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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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an -- Wie ich mich freue, wenn ich Spuren
der Natur finde, daß ist unbeschreiblich, ich
denck immer Gottes Finger zu sehen, wenn ich
Natur sehe --
Ich. Ich sehe Gottes ganze Hand.
Vater. Junge! Tausendmal hab ich ge-
dacht mein Ebenbild! nur etwas rauher
dünckt mich. -- Schadt nichts, du bist in
Curland gebohren, und ich in einer beßern
Gegend. Du jung, ich -- alt. Söhne, die
der Mutter ähnlich sind, bekommen ihre Fä-
higkeiten und Neigungen; allein in höherm
Maaße. Sie sind Birnäpfel: ich würd sie
all zu Geistlichen bestimmen. Sie haben bis
zum Pabst Anlage; nur keinen Schuß ver-
tragen sie. Hättest du etwas, Alexander,
von diesen Wachsjungens, ich gäbe was
drum --
Ich. Und warum Vater?
Vater. Das eine Frage! du solst nicht
mit Feuer, sondern mit Wasser taufen.
Ich. Gott braucht auch Luthers im
Dienst, nicht blos Melanchtons, Vater! Ich
wett, Luther sah seinem Vater ähnlich, wie
ich dir, und Luther, das wett ich auch, wär
ein so guter Generalfeldmarschall geworden,
als er jetzo Glaubensvater ist, und hätt so
gut
an — Wie ich mich freue, wenn ich Spuren
der Natur finde, daß iſt unbeſchreiblich, ich
denck immer Gottes Finger zu ſehen, wenn ich
Natur ſehe —
Ich. Ich ſehe Gottes ganze Hand.
Vater. Junge! Tauſendmal hab ich ge-
dacht mein Ebenbild! nur etwas rauher
duͤnckt mich. — Schadt nichts, du biſt in
Curland gebohren, und ich in einer beßern
Gegend. Du jung, ich — alt. Soͤhne, die
der Mutter aͤhnlich ſind, bekommen ihre Faͤ-
higkeiten und Neigungen; allein in hoͤherm
Maaße. Sie ſind Birnaͤpfel: ich wuͤrd ſie
all zu Geiſtlichen beſtimmen. Sie haben bis
zum Pabſt Anlage; nur keinen Schuß ver-
tragen ſie. Haͤtteſt du etwas, Alexander,
von dieſen Wachsjungens, ich gaͤbe was
drum —
Ich. Und warum Vater?
Vater. Das eine Frage! du ſolſt nicht
mit Feuer, ſondern mit Waſſer taufen.
Ich. Gott braucht auch Luthers im
Dienſt, nicht blos Melanchtons, Vater! Ich
wett, Luther ſah ſeinem Vater aͤhnlich, wie
ich dir, und Luther, das wett ich auch, waͤr
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[362/0374] an — Wie ich mich freue, wenn ich Spuren der Natur finde, daß iſt unbeſchreiblich, ich denck immer Gottes Finger zu ſehen, wenn ich Natur ſehe — Ich. Ich ſehe Gottes ganze Hand. Vater. Junge! Tauſendmal hab ich ge- dacht mein Ebenbild! nur etwas rauher duͤnckt mich. — Schadt nichts, du biſt in Curland gebohren, und ich in einer beßern Gegend. Du jung, ich — alt. Soͤhne, die der Mutter aͤhnlich ſind, bekommen ihre Faͤ- higkeiten und Neigungen; allein in hoͤherm Maaße. Sie ſind Birnaͤpfel: ich wuͤrd ſie all zu Geiſtlichen beſtimmen. Sie haben bis zum Pabſt Anlage; nur keinen Schuß ver- tragen ſie. Haͤtteſt du etwas, Alexander, von dieſen Wachsjungens, ich gaͤbe was drum — Ich. Und warum Vater? Vater. Das eine Frage! du ſolſt nicht mit Feuer, ſondern mit Waſſer taufen. Ich. Gott braucht auch Luthers im Dienſt, nicht blos Melanchtons, Vater! Ich wett, Luther ſah ſeinem Vater aͤhnlich, wie ich dir, und Luther, das wett ich auch, waͤr ein ſo guter Generalfeldmarſchall geworden, als er jetzo Glaubensvater iſt, und haͤtt ſo gut

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/374>, abgerufen am 27.11.2024.