Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.
und das hat, ich muß gestehen, sehr viel verführerisches. Alles kommt ungeputzt zu- sammen, wie bey einer Brunnenkur, und mit einem so freyen unverfälschten Kopf, daß es eine Lust ist, gute Leute frühstücken zu se- hen. Die Seel ist so wie der Leib im Negli- schee, und wenns früh ist, ist der Tag selbst so. Sein Schleier ist ein liebenswürdiger wonnevoller Anzug -- Nicht immer aber, gnädige Frau! können wir in Pyrmont seyn, und den Brunnen trincken, und unsrer Seele und dem Tage bey der Toilette aufwarten. Wir haben Geschäfte: die Morgenstunde -- Frau v. G. Ich halt Caffee und Thee nicht für gesund -- Vater. Ich auch nicht -- Frau v. G. Die Aerzte sind indeßen ge- theilt -- Vater. So wie in allem, was die Diät betrifft, die ein jeder Arzt nach dem Schnitt seines Magens beurtheilt. Ein Schuß! gehört und gesehen. Frau v. G. Vater. Ich. Der Sperling. Herr v. G. (Einen todten Sperling in der Hand.) Ha, willkommen ins Grüne! Herr alter und Herr junger Pastor. Frau A a 3
und das hat, ich muß geſtehen, ſehr viel verfuͤhreriſches. Alles kommt ungeputzt zu- ſammen, wie bey einer Brunnenkur, und mit einem ſo freyen unverfaͤlſchten Kopf, daß es eine Luſt iſt, gute Leute fruͤhſtuͤcken zu ſe- hen. Die Seel iſt ſo wie der Leib im Negli- ſchee, und wenns fruͤh iſt, iſt der Tag ſelbſt ſo. Sein Schleier iſt ein liebenswuͤrdiger wonnevoller Anzug — Nicht immer aber, gnaͤdige Frau! koͤnnen wir in Pyrmont ſeyn, und den Brunnen trincken, und unſrer Seele und dem Tage bey der Toilette aufwarten. Wir haben Geſchaͤfte: die Morgenſtunde — Frau v. G. Ich halt Caffee und Thee nicht fuͤr geſund — Vater. Ich auch nicht — Frau v. G. Die Aerzte ſind indeßen ge- theilt — Vater. So wie in allem, was die Diaͤt betrifft, die ein jeder Arzt nach dem Schnitt ſeines Magens beurtheilt. Ein Schuß! gehoͤrt und geſehen. Frau v. G. Vater. Ich. Der Sperling. Herr v. G. (Einen todten Sperling in der Hand.) Ha, willkommen ins Gruͤne! Herr alter und Herr junger Paſtor. Frau A a 3
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ſammen, wie bey einer Brunnenkur, und
mit einem ſo freyen unverfaͤlſchten Kopf, daß
es eine Luſt iſt, gute Leute fruͤhſtuͤcken zu ſe-
hen. Die Seel iſt ſo wie der Leib im Negli-
ſchee, und wenns fruͤh iſt, iſt der Tag ſelbſt
ſo. Sein Schleier iſt ein liebenswuͤrdiger
wonnevoller Anzug — Nicht immer aber,
gnaͤdige Frau! koͤnnen wir in Pyrmont ſeyn,
und den Brunnen trincken, und unſrer Seele
und dem Tage bey der Toilette aufwarten.
Wir haben Geſchaͤfte: die Morgenſtunde —
Frau v. G. Ich halt Caffee und Thee nicht
fuͤr geſund —
Vater. Ich auch nicht —
Frau v. G. Die Aerzte ſind indeßen ge-
theilt —
Vater. So wie in allem, was die Diaͤt
betrifft, die ein jeder Arzt nach dem Schnitt
ſeines Magens beurtheilt.
Ein Schuß! gehoͤrt und geſehen.
Frau v. G. Vater. Ich. Der Sperling.
Herr v. G. (Einen todten Sperling in der Hand.)
Ha, willkommen ins Gruͤne! Herr alter und
Herr junger Paſtor.
Frau
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Zitationshilfe: | Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/383>, abgerufen am 29.06.2024. |