Herr v. G.Ich kann den Herrn v -- s mir vorstellen. Der witzige Jude hat indes- sen unrecht. Selbst die Art, womit man der- gleichen zerbrechliche Dinge behandelt, machen sie angenehm. Man denckt mehr daran, man genießt sie also mehr. Pastor, Sie sprachen gestern wider die Gleichförmigkeit bey Trinck und Eßgeschirren? -- --
Pastor.Jedes meiner Hüner ist von an- derer Art. Jede Taße solte eine andere Malerey auszeichnen. So wie Tapeten zu einem Zimmer voll Schildereyen, so mein Vorschlag zu einem Service. Beym Ser- vice liegt eine gewiße Idee vom Geiz, der sich aber auch hier wie allemal im Weg' ist, denn wenn ein Stück aus dem Service zer- bricht, hat das Ganze keinen Werth mehr. --
Herr v. G.Was auf bloßen Rutzen aus- geht, muß gleichförmig seyn. Die Franzo- sen zeichnen alle nach einem Muster. Die Engländer auch. Alles ist Service bey ih- nen, ihre Wercke sind Tapeten. In Deutsch- land, wie verschieden ist Clima und Regie- rungsform. Sie können werden, Pastor, wie ihre Hüner. Sie können Schildereyen aufstellen. --
Herr
Herr v. G.Ich kann den Herrn v — s mir vorſtellen. Der witzige Jude hat indeſ- ſen unrecht. Selbſt die Art, womit man der- gleichen zerbrechliche Dinge behandelt, machen ſie angenehm. Man denckt mehr daran, man genießt ſie alſo mehr. Paſtor, Sie ſprachen geſtern wider die Gleichfoͤrmigkeit bey Trinck und Eßgeſchirren? — —
Paſtor.Jedes meiner Huͤner iſt von an- derer Art. Jede Taße ſolte eine andere Malerey auszeichnen. So wie Tapeten zu einem Zimmer voll Schildereyen, ſo mein Vorſchlag zu einem Service. Beym Ser- vice liegt eine gewiße Idee vom Geiz, der ſich aber auch hier wie allemal im Weg’ iſt, denn wenn ein Stuͤck aus dem Service zer- bricht, hat das Ganze keinen Werth mehr. —
Herr v. G.Was auf bloßen Rutzen aus- geht, muß gleichfoͤrmig ſeyn. Die Franzo- ſen zeichnen alle nach einem Muſter. Die Englaͤnder auch. Alles iſt Service bey ih- nen, ihre Wercke ſind Tapeten. In Deutſch- land, wie verſchieden iſt Clima und Regie- rungsform. Sie koͤnnen werden, Paſtor, wie ihre Huͤner. Sie koͤnnen Schildereyen aufſtellen. —
Herr
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Herr v. G. Ich kann den Herrn v — s
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ſen unrecht. Selbſt die Art, womit man der-
gleichen zerbrechliche Dinge behandelt, machen
ſie angenehm. Man denckt mehr daran,
man genießt ſie alſo mehr. Paſtor, Sie
ſprachen geſtern wider die Gleichfoͤrmigkeit
bey Trinck und Eßgeſchirren? — —
Paſtor. Jedes meiner Huͤner iſt von an-
derer Art. Jede Taße ſolte eine andere
Malerey auszeichnen. So wie Tapeten zu
einem Zimmer voll Schildereyen, ſo mein
Vorſchlag zu einem Service. Beym Ser-
vice liegt eine gewiße Idee vom Geiz, der
ſich aber auch hier wie allemal im Weg’ iſt,
denn wenn ein Stuͤck aus dem Service zer-
bricht, hat das Ganze keinen Werth mehr. —
Herr v. G. Was auf bloßen Rutzen aus-
geht, muß gleichfoͤrmig ſeyn. Die Franzo-
ſen zeichnen alle nach einem Muſter. Die
Englaͤnder auch. Alles iſt Service bey ih-
nen, ihre Wercke ſind Tapeten. In Deutſch-
land, wie verſchieden iſt Clima und Regie-
rungsform. Sie koͤnnen werden, Paſtor,
wie ihre Huͤner. Sie koͤnnen Schildereyen
aufſtellen. —
Herr
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/516>, abgerufen am 16.02.2025.
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