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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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den Ring ab, allein das Feu'r, das er ange-
zündet hatte, wütete fort. Das Feuer ist
ein schreckliches Element! In der Hitze wolt'
ich durchaus hebräisch lernen, und um mich
zu beruhigen, mußte dein seelger Grosvater
mich darinn unterrichten. Wenn ich zu mir
selbst kam, seufzete ich nicht über meine Mut-
ter, sondern über des Pastor L -- jüngste
Tochter. Der liebe Docktor Saft, deßen
Sohn dir nächst Gott geholfen, half mir.
Sein Recept war dein lieber Vater, und
eine Mixtur von seiner eigenen Erfindung.
Er war in der Medicin, so wie in Liebesan-
gelegenheiten, gleich starck und brauchbar.
Sein Herr Sohn ist ihm in der letzten Kunst
nie gleich gekommen. Der alte Docktor Saft
hat Wundercuren durch Heyrathen gethan.

Er verhieß es feyerlich, deinen lieben Va-
ter zurück an Ort und Stelle zu bringen.
Ich sahe zwar noch nicht; allein ich fühlte die
Farben wie Blinde -- Wie viel hätt ich
drum gegeben, wenn meine Mutter den
Docktor Saft sogleich seine Straßen zie-
hen laßen.

(Ich will meine Mutter, ihrer Lunge und
der Geduld meiner Leser halber, ablösen, und
das in Kurzem sagen, was sie im Langen gab)

allein
S 5

den Ring ab, allein das Feu’r, das er ange-
zuͤndet hatte, wuͤtete fort. Das Feuer iſt
ein ſchreckliches Element! In der Hitze wolt’
ich durchaus hebraͤiſch lernen, und um mich
zu beruhigen, mußte dein ſeelger Grosvater
mich darinn unterrichten. Wenn ich zu mir
ſelbſt kam, ſeufzete ich nicht uͤber meine Mut-
ter, ſondern uͤber des Paſtor L — juͤngſte
Tochter. Der liebe Docktor Saft, deßen
Sohn dir naͤchſt Gott geholfen, half mir.
Sein Recept war dein lieber Vater, und
eine Mixtur von ſeiner eigenen Erfindung.
Er war in der Medicin, ſo wie in Liebesan-
gelegenheiten, gleich ſtarck und brauchbar.
Sein Herr Sohn iſt ihm in der letzten Kunſt
nie gleich gekommen. Der alte Docktor Saft
hat Wundercuren durch Heyrathen gethan.

Er verhieß es feyerlich, deinen lieben Va-
ter zuruͤck an Ort und Stelle zu bringen.
Ich ſahe zwar noch nicht; allein ich fuͤhlte die
Farben wie Blinde — Wie viel haͤtt ich
drum gegeben, wenn meine Mutter den
Docktor Saft ſogleich ſeine Straßen zie-
hen laßen.

(Ich will meine Mutter, ihrer Lunge und
der Geduld meiner Leſer halber, abloͤſen, und
das in Kurzem ſagen, was ſie im Langen gab)

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S 5
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[279/0291] den Ring ab, allein das Feu’r, das er ange- zuͤndet hatte, wuͤtete fort. Das Feuer iſt ein ſchreckliches Element! In der Hitze wolt’ ich durchaus hebraͤiſch lernen, und um mich zu beruhigen, mußte dein ſeelger Grosvater mich darinn unterrichten. Wenn ich zu mir ſelbſt kam, ſeufzete ich nicht uͤber meine Mut- ter, ſondern uͤber des Paſtor L — juͤngſte Tochter. Der liebe Docktor Saft, deßen Sohn dir naͤchſt Gott geholfen, half mir. Sein Recept war dein lieber Vater, und eine Mixtur von ſeiner eigenen Erfindung. Er war in der Medicin, ſo wie in Liebesan- gelegenheiten, gleich ſtarck und brauchbar. Sein Herr Sohn iſt ihm in der letzten Kunſt nie gleich gekommen. Der alte Docktor Saft hat Wundercuren durch Heyrathen gethan. Er verhieß es feyerlich, deinen lieben Va- ter zuruͤck an Ort und Stelle zu bringen. Ich ſahe zwar noch nicht; allein ich fuͤhlte die Farben wie Blinde — Wie viel haͤtt ich drum gegeben, wenn meine Mutter den Docktor Saft ſogleich ſeine Straßen zie- hen laßen. (Ich will meine Mutter, ihrer Lunge und der Geduld meiner Leſer halber, abloͤſen, und das in Kurzem ſagen, was ſie im Langen gab) allein S 5

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/291>, abgerufen am 23.11.2024.