und auf das Schicksal der Thiere in der andern Welt. Die Frau v. W -- fand nichts dabey einzuwenden, die andern Da- men aber, so sehr sie auch ihre Jolichens liebten; desto mehr. Sie lebten mit der Idee in Todfeindschaft, daß sie dort mit Cammerzofen in Einem Paar gehen, und in Gemeinschaft der Güter leben solten, und dachten in ihrem Innersten: Stände müsten seyn. -- Jetzt, da sie die Pforten der andern Welt sogar den Thieren geöfnet sahen, die ohngefehr das dort vorstellen solten, was hier der gemeine Mann; so waren sie über diese himmlische Toleranz so bitter böse, daß sie die andere Welt für ein Linsengericht verkauft hätten. -- Diese Unterredung würde Schatten zu Herzens- silhouetten von diesen Damen abgeworfen haben; allein Herr v. W -- hatte schon geraume Zeit drauf gedacht, einen Tag, eine Mahlzeit, die allein annum siderum platonicum verdiente, nicht so unangemes- sen zu schließen. Dieser Tag war ihm merckwürdiger, als der achtzehnte April, an welchem Alexander und Diogenes ge- storben waren; die Herren von X. Y. Z -- schienen ihm wieder in Schlachtordnung,
und
und auf das Schickſal der Thiere in der andern Welt. Die Frau v. W — fand nichts dabey einzuwenden, die andern Da- men aber, ſo ſehr ſie auch ihre Jolichens liebten; deſto mehr. Sie lebten mit der Idee in Todfeindſchaft, daß ſie dort mit Cammerzofen in Einem Paar gehen, und in Gemeinſchaft der Guͤter leben ſolten, und dachten in ihrem Innerſten: Staͤnde muͤſten ſeyn. — Jetzt, da ſie die Pforten der andern Welt ſogar den Thieren geoͤfnet ſahen, die ohngefehr das dort vorſtellen ſolten, was hier der gemeine Mann; ſo waren ſie uͤber dieſe himmliſche Toleranz ſo bitter boͤſe, daß ſie die andere Welt fuͤr ein Linſengericht verkauft haͤtten. — Dieſe Unterredung wuͤrde Schatten zu Herzens- ſilhouetten von dieſen Damen abgeworfen haben; allein Herr v. W — hatte ſchon geraume Zeit drauf gedacht, einen Tag, eine Mahlzeit, die allein annum ſiderum platonicum verdiente, nicht ſo unangemeſ- ſen zu ſchließen. Dieſer Tag war ihm merckwuͤrdiger, als der achtzehnte April, an welchem Alexander und Diogenes ge- ſtorben waren; die Herren von X. Y. Z — ſchienen ihm wieder in Schlachtordnung,
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und auf das Schickſal der Thiere in der
andern Welt. Die Frau v. W — fand
nichts dabey einzuwenden, die andern Da-
men aber, ſo ſehr ſie auch ihre Jolichens
liebten; deſto mehr. Sie lebten mit der
Idee in Todfeindſchaft, daß ſie dort mit
Cammerzofen in Einem Paar gehen, und
in Gemeinſchaft der Guͤter leben ſolten,
und dachten in ihrem Innerſten: Staͤnde
muͤſten ſeyn. — Jetzt, da ſie die Pforten
der andern Welt ſogar den Thieren geoͤfnet
ſahen, die ohngefehr das dort vorſtellen
ſolten, was hier der gemeine Mann; ſo
waren ſie uͤber dieſe himmliſche Toleranz
ſo bitter boͤſe, daß ſie die andere Welt fuͤr
ein Linſengericht verkauft haͤtten. — Dieſe
Unterredung wuͤrde Schatten zu Herzens-
ſilhouetten von dieſen Damen abgeworfen
haben; allein Herr v. W — hatte ſchon
geraume Zeit drauf gedacht, einen Tag,
eine Mahlzeit, die allein annum ſiderum
platonicum verdiente, nicht ſo unangemeſ-
ſen zu ſchließen. Dieſer Tag war ihm
merckwuͤrdiger, als der achtzehnte April,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/523>, abgerufen am 16.02.2025.
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