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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Wein anmeldet, wo doch nur Heerlingssafft
ist, und suche nicht Ruhm bey Leuten durchs
Weiße in deinem Auge, und durch ein Aus-
sehen, als wenn du den Tag zuvor Medicin
genommen. Die ganze Natur ist frölich und
guter Dinge. Ehre Vater und Mutter mit
der That, mit Worten und Geduld, auf daß
ihr Seegen über dich komme: denn des Va-
ters Seegen baut den Kindern Häuser, aber
der Mutter Fluch reißet sie nieder. Ihr
Unwillen beschädigt das Dach, und es regnet
ein ewiglich. Wie kann der Gott lieben,
den himmlischen Vater, der nicht die liebet,
die das wohlgetrofendste Bild vom Schöpfer
und Erhalter an sich tragen: ehre Vater und
Mutter, damit dir's wohlgehe und du lange
lebest auf Erden. Sprich, wenn du Melchi-
sedech sagen wilst, der königliche Priester so
wie man den David den königlichen Prophet
heißt, obgleich er auch in der Apostel Geschich-
te, im zweiten Capittel, im neun und zwan-
zigsten Vers, Erzvater genanndt wird. Ge-
dencke wenn du Spargel ißt, oder eine Pfeife
in freier Luft rauchest und lange Manschet-
ten siehst, oder Wein an der Quelle trinckest,
deinen Vater ehren ist deine eigene Ehre, und
deine Mutter verachten, heißt einen stinkenden

Othem

Wein anmeldet, wo doch nur Heerlingsſafft
iſt, und ſuche nicht Ruhm bey Leuten durchs
Weiße in deinem Auge, und durch ein Aus-
ſehen, als wenn du den Tag zuvor Medicin
genommen. Die ganze Natur iſt froͤlich und
guter Dinge. Ehre Vater und Mutter mit
der That, mit Worten und Geduld, auf daß
ihr Seegen uͤber dich komme: denn des Va-
ters Seegen baut den Kindern Haͤuſer, aber
der Mutter Fluch reißet ſie nieder. Ihr
Unwillen beſchaͤdigt das Dach, und es regnet
ein ewiglich. Wie kann der Gott lieben,
den himmliſchen Vater, der nicht die liebet,
die das wohlgetrofendſte Bild vom Schoͤpfer
und Erhalter an ſich tragen: ehre Vater und
Mutter, damit dir’s wohlgehe und du lange
lebeſt auf Erden. Sprich, wenn du Melchi-
ſedech ſagen wilſt, der koͤnigliche Prieſter ſo
wie man den David den koͤniglichen Prophet
heißt, obgleich er auch in der Apoſtel Geſchich-
te, im zweiten Capittel, im neun und zwan-
zigſten Vers, Erzvater genanndt wird. Ge-
dencke wenn du Spargel ißt, oder eine Pfeife
in freier Luft raucheſt und lange Manſchet-
ten ſiehſt, oder Wein an der Quelle trinckeſt,
deinen Vater ehren iſt deine eigene Ehre, und
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[296/0308] Wein anmeldet, wo doch nur Heerlingsſafft iſt, und ſuche nicht Ruhm bey Leuten durchs Weiße in deinem Auge, und durch ein Aus- ſehen, als wenn du den Tag zuvor Medicin genommen. Die ganze Natur iſt froͤlich und guter Dinge. Ehre Vater und Mutter mit der That, mit Worten und Geduld, auf daß ihr Seegen uͤber dich komme: denn des Va- ters Seegen baut den Kindern Haͤuſer, aber der Mutter Fluch reißet ſie nieder. Ihr Unwillen beſchaͤdigt das Dach, und es regnet ein ewiglich. Wie kann der Gott lieben, den himmliſchen Vater, der nicht die liebet, die das wohlgetrofendſte Bild vom Schoͤpfer und Erhalter an ſich tragen: ehre Vater und Mutter, damit dir’s wohlgehe und du lange lebeſt auf Erden. Sprich, wenn du Melchi- ſedech ſagen wilſt, der koͤnigliche Prieſter ſo wie man den David den koͤniglichen Prophet heißt, obgleich er auch in der Apoſtel Geſchich- te, im zweiten Capittel, im neun und zwan- zigſten Vers, Erzvater genanndt wird. Ge- dencke wenn du Spargel ißt, oder eine Pfeife in freier Luft raucheſt und lange Manſchet- ten ſiehſt, oder Wein an der Quelle trinckeſt, deinen Vater ehren iſt deine eigene Ehre, und deine Mutter verachten, heißt einen ſtinkenden Othem

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/308>, abgerufen am 22.11.2024.