Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

und was mich kränkt das wende
durch deinen Arm und Kraft

und risch fing meine Mutter an als wenn sie
festen Fuß fassen und occupiren wolte.
"Von Paul Gerhard"
War mein Vater nicht unter ihren Zuhörern
pflegte die Leichenpredigt länger und erbauli-
cher zu seyn und beständig fand sie alsdenn
auf ihrem Wege Umstände, die mit Umstän-
den, so Leuten aus ihrer Familie begegnet
waren, eine Aehnlichkeit hatten. Reisete mein
Vater mit, war der Weg wie auf der Diehle
und nie sprach sie bei einem Anverwandten
auf der Landstrasse an, es wäre denn zuwei-
len bei ihrem seelgen Herrn Vater oder Gros-
vater um ihnen aus Kindespflicht die Hän-
de zu küssen.

Paul Gerhard hatte Berlin wegen des
Streits der Lutheraner mit den Reformirten
verlassen nachdem er aus Lüben (denkt an
Liebau sagte sie, wenn euch der Name zu
schwer fält) nach Berlin gekommen und ihr
seeliger Herr Vetter war, um allen allerlei
zu werden vom Landpastorat nach Mitau als
Stadtpastor gegangen und hatte in Mitau
ein Bein gebrochen. Doch warum nicht sie
selbst? Damit meinen Lesern die Zeit nicht zu

lang
C 4

und was mich kraͤnkt das wende
durch deinen Arm und Kraft

und riſch fing meine Mutter an als wenn ſie
feſten Fuß faſſen und occupiren wolte.
„Von Paul Gerhard„
War mein Vater nicht unter ihren Zuhoͤrern
pflegte die Leichenpredigt laͤnger und erbauli-
cher zu ſeyn und beſtaͤndig fand ſie alsdenn
auf ihrem Wege Umſtaͤnde, die mit Umſtaͤn-
den, ſo Leuten aus ihrer Familie begegnet
waren, eine Aehnlichkeit hatten. Reiſete mein
Vater mit, war der Weg wie auf der Diehle
und nie ſprach ſie bei einem Anverwandten
auf der Landſtraſſe an, es waͤre denn zuwei-
len bei ihrem ſeelgen Herrn Vater oder Gros-
vater um ihnen aus Kindespflicht die Haͤn-
de zu kuͤſſen.

Paul Gerhard hatte Berlin wegen des
Streits der Lutheraner mit den Reformirten
verlaſſen nachdem er aus Luͤben (denkt an
Liebau ſagte ſie, wenn euch der Name zu
ſchwer faͤlt) nach Berlin gekommen und ihr
ſeeliger Herr Vetter war, um allen allerlei
zu werden vom Landpaſtorat nach Mitau als
Stadtpaſtor gegangen und hatte in Mitau
ein Bein gebrochen. Doch warum nicht ſie
ſelbſt? Damit meinen Leſern die Zeit nicht zu

lang
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0045" n="37"/><lg type="poem"><l>und was mich kra&#x0364;nkt das wende</l><lb/><l>durch deinen Arm und Kraft</l></lg><lb/>
und ri&#x017F;ch fing meine Mutter an als wenn &#x017F;ie<lb/>
fe&#x017F;ten Fuß fa&#x017F;&#x017F;en und occupiren wolte.<lb/><hi rendition="#c">&#x201E;Von Paul Gerhard&#x201E;</hi><lb/>
War mein Vater nicht unter ihren Zuho&#x0364;rern<lb/>
pflegte die Leichenpredigt la&#x0364;nger und erbauli-<lb/>
cher zu &#x017F;eyn und be&#x017F;ta&#x0364;ndig fand &#x017F;ie alsdenn<lb/>
auf ihrem Wege Um&#x017F;ta&#x0364;nde, die mit Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den, &#x017F;o Leuten aus ihrer Familie begegnet<lb/>
waren, eine Aehnlichkeit hatten. Rei&#x017F;ete mein<lb/>
Vater mit, war der Weg wie auf der Diehle<lb/>
und nie &#x017F;prach &#x017F;ie bei einem Anverwandten<lb/>
auf der Land&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;e an, es wa&#x0364;re denn zuwei-<lb/>
len bei ihrem &#x017F;eelgen Herrn Vater oder Gros-<lb/>
vater um ihnen aus Kindespflicht die Ha&#x0364;n-<lb/>
de zu ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Paul Gerhard hatte Berlin wegen des<lb/>
Streits der Lutheraner mit den Reformirten<lb/>
verla&#x017F;&#x017F;en nachdem er aus Lu&#x0364;ben (denkt an<lb/>
Liebau &#x017F;agte &#x017F;ie, wenn euch der Name zu<lb/>
&#x017F;chwer fa&#x0364;lt) nach Berlin gekommen und ihr<lb/>
&#x017F;eeliger Herr Vetter war, um allen allerlei<lb/>
zu werden vom Landpa&#x017F;torat nach Mitau als<lb/>
Stadtpa&#x017F;tor gegangen und hatte in Mitau<lb/>
ein Bein gebrochen. Doch warum nicht &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t? Damit meinen Le&#x017F;ern die Zeit nicht zu<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 4</fw><fw place="bottom" type="catch">lang</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0045] und was mich kraͤnkt das wende durch deinen Arm und Kraft und riſch fing meine Mutter an als wenn ſie feſten Fuß faſſen und occupiren wolte. „Von Paul Gerhard„ War mein Vater nicht unter ihren Zuhoͤrern pflegte die Leichenpredigt laͤnger und erbauli- cher zu ſeyn und beſtaͤndig fand ſie alsdenn auf ihrem Wege Umſtaͤnde, die mit Umſtaͤn- den, ſo Leuten aus ihrer Familie begegnet waren, eine Aehnlichkeit hatten. Reiſete mein Vater mit, war der Weg wie auf der Diehle und nie ſprach ſie bei einem Anverwandten auf der Landſtraſſe an, es waͤre denn zuwei- len bei ihrem ſeelgen Herrn Vater oder Gros- vater um ihnen aus Kindespflicht die Haͤn- de zu kuͤſſen. Paul Gerhard hatte Berlin wegen des Streits der Lutheraner mit den Reformirten verlaſſen nachdem er aus Luͤben (denkt an Liebau ſagte ſie, wenn euch der Name zu ſchwer faͤlt) nach Berlin gekommen und ihr ſeeliger Herr Vetter war, um allen allerlei zu werden vom Landpaſtorat nach Mitau als Stadtpaſtor gegangen und hatte in Mitau ein Bein gebrochen. Doch warum nicht ſie ſelbſt? Damit meinen Leſern die Zeit nicht zu lang C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/45
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/45>, abgerufen am 21.11.2024.