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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Schlaf kann nicht büßen, was unsre Weich-
lichkeit verschuldt hat -- Wer, wenn er
schnell aufwacht, nicht gleich herausspringt,
versteht nicht Wincke der Natur. Der zweyte
Schlaf ist ein Postscript, das keinem Mann
ansteht. Mittagsschlaf ist ein brennend Licht
am Tage. Achtung, Alexander! Schlag an,
Feur'! bist du heraus?
Ich. Wie Blitz!
Vater. Mercks dir ewig. Wer einen Fuß
aus dem Bette setzt, und den andern nach-
holt, arbeitet auch nur mit halben Kopf.
Ich. Wie kanns anders? Ich hätte mö-
gen den D. Luther hören und sehen das Walt
sprechen, und aus dem Bette fahren.
Vater. Er fuhr gewiß mit sechs.
Ich. Aber das Kreutz, das er schlug,
wäre nicht nöthig gewesen.
Vater. Wers vertragen kann, des
Morgens und Abends, kanns nicht scha-
den. Deine Mutter hatte die Gewohnheit
zu kreutzen, wenn sie jähnte und den Mund
hielt. Diese Kreutzschläge hab' ich ihr so
aus dem Grunde abgewöhnt, daß sies nach
der Zeit für Sünde zu halten schien, und den
Schlagbaum des Mundes, um die vorigen
Kreutzer zu verbüßen, noch weiter aufriß,
als
Schlaf kann nicht buͤßen, was unſre Weich-
lichkeit verſchuldt hat — Wer, wenn er
ſchnell aufwacht, nicht gleich herausſpringt,
verſteht nicht Wincke der Natur. Der zweyte
Schlaf iſt ein Poſtſcript, das keinem Mann
anſteht. Mittagsſchlaf iſt ein brennend Licht
am Tage. Achtung, Alexander! Schlag an,
Feur’! biſt du heraus?
Ich. Wie Blitz!
Vater. Mercks dir ewig. Wer einen Fuß
aus dem Bette ſetzt, und den andern nach-
holt, arbeitet auch nur mit halben Kopf.
Ich. Wie kanns anders? Ich haͤtte moͤ-
gen den D. Luther hoͤren und ſehen das Walt
ſprechen, und aus dem Bette fahren.
Vater. Er fuhr gewiß mit ſechs.
Ich. Aber das Kreutz, das er ſchlug,
waͤre nicht noͤthig geweſen.
Vater. Wers vertragen kann, des
Morgens und Abends, kanns nicht ſcha-
den. Deine Mutter hatte die Gewohnheit
zu kreutzen, wenn ſie jaͤhnte und den Mund
hielt. Dieſe Kreutzſchlaͤge hab’ ich ihr ſo
aus dem Grunde abgewoͤhnt, daß ſies nach
der Zeit fuͤr Suͤnde zu halten ſchien, und den
Schlagbaum des Mundes, um die vorigen
Kreutzer zu verbuͤßen, noch weiter aufriß,
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[354/0366] Schlaf kann nicht buͤßen, was unſre Weich- lichkeit verſchuldt hat — Wer, wenn er ſchnell aufwacht, nicht gleich herausſpringt, verſteht nicht Wincke der Natur. Der zweyte Schlaf iſt ein Poſtſcript, das keinem Mann anſteht. Mittagsſchlaf iſt ein brennend Licht am Tage. Achtung, Alexander! Schlag an, Feur’! biſt du heraus? Ich. Wie Blitz! Vater. Mercks dir ewig. Wer einen Fuß aus dem Bette ſetzt, und den andern nach- holt, arbeitet auch nur mit halben Kopf. Ich. Wie kanns anders? Ich haͤtte moͤ- gen den D. Luther hoͤren und ſehen das Walt ſprechen, und aus dem Bette fahren. Vater. Er fuhr gewiß mit ſechs. Ich. Aber das Kreutz, das er ſchlug, waͤre nicht noͤthig geweſen. Vater. Wers vertragen kann, des Morgens und Abends, kanns nicht ſcha- den. Deine Mutter hatte die Gewohnheit zu kreutzen, wenn ſie jaͤhnte und den Mund hielt. Dieſe Kreutzſchlaͤge hab’ ich ihr ſo aus dem Grunde abgewoͤhnt, daß ſies nach der Zeit fuͤr Suͤnde zu halten ſchien, und den Schlagbaum des Mundes, um die vorigen Kreutzer zu verbuͤßen, noch weiter aufriß, als

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/366>, abgerufen am 27.11.2024.