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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Herr v. G. Aber, lieber Pastor, um wieder
an Ort und Stelle zu kommen. Sind denn
nicht alle Menschen Menschen, und hat man
nicht alle, wenn man sich hat? --
Vater. Wahr, gewisse äußere Dinge,
Verzierungen, Schnitzwerck, Ein- und Aus-
gänge ausgenommen.
Herr v. G. Wer hat sich aber?
Vater. Jeder, der je die Menschen ge-
troffen, hat in seinen Busen gegriffen.
Herr v. G. Indeßen, denck ich, ists gut,
zuweilen zu phantasiren, im musikalischen
Verstande, und das liebe ich an den Nagel
zu hängen. Es versteht sich, an einen festen,
der nicht reißt; bey sich nicht Feuer zu ma-
chen, sondern beym Nachbar eßen zu gehen.
Bete und arbeite, das heißt: lern dich und
andere kennen.
Vater. In einer sehr freyen Uebersetzung.
Alle Merckzeichen, wodurch man an den Tag
legt, man gäbe auf sich selbst acht, man sey
auf dem Observatorio, geben unsern Hand-
lungen ein linckes, steifes, gebrechliches,
puckliches Ansehen. --
Herr v. G. Und der vornehme Mann will
ohne dies, daß man auf ihn, und nicht auf
sich selbst, Acht geben soll. Da denck ich an
das
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Herr v. G. Aber, lieber Paſtor, um wieder
an Ort und Stelle zu kommen. Sind denn
nicht alle Menſchen Menſchen, und hat man
nicht alle, wenn man ſich hat? —
Vater. Wahr, gewiſſe aͤußere Dinge,
Verzierungen, Schnitzwerck, Ein- und Aus-
gaͤnge ausgenommen.
Herr v. G. Wer hat ſich aber?
Vater. Jeder, der je die Menſchen ge-
troffen, hat in ſeinen Buſen gegriffen.
Herr v. G. Indeßen, denck ich, iſts gut,
zuweilen zu phantaſiren, im muſikaliſchen
Verſtande, und das liebe ich an den Nagel
zu haͤngen. Es verſteht ſich, an einen feſten,
der nicht reißt; bey ſich nicht Feuer zu ma-
chen, ſondern beym Nachbar eßen zu gehen.
Bete und arbeite, das heißt: lern dich und
andere kennen.
Vater. In einer ſehr freyen Ueberſetzung.
Alle Merckzeichen, wodurch man an den Tag
legt, man gaͤbe auf ſich ſelbſt acht, man ſey
auf dem Obſervatorio, geben unſern Hand-
lungen ein linckes, ſteifes, gebrechliches,
puckliches Anſehen. —
Herr v. G. Und der vornehme Mann will
ohne dies, daß man auf ihn, und nicht auf
ſich ſelbſt, Acht geben ſoll. Da denck ich an
das
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[401/0413] Herr v. G. Aber, lieber Paſtor, um wieder an Ort und Stelle zu kommen. Sind denn nicht alle Menſchen Menſchen, und hat man nicht alle, wenn man ſich hat? — Vater. Wahr, gewiſſe aͤußere Dinge, Verzierungen, Schnitzwerck, Ein- und Aus- gaͤnge ausgenommen. Herr v. G. Wer hat ſich aber? Vater. Jeder, der je die Menſchen ge- troffen, hat in ſeinen Buſen gegriffen. Herr v. G. Indeßen, denck ich, iſts gut, zuweilen zu phantaſiren, im muſikaliſchen Verſtande, und das liebe ich an den Nagel zu haͤngen. Es verſteht ſich, an einen feſten, der nicht reißt; bey ſich nicht Feuer zu ma- chen, ſondern beym Nachbar eßen zu gehen. Bete und arbeite, das heißt: lern dich und andere kennen. Vater. In einer ſehr freyen Ueberſetzung. Alle Merckzeichen, wodurch man an den Tag legt, man gaͤbe auf ſich ſelbſt acht, man ſey auf dem Obſervatorio, geben unſern Hand- lungen ein linckes, ſteifes, gebrechliches, puckliches Anſehen. — Herr v. G. Und der vornehme Mann will ohne dies, daß man auf ihn, und nicht auf ſich ſelbſt, Acht geben ſoll. Da denck ich an das C c 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/413>, abgerufen am 24.11.2024.