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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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spricht selten mehr als einer. Zwey können
nur streiten, der dritte entscheidet; dieses
aber muß nicht als grauissimus praeses, son-
dern als Nachbar seyn.
Herr v. G. Was meynen Sie, Pastor! wie
man spricht, ißt man, wie man ißt, klei-
det man sich. --
Pastor. Nicht immer. Ein Stolzer klei-
det sich prächtig, ißt schlecht, und spricht
schwülstig; ein Wollüstling --
Herr v. G. Wird zugegeben, ich meyn'
es anders.
Pastor. Alles dreyes zeigt von Ge-
schmack --
Herr v. G. Das meynt' ich. Was ge-
billiget wird, ist gut, was vergnügt, ist an-
genehm, was gefällt, ist schön. Ich glaube,
wir thun dem Herrn v. W. einen Gefallen,
wenn wir von Kleidern sprechen. Er wech-
selt dreymal bis viermal an manchem Tage.
Herr v. W. Niemals ohne Ursache, Herr
Bruder. Ich geb' jedem Tag', jeder Stunde,
was recht ist.
Herr v. G. Das ist eine gute Uebung in der
Gerechtigkeit.
Herr v. W. Herr Bruder, du hast, wie
Christianus der zweyt', in Mutterleibe geweint.

Pastor.
ſpricht ſelten mehr als einer. Zwey koͤnnen
nur ſtreiten, der dritte entſcheidet; dieſes
aber muß nicht als grauiſſimus præſes, ſon-
dern als Nachbar ſeyn.
Herr v. G. Was meynen Sie, Paſtor! wie
man ſpricht, ißt man, wie man ißt, klei-
det man ſich. —
Paſtor. Nicht immer. Ein Stolzer klei-
det ſich praͤchtig, ißt ſchlecht, und ſpricht
ſchwuͤlſtig; ein Wolluͤſtling —
Herr v. G. Wird zugegeben, ich meyn’
es anders.
Paſtor. Alles dreyes zeigt von Ge-
ſchmack —
Herr v. G. Das meynt’ ich. Was ge-
billiget wird, iſt gut, was vergnuͤgt, iſt an-
genehm, was gefaͤllt, iſt ſchoͤn. Ich glaube,
wir thun dem Herrn v. W. einen Gefallen,
wenn wir von Kleidern ſprechen. Er wech-
ſelt dreymal bis viermal an manchem Tage.
Herr v. W. Niemals ohne Urſache, Herr
Bruder. Ich geb’ jedem Tag’, jeder Stunde,
was recht iſt.
Herr v. G. Das iſt eine gute Uebung in der
Gerechtigkeit.
Herr v. W. Herr Bruder, du haſt, wie
Chriſtianus der zweyt’, in Mutterleibe geweint.

Paſtor.
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[474/0488] ſpricht ſelten mehr als einer. Zwey koͤnnen nur ſtreiten, der dritte entſcheidet; dieſes aber muß nicht als grauiſſimus præſes, ſon- dern als Nachbar ſeyn. Herr v. G. Was meynen Sie, Paſtor! wie man ſpricht, ißt man, wie man ißt, klei- det man ſich. — Paſtor. Nicht immer. Ein Stolzer klei- det ſich praͤchtig, ißt ſchlecht, und ſpricht ſchwuͤlſtig; ein Wolluͤſtling — Herr v. G. Wird zugegeben, ich meyn’ es anders. Paſtor. Alles dreyes zeigt von Ge- ſchmack — Herr v. G. Das meynt’ ich. Was ge- billiget wird, iſt gut, was vergnuͤgt, iſt an- genehm, was gefaͤllt, iſt ſchoͤn. Ich glaube, wir thun dem Herrn v. W. einen Gefallen, wenn wir von Kleidern ſprechen. Er wech- ſelt dreymal bis viermal an manchem Tage. Herr v. W. Niemals ohne Urſache, Herr Bruder. Ich geb’ jedem Tag’, jeder Stunde, was recht iſt. Herr v. G. Das iſt eine gute Uebung in der Gerechtigkeit. Herr v. W. Herr Bruder, du haſt, wie Chriſtianus der zweyt’, in Mutterleibe geweint. Paſtor.

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/488>, abgerufen am 22.11.2024.