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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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fanden, welche ich bey deiner Predigt erkohr.
Jedes sprach von deines Vaters Predigt,
Niemand aber dachte an die Lieder, und doch
gehört zur Seelenmahlzeit Eßen und Trin-
ken, Predigt
und Gesang. Geschehene
Dinge waren nicht zu ändern. Ich konnte
nichts mehr thun, als zu Hause, um feu-
rige Kohlen auf deines Vaters Haupt zu
sammeln, einige treffendere Strophen singen.
Ich sang,

(Sie sang auch jetzo)

Woher wolt' ich den Aufenthalt
in dieser Welt erlangen?
ich wäre längst schon tod und kalt,
wo mich nicht Gott umfangen,
mit seinem Arm,
der alles warm
gesund und frölich machet;
was er nicht hält,
das bricht und fällt;
was er erfreut, das lachet.

und gleich darauf stimmte sie an:

Er weiß viel tausend Weisen,
zu retten aus der Noth.
Er nähret und giebt Speisen,
zur Zeit der Hungersnoth,
macht schöne rothe Wangen,
oft bey geringem Mahl,
und die da sind gefangen
entreiß't er dieser Quaal.

Das

fanden, welche ich bey deiner Predigt erkohr.
Jedes ſprach von deines Vaters Predigt,
Niemand aber dachte an die Lieder, und doch
gehoͤrt zur Seelenmahlzeit Eßen und Trin-
ken, Predigt
und Geſang. Geſchehene
Dinge waren nicht zu aͤndern. Ich konnte
nichts mehr thun, als zu Hauſe, um feu-
rige Kohlen auf deines Vaters Haupt zu
ſammeln, einige treffendere Strophen ſingen.
Ich ſang,

(Sie ſang auch jetzo)

Woher wolt’ ich den Aufenthalt
in dieſer Welt erlangen?
ich waͤre laͤngſt ſchon tod und kalt,
wo mich nicht Gott umfangen,
mit ſeinem Arm,
der alles warm
geſund und froͤlich machet;
was er nicht haͤlt,
das bricht und faͤllt;
was er erfreut, das lachet.

und gleich darauf ſtimmte ſie an:

Er weiß viel tauſend Weiſen,
zu retten aus der Noth.
Er naͤhret und giebt Speiſen,
zur Zeit der Hungersnoth,
macht ſchoͤne rothe Wangen,
oft bey geringem Mahl,
und die da ſind gefangen
entreiß’t er dieſer Quaal.

Das
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[285/0297] fanden, welche ich bey deiner Predigt erkohr. Jedes ſprach von deines Vaters Predigt, Niemand aber dachte an die Lieder, und doch gehoͤrt zur Seelenmahlzeit Eßen und Trin- ken, Predigt und Geſang. Geſchehene Dinge waren nicht zu aͤndern. Ich konnte nichts mehr thun, als zu Hauſe, um feu- rige Kohlen auf deines Vaters Haupt zu ſammeln, einige treffendere Strophen ſingen. Ich ſang, (Sie ſang auch jetzo) Woher wolt’ ich den Aufenthalt in dieſer Welt erlangen? ich waͤre laͤngſt ſchon tod und kalt, wo mich nicht Gott umfangen, mit ſeinem Arm, der alles warm geſund und froͤlich machet; was er nicht haͤlt, das bricht und faͤllt; was er erfreut, das lachet. und gleich darauf ſtimmte ſie an: Er weiß viel tauſend Weiſen, zu retten aus der Noth. Er naͤhret und giebt Speiſen, zur Zeit der Hungersnoth, macht ſchoͤne rothe Wangen, oft bey geringem Mahl, und die da ſind gefangen entreiß’t er dieſer Quaal. Das

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/297>, abgerufen am 23.11.2024.