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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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junger Mensch muß sich so in Gesellschaft der
Alten führen, als einer, dem Geld zugezählt
wird. Gehe nicht um mit Uebermüthigen.
Was soll dir der irdene Topf bey dem eher-
nen? denn wo sie aneinander stossen, zerbricht
jener. Wächset wohl Schilf, wo es nicht
feucht ist? und wer hat gegen einen Großen
einen Zeugen? Ein Wolf und ein Schaf ist
wie der Reiche und der Arme. Ein Gott-
loser, wenn er arm ist, redet viel böses; ein
Frommer hat immer Schätze. Schicke kei-
nen Hund nach Fleisch, und verpfände nicht
das Lamm beym Wolfe: der Mensch ver-
schießt wie ein Kleid, und wenn man alt ist,
kann man nicht genießen, was man gesamm-
let hat. Darum freue dich in dem Herrn,
und abermal sag ich dir, freue dich! Denck
an den Armen, wenn du deinen Geburtstag
feyrest, und laß ihm seine Wunden von dei-
nem Balbier verbinden. Sprich nicht zum
Goldklumpen, mein Trost, und zum sechslöti-
gen Silber, meine Hülfe. Ein Armer ge-
nießt selbst dieses Leben mehr, als ein Rei-
cher; denn ein Glücklicher und ein Reicher
lebt blos des Gedanckens wegen nicht: Mensch
du mußt sterben.
Wer täglich stirbt, hat
den Tod lieb gewonnen, wie man ein heßli-

ches

junger Menſch muß ſich ſo in Geſellſchaft der
Alten fuͤhren, als einer, dem Geld zugezaͤhlt
wird. Gehe nicht um mit Uebermuͤthigen.
Was ſoll dir der irdene Topf bey dem eher-
nen? denn wo ſie aneinander ſtoſſen, zerbricht
jener. Waͤchſet wohl Schilf, wo es nicht
feucht iſt? und wer hat gegen einen Großen
einen Zeugen? Ein Wolf und ein Schaf iſt
wie der Reiche und der Arme. Ein Gott-
loſer, wenn er arm iſt, redet viel boͤſes; ein
Frommer hat immer Schaͤtze. Schicke kei-
nen Hund nach Fleiſch, und verpfaͤnde nicht
das Lamm beym Wolfe: der Menſch ver-
ſchießt wie ein Kleid, und wenn man alt iſt,
kann man nicht genießen, was man geſamm-
let hat. Darum freue dich in dem Herrn,
und abermal ſag ich dir, freue dich! Denck
an den Armen, wenn du deinen Geburtstag
feyreſt, und laß ihm ſeine Wunden von dei-
nem Balbier verbinden. Sprich nicht zum
Goldklumpen, mein Troſt, und zum ſechsloͤti-
gen Silber, meine Huͤlfe. Ein Armer ge-
nießt ſelbſt dieſes Leben mehr, als ein Rei-
cher; denn ein Gluͤcklicher und ein Reicher
lebt blos des Gedanckens wegen nicht: Menſch
du mußt ſterben.
Wer taͤglich ſtirbt, hat
den Tod lieb gewonnen, wie man ein heßli-

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[314/0326] junger Menſch muß ſich ſo in Geſellſchaft der Alten fuͤhren, als einer, dem Geld zugezaͤhlt wird. Gehe nicht um mit Uebermuͤthigen. Was ſoll dir der irdene Topf bey dem eher- nen? denn wo ſie aneinander ſtoſſen, zerbricht jener. Waͤchſet wohl Schilf, wo es nicht feucht iſt? und wer hat gegen einen Großen einen Zeugen? Ein Wolf und ein Schaf iſt wie der Reiche und der Arme. Ein Gott- loſer, wenn er arm iſt, redet viel boͤſes; ein Frommer hat immer Schaͤtze. Schicke kei- nen Hund nach Fleiſch, und verpfaͤnde nicht das Lamm beym Wolfe: der Menſch ver- ſchießt wie ein Kleid, und wenn man alt iſt, kann man nicht genießen, was man geſamm- let hat. Darum freue dich in dem Herrn, und abermal ſag ich dir, freue dich! Denck an den Armen, wenn du deinen Geburtstag feyreſt, und laß ihm ſeine Wunden von dei- nem Balbier verbinden. Sprich nicht zum Goldklumpen, mein Troſt, und zum ſechsloͤti- gen Silber, meine Huͤlfe. Ein Armer ge- nießt ſelbſt dieſes Leben mehr, als ein Rei- cher; denn ein Gluͤcklicher und ein Reicher lebt blos des Gedanckens wegen nicht: Menſch du mußt ſterben. Wer taͤglich ſtirbt, hat den Tod lieb gewonnen, wie man ein heßli- ches

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/326>, abgerufen am 22.11.2024.