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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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selbst die Natur wenn sie sich zum Belehren
meldet, belehren, und mit ihr disputiren kön-
nen. Vom Blattern inoculiren haben wir
guten Erfolg: Hier müßte auch Erfahrung
entscheiden.

So viel dient nur hier zu Sache daß
Eltern so bald sie den Sohn vaterfähig hal-
ten ihm eine glückliche Reise anwünschen
recht als ob sie ihm eine Befugnis zur beson-
dern Oekonomie in optima juris forma be-
willigten. Sie besorgen die Söhne wollen
sich an ihrem Hause einen Flügel anbauen
laßen, und sehen es gerne wenn der Sohn
reich heyrathet, dieses letzte eben darum war-
um viele Leute kein Testament machen. Hier
ist der Belag zu diesem Eingange.

Meine Mutter war nach meiner Kranck-
heit zuweilen die dritte Person, wenn ich mit
Minchen allein zu seyn Lust hatte. Die Lie-
benden wenn sie lieben, glauben insgemein,
es wüßte Niemand, daß geliebt würde, und
offt siehts alle Welt. Sie bilden sich ein,
ihre Liebe sey die einzige in ihrer Art, da
aber jeder die nehmliche Methode hat, und
Adam selbst mit den Augen die erste Anwer-
bung gethan; so schläft der Verräther nicht -
Meine Mutter merckte, mein Vater merckte -

beide

ſelbſt die Natur wenn ſie ſich zum Belehren
meldet, belehren, und mit ihr diſputiren koͤn-
nen. Vom Blattern inoculiren haben wir
guten Erfolg: Hier muͤßte auch Erfahrung
entſcheiden.

So viel dient nur hier zu Sache daß
Eltern ſo bald ſie den Sohn vaterfaͤhig hal-
ten ihm eine gluͤckliche Reiſe anwuͤnſchen
recht als ob ſie ihm eine Befugnis zur beſon-
dern Oekonomie in optima juris forma be-
willigten. Sie beſorgen die Soͤhne wollen
ſich an ihrem Hauſe einen Fluͤgel anbauen
laßen, und ſehen es gerne wenn der Sohn
reich heyrathet, dieſes letzte eben darum war-
um viele Leute kein Teſtament machen. Hier
iſt der Belag zu dieſem Eingange.

Meine Mutter war nach meiner Kranck-
heit zuweilen die dritte Perſon, wenn ich mit
Minchen allein zu ſeyn Luſt hatte. Die Lie-
benden wenn ſie lieben, glauben insgemein,
es wuͤßte Niemand, daß geliebt wuͤrde, und
offt ſiehts alle Welt. Sie bilden ſich ein,
ihre Liebe ſey die einzige in ihrer Art, da
aber jeder die nehmliche Methode hat, und
Adam ſelbſt mit den Augen die erſte Anwer-
bung gethan; ſo ſchlaͤft der Verraͤther nicht ‒
Meine Mutter merckte, mein Vater merckte ‒

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[312[212]/0220] ſelbſt die Natur wenn ſie ſich zum Belehren meldet, belehren, und mit ihr diſputiren koͤn- nen. Vom Blattern inoculiren haben wir guten Erfolg: Hier muͤßte auch Erfahrung entſcheiden. So viel dient nur hier zu Sache daß Eltern ſo bald ſie den Sohn vaterfaͤhig hal- ten ihm eine gluͤckliche Reiſe anwuͤnſchen recht als ob ſie ihm eine Befugnis zur beſon- dern Oekonomie in optima juris forma be- willigten. Sie beſorgen die Soͤhne wollen ſich an ihrem Hauſe einen Fluͤgel anbauen laßen, und ſehen es gerne wenn der Sohn reich heyrathet, dieſes letzte eben darum war- um viele Leute kein Teſtament machen. Hier iſt der Belag zu dieſem Eingange. Meine Mutter war nach meiner Kranck- heit zuweilen die dritte Perſon, wenn ich mit Minchen allein zu ſeyn Luſt hatte. Die Lie- benden wenn ſie lieben, glauben insgemein, es wuͤßte Niemand, daß geliebt wuͤrde, und offt ſiehts alle Welt. Sie bilden ſich ein, ihre Liebe ſey die einzige in ihrer Art, da aber jeder die nehmliche Methode hat, und Adam ſelbſt mit den Augen die erſte Anwer- bung gethan; ſo ſchlaͤft der Verraͤther nicht ‒ Meine Mutter merckte, mein Vater merckte ‒ beide

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 312[212]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/220>, abgerufen am 22.11.2024.