoͤnen
Abend den — 17 —

Benjamin gefiel mir unter allen Jungen
unſers Kirchſpiels am beſten und da ich voll-

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[91/0099] koͤnnte: allein ich glaube die Religion in der Kirche verſchließen und ſie nicht ins gemeine Leben bringen, heißt alle Waͤrme alle Empfin- dung des Herzens aus der Welt verbannen, und Tugend an einen Ort verlegen, wo denen die nicht Geiſtliche ſind weiter keine Handlung uͤbrig bleibt, als oͤffentlich in den Seckel zu legen, und kein andrer Verdienſt, als ſtill zu ſitzen. Ich wette die mich auf dieſe Art zeihen, vergeſſen, daß wir nur aus der Kir- che eine gluͤhende Kohle vom Altar heimhoh- len ſollen, um im gemeinen Leben Gott Opfer der Gerechtigkeit und der Menſchlichkeit zu bringen, die allein ein ſuͤßer Geruch vor dem Herrn ſind und werth geachtet in ſeinen Au- gen. Auch ſeine Heiligen ſind nicht rein vor ihm, und warum ſoll ich alſo meine Mutter anders darſtellen, als? — Ich bin zu be- wegt als daß ich heute mehr koͤnnte als die Sonne untergehen, und wenn ich ins Bett mich lege, nach meiner Mutter Weiſe ein Licht ausbrennen — ſehen geſchrieben an einem ſchoͤnen Abend den — 17 — Benjamin gefiel mir unter allen Jungen unſers Kirchſpiels am beſten und da ich voll- kom-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/99>, abgerufen am 24.11.2024.