Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.Es war Mittag, und alles fand sich von selbst zu- sammen. Frau v. G -- hielt bey allem Hoch- dünckel sich nicht zu vornehm, die Tafel zu bereiten. Die Küche nicht -- und das steht keiner Dame an. Höchstens ein Ueberblick -- Frau v. G. Darf ich bitten -- Herr v. G. Was meinen Sie (zu meinem Vater) das sagt meine Frau gutherzig und allerliebst. Ich habe sie blos dieses darf ich bitten we- gen geheyrathet. Ich halls ihr blos nach, darf ich bitten. -- Herr Bruder, Herr Pa- stor, Herr Bruder, Herr Bruder, wie ihr alle steht! -- Frau v. G. Ich bitt -- Man gieng Hand in Hand, ich mit der Kleinen v. W -- und (ich rede von der Tischgegend, wo ich war) Wir saßen. Der Herr von W -- (er hatte sich herunter genöthiget) gerad' über wohlbedächtig Herr Herrmann. Der Herr v. G --, die Kleine v. W --, mein Vater, der junge Herr v. G. --, noch allerley vom Unter- hause und ich. Herr v. W. Alle Feierlichkeiten, Herr Bruder, gehen zuletzt auf Schmausereien hinaus. Herr v. G. Beym Tisch macht alles Friede, da verliert man das Uebel, und das Gute empfindet man lebhafter. Herr
Es war Mittag, und alles fand ſich von ſelbſt zu- ſammen. Frau v. G — hielt bey allem Hoch- duͤnckel ſich nicht zu vornehm, die Tafel zu bereiten. Die Kuͤche nicht — und das ſteht keiner Dame an. Hoͤchſtens ein Ueberblick — Frau v. G. Darf ich bitten — Herr v. G. Was meinen Sie (zu meinem Vater) das ſagt meine Frau gutherzig und allerliebſt. Ich habe ſie blos dieſes darf ich bitten we- gen geheyrathet. Ich halls ihr blos nach, darf ich bitten. — Herr Bruder, Herr Pa- ſtor, Herr Bruder, Herr Bruder, wie ihr alle ſteht! — Frau v. G. Ich bitt — Man gieng Hand in Hand, ich mit der Kleinen v. W — und (ich rede von der Tiſchgegend, wo ich war) Wir ſaßen. Der Herr von W — (er hatte ſich herunter genoͤthiget) gerad’ uͤber wohlbedaͤchtig Herr Herrmann. Der Herr v. G —, die Kleine v. W —, mein Vater, der junge Herr v. G. —, noch allerley vom Unter- hauſe und ich. Herr v. W. Alle Feierlichkeiten, Herr Bruder, gehen zuletzt auf Schmauſereien hinaus. Herr v. G. Beym Tiſch macht alles Friede, da verliert man das Uebel, und das Gute empfindet man lebhafter. Herr
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0476" n="462"/> <stage>Es war Mittag, und alles fand ſich von ſelbſt zu-<lb/> ſammen. Frau v. G — hielt bey allem Hoch-<lb/> duͤnckel ſich nicht zu vornehm, die Tafel zu<lb/> bereiten. Die Kuͤche nicht — und das ſteht<lb/> keiner Dame an. Hoͤchſtens ein Ueberblick —</stage><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Frau v. G.</hi> </speaker> <p>Darf ich bitten —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Was meinen Sie</p> <stage>(zu meinem Vater)</stage><lb/> <p>das ſagt meine Frau gutherzig und allerliebſt.<lb/> Ich habe ſie blos dieſes darf ich <hi rendition="#fr">bitten</hi> we-<lb/> gen geheyrathet. Ich halls ihr blos nach,<lb/><hi rendition="#fr">darf ich bitten.</hi> — Herr Bruder, Herr Pa-<lb/> ſtor, Herr Bruder, Herr Bruder, wie<lb/> ihr alle ſteht! —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Frau v. G.</hi> </speaker> <p>Ich bitt —</p> </sp><lb/> <stage>Man gieng Hand in Hand, ich mit der Kleinen<lb/> v. W — und (ich rede von der Tiſchgegend, wo<lb/> ich war) Wir ſaßen. Der Herr von W —<lb/> (er hatte ſich herunter genoͤthiget) gerad’ uͤber<lb/> wohlbedaͤchtig Herr Herrmann. Der Herr v.<lb/> G —, die Kleine v. W —, mein Vater, der<lb/> junge Herr v. G. —, noch allerley vom Unter-<lb/> hauſe und ich.</stage><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. W.</hi> </speaker> <p>Alle Feierlichkeiten, Herr<lb/> Bruder, gehen zuletzt auf Schmauſereien<lb/> hinaus.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Beym Tiſch macht alles Friede,<lb/> da verliert man das Uebel, und das Gute<lb/> empfindet man lebhafter.</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Herr</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [462/0476]
Es war Mittag, und alles fand ſich von ſelbſt zu-
ſammen. Frau v. G — hielt bey allem Hoch-
duͤnckel ſich nicht zu vornehm, die Tafel zu
bereiten. Die Kuͤche nicht — und das ſteht
keiner Dame an. Hoͤchſtens ein Ueberblick —
Frau v. G. Darf ich bitten —
Herr v. G. Was meinen Sie (zu meinem Vater)
das ſagt meine Frau gutherzig und allerliebſt.
Ich habe ſie blos dieſes darf ich bitten we-
gen geheyrathet. Ich halls ihr blos nach,
darf ich bitten. — Herr Bruder, Herr Pa-
ſtor, Herr Bruder, Herr Bruder, wie
ihr alle ſteht! —
Frau v. G. Ich bitt —
Man gieng Hand in Hand, ich mit der Kleinen
v. W — und (ich rede von der Tiſchgegend, wo
ich war) Wir ſaßen. Der Herr von W —
(er hatte ſich herunter genoͤthiget) gerad’ uͤber
wohlbedaͤchtig Herr Herrmann. Der Herr v.
G —, die Kleine v. W —, mein Vater, der
junge Herr v. G. —, noch allerley vom Unter-
hauſe und ich.
Herr v. W. Alle Feierlichkeiten, Herr
Bruder, gehen zuletzt auf Schmauſereien
hinaus.
Herr v. G. Beym Tiſch macht alles Friede,
da verliert man das Uebel, und das Gute
empfindet man lebhafter.
Herr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/476 |
Zitationshilfe: | Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/476>, abgerufen am 16.02.2025. |