so sehr unterscheidet sie sich von allen Spra- chen, wegen des in ihr liegenden Original- stofs zur Höflichkeit. Was schadet ein har- ter Ton, wenn die Kraft der Sprach ihn wi- derlegt? --
Hier entstand Krieg und Kriegsgeschrey. Endlich hatt' all Fehd ein End. Ein Frie- densartickel war, daß Herr v. W -- die- sen Tag, als Fest der Deutschen, auf Kin- deskind bringen würde. Omne trinum perfectum perorirte Herr Herrmann, dem es mit diesem lateinschen Brocken beßer ging, als mit dem Tempel der Diana. Fest der Deutschen, fuhr Herrmann fort, müt- terlicher Geburtstag (die Mutter des Herrn v. W -- hatt' an diesem Tage das Licht der Welt erblickt) vorläufiger Verlobungs- tag. -- Man dacht auf feyerliche Einwei- hung dieses Festes, und es ward ein Schäuer gebracht, welchen der Herr v. G -- zu leeren anfing und den er die Runde ge- hen lies. Herr v. W -- war außer sich wegen dieser feyerlichen Anstalten. Ich hätte dieses wissen sollen, sagt' er. An ihn kam der Schäuer zuletzt. Sein Danck war rührend. Der gute Mann jammerte mich, und, wie ich hoffe, wird er alle mei-
Le-
J i
ſo ſehr unterſcheidet ſie ſich von allen Spra- chen, wegen des in ihr liegenden Original- ſtofs zur Hoͤflichkeit. Was ſchadet ein har- ter Ton, wenn die Kraft der Sprach ihn wi- derlegt? —
Hier entſtand Krieg und Kriegsgeſchrey. Endlich hatt’ all Fehd ein End. Ein Frie- densartickel war, daß Herr v. W — die- ſen Tag, als Feſt der Deutſchen, auf Kin- deskind bringen wuͤrde. Omne trinum perfectum perorirte Herr Herrmann, dem es mit dieſem lateinſchen Brocken beßer ging, als mit dem Tempel der Diana. Feſt der Deutſchen, fuhr Herrmann fort, muͤt- terlicher Geburtstag (die Mutter des Herrn v. W — hatt’ an dieſem Tage das Licht der Welt erblickt) vorlaͤufiger Verlobungs- tag. — Man dacht auf feyerliche Einwei- hung dieſes Feſtes, und es ward ein Schaͤuer gebracht, welchen der Herr v. G — zu leeren anfing und den er die Runde ge- hen lies. Herr v. W — war außer ſich wegen dieſer feyerlichen Anſtalten. Ich haͤtte dieſes wiſſen ſollen, ſagt’ er. An ihn kam der Schaͤuer zuletzt. Sein Danck war ruͤhrend. Der gute Mann jammerte mich, und, wie ich hoffe, wird er alle mei-
Le-
J i
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><sp><p><pbfacs="#f0509"n="495"/>ſo ſehr unterſcheidet ſie ſich von allen Spra-<lb/>
chen, wegen des in ihr liegenden Original-<lb/>ſtofs zur Hoͤflichkeit. Was ſchadet ein har-<lb/>
ter Ton, wenn die Kraft der Sprach ihn wi-<lb/>
derlegt? —</p></sp><lb/><stage>Hier entſtand Krieg und Kriegsgeſchrey.<lb/>
Endlich hatt’ all Fehd ein End. Ein Frie-<lb/>
densartickel war, daß Herr v. W — die-<lb/>ſen Tag, als <hirendition="#fr">Feſt der Deutſchen,</hi> auf Kin-<lb/>
deskind bringen wuͤrde. <hirendition="#aq">Omne trinum<lb/>
perfectum</hi> perorirte Herr Herrmann, dem<lb/>
es mit dieſem lateinſchen Brocken beßer<lb/>
ging, als mit dem <hirendition="#fr">Tempel der Diana.</hi> Feſt<lb/>
der Deutſchen, fuhr Herrmann fort, muͤt-<lb/>
terlicher Geburtstag (die Mutter des Herrn<lb/>
v. W — hatt’ an dieſem Tage das Licht der<lb/>
Welt erblickt) vorlaͤufiger Verlobungs-<lb/>
tag. — Man dacht auf feyerliche Einwei-<lb/>
hung dieſes Feſtes, und es ward ein<lb/><hirendition="#fr">Schaͤuer</hi> gebracht, welchen der Herr v. G —<lb/>
zu leeren anfing und den er die Runde ge-<lb/>
hen lies. Herr v. W — war außer ſich<lb/>
wegen dieſer feyerlichen Anſtalten. Ich<lb/>
haͤtte dieſes wiſſen ſollen, ſagt’ er. An<lb/>
ihn kam der Schaͤuer zuletzt. Sein Danck<lb/>
war ruͤhrend. Der gute Mann jammerte<lb/>
mich, und, wie ich hoffe, wird er alle mei-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J i</fw><fwplace="bottom"type="catch">Le-</fw><lb/></stage></div></div></body></text></TEI>
[495/0509]
ſo ſehr unterſcheidet ſie ſich von allen Spra-
chen, wegen des in ihr liegenden Original-
ſtofs zur Hoͤflichkeit. Was ſchadet ein har-
ter Ton, wenn die Kraft der Sprach ihn wi-
derlegt? —
Hier entſtand Krieg und Kriegsgeſchrey.
Endlich hatt’ all Fehd ein End. Ein Frie-
densartickel war, daß Herr v. W — die-
ſen Tag, als Feſt der Deutſchen, auf Kin-
deskind bringen wuͤrde. Omne trinum
perfectum perorirte Herr Herrmann, dem
es mit dieſem lateinſchen Brocken beßer
ging, als mit dem Tempel der Diana. Feſt
der Deutſchen, fuhr Herrmann fort, muͤt-
terlicher Geburtstag (die Mutter des Herrn
v. W — hatt’ an dieſem Tage das Licht der
Welt erblickt) vorlaͤufiger Verlobungs-
tag. — Man dacht auf feyerliche Einwei-
hung dieſes Feſtes, und es ward ein
Schaͤuer gebracht, welchen der Herr v. G —
zu leeren anfing und den er die Runde ge-
hen lies. Herr v. W — war außer ſich
wegen dieſer feyerlichen Anſtalten. Ich
haͤtte dieſes wiſſen ſollen, ſagt’ er. An
ihn kam der Schaͤuer zuletzt. Sein Danck
war ruͤhrend. Der gute Mann jammerte
mich, und, wie ich hoffe, wird er alle mei-
Le-
J i
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/509>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.