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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Der Alte. Ich schäm' es mich zu sagen,
da ich Sie sehe. Es ging mir, wie dem un-
gerechten Haushalter -- ich schämte mich
zu betteln. --
Herr v. G. Vater! -- wäret ihr mein
leiblicher Vater, ich würd mich eurer nicht
schämen. Dies habt ihr aber freylich nicht
wißen können. Ich habe gute Freunde bey
mir, seyd so gut einer davon zu seyn.
Der Alte. Nein, Herr! wenn sie auch
alle wären wie Sie, ich habe nicht Zeit. --
Herr v. G. Was habt ihr denn zu thun?
Der Alte. Was wichtiges, Herr! zu ster-
ben
-- ich will es wohl alles sagen, wenn wir
allein sind -- (ich hielt den Othem zurück) ich
habe nur höchstens acht Tage zu leben.
Herr v. G. Wie wißt ihr das?
Der Alte. Das weiß ich so! ich kann
es selbst nicht sagen, weil ich es weiß, weil
ich es fühle, weil es gewiß ist -- und nun!
Meine Tochter und ihr Mann haben mich
zwey Jahr ernähret. --
Herr v. G. Da haben sie ihre Pflicht
gethan. --
Der Alte. Ich hatte mir so viel Geld
gesammlet, um Niemanden aufs Alter be-
schwer-
Der Alte. Ich ſchaͤm’ es mich zu ſagen,
da ich Sie ſehe. Es ging mir, wie dem un-
gerechten Haushalter — ich ſchaͤmte mich
zu betteln. —
Herr v. G. Vater! — waͤret ihr mein
leiblicher Vater, ich wuͤrd mich eurer nicht
ſchaͤmen. Dies habt ihr aber freylich nicht
wißen koͤnnen. Ich habe gute Freunde bey
mir, ſeyd ſo gut einer davon zu ſeyn.
Der Alte. Nein, Herr! wenn ſie auch
alle waͤren wie Sie, ich habe nicht Zeit. —
Herr v. G. Was habt ihr denn zu thun?
Der Alte. Was wichtiges, Herr! zu ſter-
ben
— ich will es wohl alles ſagen, wenn wir
allein ſind — (ich hielt den Othem zuruͤck) ich
habe nur hoͤchſtens acht Tage zu leben.
Herr v. G. Wie wißt ihr das?
Der Alte. Das weiß ich ſo! ich kann
es ſelbſt nicht ſagen, weil ich es weiß, weil
ich es fuͤhle, weil es gewiß iſt — und nun!
Meine Tochter und ihr Mann haben mich
zwey Jahr ernaͤhret. —
Herr v. G. Da haben ſie ihre Pflicht
gethan. —
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[516/0530] Der Alte. Ich ſchaͤm’ es mich zu ſagen, da ich Sie ſehe. Es ging mir, wie dem un- gerechten Haushalter — ich ſchaͤmte mich zu betteln. — Herr v. G. Vater! — waͤret ihr mein leiblicher Vater, ich wuͤrd mich eurer nicht ſchaͤmen. Dies habt ihr aber freylich nicht wißen koͤnnen. Ich habe gute Freunde bey mir, ſeyd ſo gut einer davon zu ſeyn. Der Alte. Nein, Herr! wenn ſie auch alle waͤren wie Sie, ich habe nicht Zeit. — Herr v. G. Was habt ihr denn zu thun? Der Alte. Was wichtiges, Herr! zu ſter- ben — ich will es wohl alles ſagen, wenn wir allein ſind — (ich hielt den Othem zuruͤck) ich habe nur hoͤchſtens acht Tage zu leben. Herr v. G. Wie wißt ihr das? Der Alte. Das weiß ich ſo! ich kann es ſelbſt nicht ſagen, weil ich es weiß, weil ich es fuͤhle, weil es gewiß iſt — und nun! Meine Tochter und ihr Mann haben mich zwey Jahr ernaͤhret. — Herr v. G. Da haben ſie ihre Pflicht gethan. — Der Alte. Ich hatte mir ſo viel Geld geſammlet, um Niemanden aufs Alter be- ſchwer-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/530>, abgerufen am 22.11.2024.