Habacuc werden; fleißige dich demnach bey Leibesleben Superintendent in Curland zu werden. Der Name selbst würde, da schon zwey Alexanders Superintendenten gewor- den, wol Etwas von seiner Härte verlieren, wie Senf durch Zucker -- Hier sah man meiner Mutter eine gewiße Sohnsfreude an, die bey Müttern die einzige ihrer Art ist. Wo ist ein Mahler, der die Marien- freude ausgedruckt hat? Sie hätte keinen heiligen Schein nöthig, wenn dies ein Mah- ler treffen könnte! Man rechne so genau man will, sagte meine Mutter schlüßlich, ein kleiner Bruch bleibt bey einem jeden Men- schen übrig -- Er aber, der in dir ange- fangen hat das gute Werck, woll' es durch seinen heiligen Geist in dir bestätigen und vollführen, und dich kräftigen und grün- den, ihm sey Ehre und Lob und Preis. Amen, Amen.
Was mich betrift --
Sie sang:
ich bins gewis und sterbe drauf, in meines Gotteshänden; mein Kreutz und ganzer Lebenslauf wird sich noch frölich enden.
und
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Habacuc werden; fleißige dich demnach bey Leibesleben Superintendent in Curland zu werden. Der Name ſelbſt wuͤrde, da ſchon zwey Alexanders Superintendenten gewor- den, wol Etwas von ſeiner Haͤrte verlieren, wie Senf durch Zucker — Hier ſah man meiner Mutter eine gewiße Sohnsfreude an, die bey Muͤttern die einzige ihrer Art iſt. Wo iſt ein Mahler, der die Marien- freude ausgedruckt hat? Sie haͤtte keinen heiligen Schein noͤthig, wenn dies ein Mah- ler treffen koͤnnte! Man rechne ſo genau man will, ſagte meine Mutter ſchluͤßlich, ein kleiner Bruch bleibt bey einem jeden Men- ſchen uͤbrig — Er aber, der in dir ange- fangen hat das gute Werck, woll’ es durch ſeinen heiligen Geiſt in dir beſtaͤtigen und vollfuͤhren, und dich kraͤftigen und gruͤn- den, ihm ſey Ehre und Lob und Preis. Amen, Amen.
Was mich betrift —
Sie ſang:
ich bins gewis und ſterbe drauf, in meines Gotteshaͤnden; mein Kreutz und ganzer Lebenslauf wird ſich noch froͤlich enden.
und
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Habacuc werden; fleißige dich demnach bey
Leibesleben Superintendent in Curland zu
werden. Der Name ſelbſt wuͤrde, da ſchon
zwey Alexanders Superintendenten gewor-
den, wol Etwas von ſeiner Haͤrte verlieren,
wie Senf durch Zucker — Hier ſah man
meiner Mutter eine gewiße Sohnsfreude
an, die bey Muͤttern die einzige ihrer Art
iſt. Wo iſt ein Mahler, der die Marien-
freude ausgedruckt hat? Sie haͤtte keinen
heiligen Schein noͤthig, wenn dies ein Mah-
ler treffen koͤnnte! Man rechne ſo genau man
will, ſagte meine Mutter ſchluͤßlich, ein
kleiner Bruch bleibt bey einem jeden Men-
ſchen uͤbrig — Er aber, der in dir ange-
fangen hat das gute Werck, woll’ es durch
ſeinen heiligen Geiſt in dir beſtaͤtigen und
vollfuͤhren, und dich kraͤftigen und gruͤn-
den, ihm ſey Ehre und Lob und Preis.
Amen, Amen.
Was mich betrift —
Sie ſang:
ich bins gewis und ſterbe drauf,
in meines Gotteshaͤnden;
mein Kreutz und ganzer Lebenslauf
wird ſich noch froͤlich enden.
und
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/305>, abgerufen am 22.11.2024.
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