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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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empfangen habe. Die sagen können: wir dan-
cken Gott für seine Gaben, die wir von
ihm empfangen haben,
wenn sie für Hun-
ger sterben möchten, sind, denck ich, Schmeich-
ler, Heuchler, Schrifftgelehrte und Pharisäer.
Vater. Zum Danck hat der Mensch, wie
zum Trost, immer Gelegenheit. Auch das
größte Unglück ist noch so groß, daß man sich
nicht noch ein Stockwerck drüber denken
könnte. Der Armbruch ist nicht so arg, als
der Halsbruch. Viele Leute aber glauben
freylich, so mit dem lieben Gott umzusprin-
gen, als mit ihres gleichen. Herz, Ehrlich-
keit, ist das, was Gott angenehm ist; ich
denck, er verzeiht hundert Flüche eher, als
ein Gebet und Lob von dieser Weise. Er will
eigentlich nur die freudige Empfindung über
das Gute, das wir gethan haben. Versöh-
ne dich mit deinem Bruder, und dann komm
und opfre. Thu was gutes, und du betest --
die ganze Natur betet und singt, und die
Raben selbst nicht ausgenommen. Siehst
du einen schönen Abend, einen schönen Mor-
gen, so fehlen nur Worte zum Gebete, und
die sind nicht nöthig. Leute, die es auf bloße
Worte anlegen, zaubern im eigentlichen
Sinn, sie betrügen die Umstehenden, und
erwer-
empfangen habe. Die ſagen koͤnnen: wir dan-
cken Gott fuͤr ſeine Gaben, die wir von
ihm empfangen haben,
wenn ſie fuͤr Hun-
ger ſterben moͤchten, ſind, denck ich, Schmeich-
ler, Heuchler, Schrifftgelehrte und Phariſaͤer.
Vater. Zum Danck hat der Menſch, wie
zum Troſt, immer Gelegenheit. Auch das
groͤßte Ungluͤck iſt noch ſo groß, daß man ſich
nicht noch ein Stockwerck druͤber denken
koͤnnte. Der Armbruch iſt nicht ſo arg, als
der Halsbruch. Viele Leute aber glauben
freylich, ſo mit dem lieben Gott umzuſprin-
gen, als mit ihres gleichen. Herz, Ehrlich-
keit, iſt das, was Gott angenehm iſt; ich
denck, er verzeiht hundert Fluͤche eher, als
ein Gebet und Lob von dieſer Weiſe. Er will
eigentlich nur die freudige Empfindung uͤber
das Gute, das wir gethan haben. Verſoͤh-
ne dich mit deinem Bruder, und dann komm
und opfre. Thu was gutes, und du beteſt —
die ganze Natur betet und ſingt, und die
Raben ſelbſt nicht ausgenommen. Siehſt
du einen ſchoͤnen Abend, einen ſchoͤnen Mor-
gen, ſo fehlen nur Worte zum Gebete, und
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Worte anlegen, zaubern im eigentlichen
Sinn, ſie betruͤgen die Umſtehenden, und
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[356/0368] empfangen habe. Die ſagen koͤnnen: wir dan- cken Gott fuͤr ſeine Gaben, die wir von ihm empfangen haben, wenn ſie fuͤr Hun- ger ſterben moͤchten, ſind, denck ich, Schmeich- ler, Heuchler, Schrifftgelehrte und Phariſaͤer. Vater. Zum Danck hat der Menſch, wie zum Troſt, immer Gelegenheit. Auch das groͤßte Ungluͤck iſt noch ſo groß, daß man ſich nicht noch ein Stockwerck druͤber denken koͤnnte. Der Armbruch iſt nicht ſo arg, als der Halsbruch. Viele Leute aber glauben freylich, ſo mit dem lieben Gott umzuſprin- gen, als mit ihres gleichen. Herz, Ehrlich- keit, iſt das, was Gott angenehm iſt; ich denck, er verzeiht hundert Fluͤche eher, als ein Gebet und Lob von dieſer Weiſe. Er will eigentlich nur die freudige Empfindung uͤber das Gute, das wir gethan haben. Verſoͤh- ne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfre. Thu was gutes, und du beteſt — die ganze Natur betet und ſingt, und die Raben ſelbſt nicht ausgenommen. Siehſt du einen ſchoͤnen Abend, einen ſchoͤnen Mor- gen, ſo fehlen nur Worte zum Gebete, und die ſind nicht noͤthig. Leute, die es auf bloße Worte anlegen, zaubern im eigentlichen Sinn, ſie betruͤgen die Umſtehenden, und erwer-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/368>, abgerufen am 27.11.2024.