Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778. Herr v. W. Die Gesundheit unsrer lieben Frauen -- Herr v. G. In was für Wein befehlen Sie, meine Gnädigen? Frau v. W. Ich denck im Rhein -- Frau v. G. Ich im Champagner. Die übrigen Damen: in Champagner! die Frau v. W. mußte beytreten. Es ward Champagner gebracht, und ein andrer Pokal klar wie Crystall. Mein Vater hatte (ich ergänze mein Protocoll) bey dem ersten Pokal die Bemerckung gemacht, daß nichts unstimmiger, unrichtiger wäre, als geschlif- fenes Glas zum Trinckgeschirr. Der Wein sagt' er, ist für das Aug' eben so, wie für Nase und Mund. Man tranck das Wohl aller ehrlichen Weiber. Herr v. W. hätte das Wort Weiber gern zierlicher gegeben, und es in Damen verwandelt, wenn er nicht besorgt hätte, wegen Diebsheelerey vom Herrn v. G. in Anspruch genommen zu werden, der ihn sich wegen des Festes der Deutschen bis zur Thrä- ne verpflichtet hatte. Auch das Beywort ehrlich war dem Herrn v. W. anstößig; indeßen rügt' er auch diesen Verstoß nicht des Festes der Deutschen wegen. Herr J i 5
Herr v. W. Die Geſundheit unſrer lieben Frauen — Herr v. G. In was fuͤr Wein befehlen Sie, meine Gnaͤdigen? Frau v. W. Ich denck im Rhein — Frau v. G. Ich im Champagner. Die uͤbrigen Damen: in Champagner! die Frau v. W. mußte beytreten. Es ward Champagner gebracht, und ein andrer Pokal klar wie Cryſtall. Mein Vater hatte (ich ergaͤnze mein Protocoll) bey dem erſten Pokal die Bemerckung gemacht, daß nichts unſtimmiger, unrichtiger waͤre, als geſchlif- fenes Glas zum Trinckgeſchirr. Der Wein ſagt’ er, iſt fuͤr das Aug’ eben ſo, wie fuͤr Naſe und Mund. Man tranck das Wohl aller ehrlichen Weiber. Herr v. W. haͤtte das Wort Weiber gern zierlicher gegeben, und es in Damen verwandelt, wenn er nicht beſorgt haͤtte, wegen Diebsheelerey vom Herrn v. G. in Anſpruch genommen zu werden, der ihn ſich wegen des Feſtes der Deutſchen bis zur Thraͤ- ne verpflichtet hatte. Auch das Beywort ehrlich war dem Herrn v. W. anſtoͤßig; indeßen ruͤgt’ er auch dieſen Verſtoß nicht des Feſtes der Deutſchen wegen. Herr J i 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0517" n="503"/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. W.</hi> </speaker> <p>Die Geſundheit unſrer lieben<lb/> Frauen —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>In was fuͤr Wein befehlen<lb/> Sie, meine Gnaͤdigen?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Frau v. W.</hi> </speaker> <p>Ich denck im Rhein —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Frau v. G.</hi> </speaker> <p>Ich im Champagner. Die<lb/> uͤbrigen Damen: in Champagner! die Frau<lb/> v. W. mußte beytreten.</p> </sp><lb/> <stage>Es ward Champagner gebracht, und ein andrer<lb/> Pokal klar wie Cryſtall. Mein Vater hatte<lb/> (ich ergaͤnze mein Protocoll) bey dem erſten<lb/> Pokal die Bemerckung gemacht, daß nichts<lb/> unſtimmiger, unrichtiger waͤre, als geſchlif-<lb/> fenes Glas zum Trinckgeſchirr. Der Wein<lb/> ſagt’ er, iſt fuͤr das Aug’ eben ſo, wie fuͤr<lb/> Naſe und Mund.</stage><lb/> <stage>Man tranck das Wohl aller <hi rendition="#fr">ehrlichen<lb/> Weiber.</hi></stage><lb/> <stage>Herr v. W. haͤtte das Wort <hi rendition="#fr">Weiber</hi><lb/> gern zierlicher gegeben, und es in <hi rendition="#fr">Damen</hi><lb/> verwandelt, wenn er nicht beſorgt haͤtte,<lb/> wegen Diebsheelerey vom Herrn v. G. in<lb/> Anſpruch genommen zu werden, der ihn ſich<lb/> wegen des <hi rendition="#fr">Feſtes der Deutſchen</hi> bis zur Thraͤ-<lb/> ne verpflichtet hatte. Auch das Beywort<lb/><hi rendition="#fr">ehrlich</hi> war dem Herrn v. W. anſtoͤßig;<lb/> indeßen ruͤgt’ er auch dieſen Verſtoß nicht<lb/> des <hi rendition="#fr">Feſtes der Deutſchen</hi> wegen.</stage><lb/> <fw place="bottom" type="sig">J i 5</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Herr</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [503/0517]
Herr v. W. Die Geſundheit unſrer lieben
Frauen —
Herr v. G. In was fuͤr Wein befehlen
Sie, meine Gnaͤdigen?
Frau v. W. Ich denck im Rhein —
Frau v. G. Ich im Champagner. Die
uͤbrigen Damen: in Champagner! die Frau
v. W. mußte beytreten.
Es ward Champagner gebracht, und ein andrer
Pokal klar wie Cryſtall. Mein Vater hatte
(ich ergaͤnze mein Protocoll) bey dem erſten
Pokal die Bemerckung gemacht, daß nichts
unſtimmiger, unrichtiger waͤre, als geſchlif-
fenes Glas zum Trinckgeſchirr. Der Wein
ſagt’ er, iſt fuͤr das Aug’ eben ſo, wie fuͤr
Naſe und Mund.
Man tranck das Wohl aller ehrlichen
Weiber.
Herr v. W. haͤtte das Wort Weiber
gern zierlicher gegeben, und es in Damen
verwandelt, wenn er nicht beſorgt haͤtte,
wegen Diebsheelerey vom Herrn v. G. in
Anſpruch genommen zu werden, der ihn ſich
wegen des Feſtes der Deutſchen bis zur Thraͤ-
ne verpflichtet hatte. Auch das Beywort
ehrlich war dem Herrn v. W. anſtoͤßig;
indeßen ruͤgt’ er auch dieſen Verſtoß nicht
des Feſtes der Deutſchen wegen.
Herr
J i 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |