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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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daß ich nicht viel von dem beherziget, was
diese beyde streitführende Mächte mit einan-
der ausgefochten. Ich weiß kein Wort wei-
ter, als, daß wegen Hut und Trifft kein Wort
weiter vorfallen solte, und daß eine Koppel-
weide brüderlich verabredet wurde. Man
gieng Hand in Hand zur Tafel. Der Vergleich
war zugesäet, wurde mit einem ächten Glase
Wein aus einem Schäuer begossen, und trug
noch den nämlichen Abend tausendfältige
Früchte. Morgen, denn heute seh' ich alles
über Pausch und Bogen, will ich meine Le-
ser mit den Karakteren dieses Hochwohlge-
bohrnen curschen Hauses und seiner Art be-
kannter machen, oder wie es mir eben ein-
fält, sie sich selbst bekannt machen lassen.
Ich will versuchen, diesen Tag nachzuschrei-
ben, wenn ich gleich nicht ein Verballexicon,
einen Wörterkram, über das, was damals ge-
redet ward, besitze; so hab ich doch ein sehr
richtiges Reallexicon, und hier darf ich nur
klopfen, und es wird aufgethan. Hausrath
ist bald angeschaft, wenn man liegende Grün-
de hat. Wäre dieser Lebenslauf kein Lebens-
lauf, hätt ich von der Kanzeley des Sir
Carl Grandison einen Kanzellisten auf zwölf
Stunden zum Anlehn erbeten, allein einen

Lebens-

daß ich nicht viel von dem beherziget, was
dieſe beyde ſtreitfuͤhrende Maͤchte mit einan-
der ausgefochten. Ich weiß kein Wort wei-
ter, als, daß wegen Hut und Trifft kein Wort
weiter vorfallen ſolte, und daß eine Koppel-
weide bruͤderlich verabredet wurde. Man
gieng Hand in Hand zur Tafel. Der Vergleich
war zugeſaͤet, wurde mit einem aͤchten Glaſe
Wein aus einem Schaͤuer begoſſen, und trug
noch den naͤmlichen Abend tauſendfaͤltige
Fruͤchte. Morgen, denn heute ſeh’ ich alles
uͤber Pauſch und Bogen, will ich meine Le-
ſer mit den Karakteren dieſes Hochwohlge-
bohrnen curſchen Hauſes und ſeiner Art be-
kannter machen, oder wie es mir eben ein-
faͤlt, ſie ſich ſelbſt bekannt machen laſſen.
Ich will verſuchen, dieſen Tag nachzuſchrei-
ben, wenn ich gleich nicht ein Verballexicon,
einen Woͤrterkram, uͤber das, was damals ge-
redet ward, beſitze; ſo hab ich doch ein ſehr
richtiges Reallexicon, und hier darf ich nur
klopfen, und es wird aufgethan. Hausrath
iſt bald angeſchaft, wenn man liegende Gruͤn-
de hat. Waͤre dieſer Lebenslauf kein Lebens-
lauf, haͤtt ich von der Kanzeley des Sir
Carl Grandiſon einen Kanzelliſten auf zwoͤlf
Stunden zum Anlehn erbeten, allein einen

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[350/0362] daß ich nicht viel von dem beherziget, was dieſe beyde ſtreitfuͤhrende Maͤchte mit einan- der ausgefochten. Ich weiß kein Wort wei- ter, als, daß wegen Hut und Trifft kein Wort weiter vorfallen ſolte, und daß eine Koppel- weide bruͤderlich verabredet wurde. Man gieng Hand in Hand zur Tafel. Der Vergleich war zugeſaͤet, wurde mit einem aͤchten Glaſe Wein aus einem Schaͤuer begoſſen, und trug noch den naͤmlichen Abend tauſendfaͤltige Fruͤchte. Morgen, denn heute ſeh’ ich alles uͤber Pauſch und Bogen, will ich meine Le- ſer mit den Karakteren dieſes Hochwohlge- bohrnen curſchen Hauſes und ſeiner Art be- kannter machen, oder wie es mir eben ein- faͤlt, ſie ſich ſelbſt bekannt machen laſſen. Ich will verſuchen, dieſen Tag nachzuſchrei- ben, wenn ich gleich nicht ein Verballexicon, einen Woͤrterkram, uͤber das, was damals ge- redet ward, beſitze; ſo hab ich doch ein ſehr richtiges Reallexicon, und hier darf ich nur klopfen, und es wird aufgethan. Hausrath iſt bald angeſchaft, wenn man liegende Gruͤn- de hat. Waͤre dieſer Lebenslauf kein Lebens- lauf, haͤtt ich von der Kanzeley des Sir Carl Grandiſon einen Kanzelliſten auf zwoͤlf Stunden zum Anlehn erbeten, allein einen Lebens-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/362>, abgerufen am 18.12.2024.