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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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feger, noch Fechtmeister, noch Wäscherin
für sie bezahlen.
Herr v. G. Alles gut, lieber Pastor, was
hat aber Newton und alle von seinem Gelich-
ter davon?
Vater. Ein doppeltes ewiges Leben --
in jener Welt eins, in dieser Welt eins. Ein
Gelehrter, der sich seiner Unsterblichkeit be-
wußt ist,[...] hat einen Beweis mehr in sich, daß
er nicht aufhören werde. Diese Unsterblich-
keit, und jene Unsterblichkeit, sind verwand --
und rechnen Sie dies Bewustseyn für nichts,
ehe solch ein doppelt Unsterblicher den Weg
geht, den alle gehen? Er lebt doppelt --
schmeckt sterbend doppelte Kräfte der künfti-
gen Welt --
Herr v. G. Pastor, es ist mir nicht an-
ders, als wenn ich losdrücken will, und der
Vogel fliegt davon -- ich bin so nah an der
Ueberzeugung; allein weg ist der Vogel --
Vater. Ich bitte, laßen Sie ihn nicht
fliegen --
Ich. Ich hab ihn im Fluge getroffen,
Vater!
Vater. Die Sache ist geistisch, und will
geistisch gerichtet seyn --

Herr
feger, noch Fechtmeiſter, noch Waͤſcherin
fuͤr ſie bezahlen.
Herr v. G. Alles gut, lieber Paſtor, was
hat aber Newton und alle von ſeinem Gelich-
ter davon?
Vater. Ein doppeltes ewiges Leben —
in jener Welt eins, in dieſer Welt eins. Ein
Gelehrter, der ſich ſeiner Unſterblichkeit be-
wußt iſt,[…] hat einen Beweis mehr in ſich, daß
er nicht aufhoͤren werde. Dieſe Unſterblich-
keit, und jene Unſterblichkeit, ſind verwand —
und rechnen Sie dies Bewuſtſeyn fuͤr nichts,
ehe ſolch ein doppelt Unſterblicher den Weg
geht, den alle gehen? Er lebt doppelt —
ſchmeckt ſterbend doppelte Kraͤfte der kuͤnfti-
gen Welt —
Herr v. G. Paſtor, es iſt mir nicht an-
ders, als wenn ich losdruͤcken will, und der
Vogel fliegt davon — ich bin ſo nah an der
Ueberzeugung; allein weg iſt der Vogel —
Vater. Ich bitte, laßen Sie ihn nicht
fliegen —
Ich. Ich hab ihn im Fluge getroffen,
Vater!
Vater. Die Sache iſt geiſtiſch, und will
geiſtiſch gerichtet ſeyn —

Herr
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[381/0393] feger, noch Fechtmeiſter, noch Waͤſcherin fuͤr ſie bezahlen. Herr v. G. Alles gut, lieber Paſtor, was hat aber Newton und alle von ſeinem Gelich- ter davon? Vater. Ein doppeltes ewiges Leben — in jener Welt eins, in dieſer Welt eins. Ein Gelehrter, der ſich ſeiner Unſterblichkeit be- wußt iſt, hat einen Beweis mehr in ſich, daß er nicht aufhoͤren werde. Dieſe Unſterblich- keit, und jene Unſterblichkeit, ſind verwand — und rechnen Sie dies Bewuſtſeyn fuͤr nichts, ehe ſolch ein doppelt Unſterblicher den Weg geht, den alle gehen? Er lebt doppelt — ſchmeckt ſterbend doppelte Kraͤfte der kuͤnfti- gen Welt — Herr v. G. Paſtor, es iſt mir nicht an- ders, als wenn ich losdruͤcken will, und der Vogel fliegt davon — ich bin ſo nah an der Ueberzeugung; allein weg iſt der Vogel — Vater. Ich bitte, laßen Sie ihn nicht fliegen — Ich. Ich hab ihn im Fluge getroffen, Vater! Vater. Die Sache iſt geiſtiſch, und will geiſtiſch gerichtet ſeyn — Herr

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/393>, abgerufen am 25.11.2024.