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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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chem hüte du dich auch, denn er hat un-
sern Worten sehr widerstanden.

Ich sahe deinen Namen nicht anders,
als einen Höcker an. Damit ich mich in-
dessen über diesen Auswuchs einigermaßen be-
ruhigen möchte, nanndt ich dich Einhörnchen,
und dachte, geschieht dies am grünen Holz',
am Ehrn Einhorn Weiland zweyten Supe-
rintendenten in Curland, was will am dür-
ren, deinem lieben Vater, werden, von dem
man außer, daß er in seiner Jugend früher
Spargel gegessen als in Curland, nicht viel
mehr weiß, was hieher gehören könnte.

Wie unzufrieden meine Mutter mit dem
Alexanderspiel, wobey ihre Köchin Babbe
die königliche Frau Mutter vorstelte, gewesen,
hab ich nie so deutlich als jetzt erfahren.
Sie bezeugt' ihren Todhaß gegen den Hercu-
les,
den mir mein Vater, wie sie sagte, so süß
vorgepfiffen,
daß ichs bedauret, nicht auch
Schlangen in der Wiege erdruckt zu haben.
Hercules ist am Ende, sagte sie, ein blinder
Heide, und Alexander auch. Ich freue mich,
daß dein lieber Vater selbst in diesem Stücke
seine Voreilung einsiehet, und dich nicht mehr
Alexander, sondern mein Sohn heißt. Du
bist, Gott sey gedanckt, schier ein guter Pro-

pheten-

chem huͤte du dich auch, denn er hat un-
ſern Worten ſehr widerſtanden.

Ich ſahe deinen Namen nicht anders,
als einen Hoͤcker an. Damit ich mich in-
deſſen uͤber dieſen Auswuchs einigermaßen be-
ruhigen moͤchte, nanndt ich dich Einhoͤrnchen,
und dachte, geſchieht dies am gruͤnen Holz’,
am Ehrn Einhorn Weiland zweyten Supe-
rintendenten in Curland, was will am duͤr-
ren, deinem lieben Vater, werden, von dem
man außer, daß er in ſeiner Jugend fruͤher
Spargel gegeſſen als in Curland, nicht viel
mehr weiß, was hieher gehoͤren koͤnnte.

Wie unzufrieden meine Mutter mit dem
Alexanderſpiel, wobey ihre Koͤchin Babbe
die koͤnigliche Frau Mutter vorſtelte, geweſen,
hab ich nie ſo deutlich als jetzt erfahren.
Sie bezeugt’ ihren Todhaß gegen den Hercu-
les,
den mir mein Vater, wie ſie ſagte, ſo ſuͤß
vorgepfiffen,
daß ichs bedauret, nicht auch
Schlangen in der Wiege erdruckt zu haben.
Hercules iſt am Ende, ſagte ſie, ein blinder
Heide, und Alexander auch. Ich freue mich,
daß dein lieber Vater ſelbſt in dieſem Stuͤcke
ſeine Voreilung einſiehet, und dich nicht mehr
Alexander, ſondern mein Sohn heißt. Du
biſt, Gott ſey gedanckt, ſchier ein guter Pro-

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[290/0302] chem huͤte du dich auch, denn er hat un- ſern Worten ſehr widerſtanden. Ich ſahe deinen Namen nicht anders, als einen Hoͤcker an. Damit ich mich in- deſſen uͤber dieſen Auswuchs einigermaßen be- ruhigen moͤchte, nanndt ich dich Einhoͤrnchen, und dachte, geſchieht dies am gruͤnen Holz’, am Ehrn Einhorn Weiland zweyten Supe- rintendenten in Curland, was will am duͤr- ren, deinem lieben Vater, werden, von dem man außer, daß er in ſeiner Jugend fruͤher Spargel gegeſſen als in Curland, nicht viel mehr weiß, was hieher gehoͤren koͤnnte. Wie unzufrieden meine Mutter mit dem Alexanderſpiel, wobey ihre Koͤchin Babbe die koͤnigliche Frau Mutter vorſtelte, geweſen, hab ich nie ſo deutlich als jetzt erfahren. Sie bezeugt’ ihren Todhaß gegen den Hercu- les, den mir mein Vater, wie ſie ſagte, ſo ſuͤß vorgepfiffen, daß ichs bedauret, nicht auch Schlangen in der Wiege erdruckt zu haben. Hercules iſt am Ende, ſagte ſie, ein blinder Heide, und Alexander auch. Ich freue mich, daß dein lieber Vater ſelbſt in dieſem Stuͤcke ſeine Voreilung einſiehet, und dich nicht mehr Alexander, ſondern mein Sohn heißt. Du biſt, Gott ſey gedanckt, ſchier ein guter Pro- pheten-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/302>, abgerufen am 22.11.2024.