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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Trauer wären. Ich komm wieder aufs vo-
rige. Wer war es denn der sagte, die Natur
liebt eben die Finger nicht weiß. Rothe
Wangen, starcke Hände, wo gesundes Blut
durchscheint, ist Naturuniform, wer war es?
Ich muß noch ein Stück Papier mit der Na-
del anheften -- Lieber Mann, ein Natur-
mensch wie du, solt nicht auf weiße Finger
sehen. Das nenn ich! ich! ich! nenn das
schelten! Grüße alle deine Finger von mir --
sie sind meine Finger. Du bist ganz mein,
ich ganz dein. Wir sind eins, ich habe deine
Briefe unter meine Bibel gelegt. Erst Gott
und denn mein Mann. So gehört und ge-
bührt es sich -- Ihr Männer, dünckt mich,
seyd zum reden und zum schreiben. Wir
Weibchen, zum thun, und wenns hoch kommt,
zu lesen. Das wirst du wohl finden ohne
daß ichs nöthig gehabt zu schreiben.

Sie an Ihn.

Wie du vom Alexander zum lieben Jun-
gen erniedrigt, oder beßer, erhöhet bist! Unser
Liebe hat sehr gewonnen, jetzt da dein Vater
den zweyten Diskant singt, ich wett', er hat
mit dir zuvor was Großes im Schilde geführt.
Gottlob! daß du jetzo Pastor wirst. So sind

wir

Trauer waͤren. Ich komm wieder aufs vo-
rige. Wer war es denn der ſagte, die Natur
liebt eben die Finger nicht weiß. Rothe
Wangen, ſtarcke Haͤnde, wo geſundes Blut
durchſcheint, iſt Naturuniform, wer war es?
Ich muß noch ein Stuͤck Papier mit der Na-
del anheften — Lieber Mann, ein Natur-
menſch wie du, ſolt nicht auf weiße Finger
ſehen. Das nenn ich! ich! ich! nenn das
ſchelten! Gruͤße alle deine Finger von mir —
ſie ſind meine Finger. Du biſt ganz mein,
ich ganz dein. Wir ſind eins, ich habe deine
Briefe unter meine Bibel gelegt. Erſt Gott
und denn mein Mann. So gehoͤrt und ge-
buͤhrt es ſich — Ihr Maͤnner, duͤnckt mich,
ſeyd zum reden und zum ſchreiben. Wir
Weibchen, zum thun, und wenns hoch kommt,
zu leſen. Das wirſt du wohl finden ohne
daß ichs noͤthig gehabt zu ſchreiben.

Sie an Ihn.

Wie du vom Alexander zum lieben Jun-
gen erniedrigt, oder beßer, erhoͤhet biſt! Unſer
Liebe hat ſehr gewonnen, jetzt da dein Vater
den zweyten Diſkant ſingt, ich wett’, er hat
mit dir zuvor was Großes im Schilde gefuͤhrt.
Gottlob! daß du jetzo Paſtor wirſt. So ſind

wir
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[234/0246] Trauer waͤren. Ich komm wieder aufs vo- rige. Wer war es denn der ſagte, die Natur liebt eben die Finger nicht weiß. Rothe Wangen, ſtarcke Haͤnde, wo geſundes Blut durchſcheint, iſt Naturuniform, wer war es? Ich muß noch ein Stuͤck Papier mit der Na- del anheften — Lieber Mann, ein Natur- menſch wie du, ſolt nicht auf weiße Finger ſehen. Das nenn ich! ich! ich! nenn das ſchelten! Gruͤße alle deine Finger von mir — ſie ſind meine Finger. Du biſt ganz mein, ich ganz dein. Wir ſind eins, ich habe deine Briefe unter meine Bibel gelegt. Erſt Gott und denn mein Mann. So gehoͤrt und ge- buͤhrt es ſich — Ihr Maͤnner, duͤnckt mich, ſeyd zum reden und zum ſchreiben. Wir Weibchen, zum thun, und wenns hoch kommt, zu leſen. Das wirſt du wohl finden ohne daß ichs noͤthig gehabt zu ſchreiben. Sie an Ihn. Wie du vom Alexander zum lieben Jun- gen erniedrigt, oder beßer, erhoͤhet biſt! Unſer Liebe hat ſehr gewonnen, jetzt da dein Vater den zweyten Diſkant ſingt, ich wett’, er hat mit dir zuvor was Großes im Schilde gefuͤhrt. Gottlob! daß du jetzo Paſtor wirſt. So ſind wir

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/246>, abgerufen am 22.11.2024.