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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Ich. Immerhin, Vater! Ein Franzose
mag ein Monsieur seyn, aber nicht ich. Zwey
Pfund weniger oder mehr, ich ehre das
Wort Jungfer.
Vater. Ich auch, Alexander, und auch
darum mit, weil es sich rein hält, und mit
keinem Reim in Gemeinschaft tritt. Das
sind für mich königliche Wörter; sie geben sich
nicht mit erst was ab.
Ich. Wer meine Schwester --
Vater. Wenn du eine hättest!
Ich. Mamsell hieße, der solte eine Ohr-
feige mit dieser Hand haben, oder ich will
Monsieur seyn -- Und immer in der drit-
ten Person spricht die gnädige Frau. Wird
Monsieur nicht haben wollen, will Monsieur
nicht ein Glas Bier? Bin ich denn kein
Du oder Sie werth! Kann sie mir nicht ge-
rad' ins Gesicht sehen, wenn sie mir zuspricht.
Warum stößt sie denn nicht das Glas mit
mir an. Sie schielt nur von der Seite her-
ab. Gottlob! daß sie nicht mit Er herum-
wirft, ich wüßte nicht -- Vater! -- Wenn
fängt man denn an Litteratus zu seyn?
Vater. Es ist nicht überall gleich. Im
Mitauschen Kreise früher, im Bauskeschen
Kreise später, im Seelburgschen Kreise noch
später,
Ich. Immerhin, Vater! Ein Franzoſe
mag ein Monſieur ſeyn, aber nicht ich. Zwey
Pfund weniger oder mehr, ich ehre das
Wort Jungfer.
Vater. Ich auch, Alexander, und auch
darum mit, weil es ſich rein haͤlt, und mit
keinem Reim in Gemeinſchaft tritt. Das
ſind fuͤr mich koͤnigliche Woͤrter; ſie geben ſich
nicht mit erſt was ab.
Ich. Wer meine Schweſter —
Vater. Wenn du eine haͤtteſt!
Ich. Mamſell hieße, der ſolte eine Ohr-
feige mit dieſer Hand haben, oder ich will
Monſieur ſeyn — Und immer in der drit-
ten Perſon ſpricht die gnaͤdige Frau. Wird
Monſieur nicht haben wollen, will Monſieur
nicht ein Glas Bier? Bin ich denn kein
Du oder Sie werth! Kann ſie mir nicht ge-
rad’ ins Geſicht ſehen, wenn ſie mir zuſpricht.
Warum ſtoͤßt ſie denn nicht das Glas mit
mir an. Sie ſchielt nur von der Seite her-
ab. Gottlob! daß ſie nicht mit Er herum-
wirft, ich wuͤßte nicht — Vater! — Wenn
faͤngt man denn an Litteratus zu ſeyn?
Vater. Es iſt nicht uͤberall gleich. Im
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[368/0380] Ich. Immerhin, Vater! Ein Franzoſe mag ein Monſieur ſeyn, aber nicht ich. Zwey Pfund weniger oder mehr, ich ehre das Wort Jungfer. Vater. Ich auch, Alexander, und auch darum mit, weil es ſich rein haͤlt, und mit keinem Reim in Gemeinſchaft tritt. Das ſind fuͤr mich koͤnigliche Woͤrter; ſie geben ſich nicht mit erſt was ab. Ich. Wer meine Schweſter — Vater. Wenn du eine haͤtteſt! Ich. Mamſell hieße, der ſolte eine Ohr- feige mit dieſer Hand haben, oder ich will Monſieur ſeyn — Und immer in der drit- ten Perſon ſpricht die gnaͤdige Frau. Wird Monſieur nicht haben wollen, will Monſieur nicht ein Glas Bier? Bin ich denn kein Du oder Sie werth! Kann ſie mir nicht ge- rad’ ins Geſicht ſehen, wenn ſie mir zuſpricht. Warum ſtoͤßt ſie denn nicht das Glas mit mir an. Sie ſchielt nur von der Seite her- ab. Gottlob! daß ſie nicht mit Er herum- wirft, ich wuͤßte nicht — Vater! — Wenn faͤngt man denn an Litteratus zu ſeyn? Vater. Es iſt nicht uͤberall gleich. Im Mitauſchen Kreiſe fruͤher, im Bauskeſchen Kreiſe ſpaͤter, im Seelburgſchen Kreiſe noch ſpaͤter,

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/380>, abgerufen am 26.11.2024.