gebraucht haben würde. Pratz! eine Ohr- feige; und nun war der Zorn gelöscht. Zwar zischt' es noch, als wenn Waßer auf den glü- henden Heerd gegoßen wird, indeßen ward es zulezt ganz, ganz mause stille.
Dies Pratz war eben keine Christen- pflicht: indeßen was denckst du vom Pratz der Fr. v -- welche bey ganz kaltem Blute jedes neue Dienstmädchen, wenn es zum er- stenmal Hand ans Porcelain legt, mit einem Pratz bewillkommet? Warum gnädige Frau? "damit ihr ein Andencken habt, so oft ihr "das Porcelain zur Hand nehmt"
Meine Mutter mochte dieser Blutreini- gung wegen gerne das alte Gesinde behal- ten, und ich bin ihrer Meinung -- Es muß doch wo einschlagen, und ersticken würd ich! ich! Kreuzträgerinn! wenn ich mich nicht ausschelten könnte -- Babbe wäre den andern Tag abgestelt, nachdem sie die König- liche Frau Mutter gemacht hatte, wenn man mit neuem Gesinde so herumspringen könnte, als mit altem -- Ich weiß nicht, gegen das gemeinste Volck hab ich, bis ich bekant bin, rückhaltende Achtung; ich glaub, das macht das Bild Gottes, das es trägt --
Das
gebraucht haben wuͤrde. Pratz! eine Ohr- feige; und nun war der Zorn geloͤſcht. Zwar ziſcht’ es noch, als wenn Waßer auf den gluͤ- henden Heerd gegoßen wird, indeßen ward es zulezt ganz, ganz mauſe ſtille.
Dies Pratz war eben keine Chriſten- pflicht: indeßen was denckſt du vom Pratz der Fr. v — welche bey ganz kaltem Blute jedes neue Dienſtmaͤdchen, wenn es zum er- ſtenmal Hand ans Porcelain legt, mit einem Pratz bewillkommet? Warum gnaͤdige Frau? „damit ihr ein Andencken habt, ſo oft ihr „das Porcelain zur Hand nehmt„
Meine Mutter mochte dieſer Blutreini- gung wegen gerne das alte Geſinde behal- ten, und ich bin ihrer Meinung — Es muß doch wo einſchlagen, und erſticken wuͤrd ich! ich! Kreuztraͤgerinn! wenn ich mich nicht ausſchelten koͤnnte — Babbe waͤre den andern Tag abgeſtelt, nachdem ſie die Koͤnig- liche Frau Mutter gemacht hatte, wenn man mit neuem Geſinde ſo herumſpringen koͤnnte, als mit altem — Ich weiß nicht, gegen das gemeinſte Volck hab ich, bis ich bekant bin, ruͤckhaltende Achtung; ich glaub, das macht das Bild Gottes, das es traͤgt —
Das
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gebraucht haben wuͤrde. Pratz! eine Ohr-
feige; und nun war der Zorn geloͤſcht. Zwar
ziſcht’ es noch, als wenn Waßer auf den gluͤ-
henden Heerd gegoßen wird, indeßen ward
es zulezt ganz, ganz mauſe ſtille.
Dies Pratz war eben keine Chriſten-
pflicht: indeßen was denckſt du vom Pratz
der Fr. v — welche bey ganz kaltem Blute
jedes neue Dienſtmaͤdchen, wenn es zum er-
ſtenmal Hand ans Porcelain legt, mit einem
Pratz bewillkommet? Warum gnaͤdige Frau?
„damit ihr ein Andencken habt, ſo oft ihr
„das Porcelain zur Hand nehmt„
Meine Mutter mochte dieſer Blutreini-
gung wegen gerne das alte Geſinde behal-
ten, und ich bin ihrer Meinung — Es
muß doch wo einſchlagen, und erſticken wuͤrd
ich! ich! Kreuztraͤgerinn! wenn ich mich
nicht ausſchelten koͤnnte — Babbe waͤre den
andern Tag abgeſtelt, nachdem ſie die Koͤnig-
liche Frau Mutter gemacht hatte, wenn
man mit neuem Geſinde ſo herumſpringen
koͤnnte, als mit altem — Ich weiß nicht,
gegen das gemeinſte Volck hab ich, bis ich
bekant bin, ruͤckhaltende Achtung; ich glaub,
das macht das Bild Gottes, das es traͤgt —
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/282>, abgerufen am 24.11.2024.
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