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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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der Lampe in ein so so heiliges Feuer gesetzt,
daß ich meine Predigt mit einer solchen Rüh-
rung ablegte, als ich bey der ordentlichen
Ablegung nicht empfand, bey welcher ich nur
auf die Gesichtszüge dieses oder jenes merckte
und insbesondere nicht vergaß auf Nr. 5. zu
sehen, wo mein liebes Minchen saß.

Im Vorbeygehen will ich bemercken, daß
wenn gleich Minchen aufgehört hatte die
königliche Prinzeßin und ich Alexander zu
seyn, diese alte Liebe wiewol unter anderm
Namen fortgelodert habe.

Mein Vater war außerordentlich mit die-
ser Predigtprobe zufrieden. Predige so lange
du lebst mit einer solchen Rührung mit einem
solchen Gott ergebenen Herzen sagt' er so
wirst du dir und denen nützlich werden, die
dich hören.

Diese Probe in der Kirche war inzwischen
so spät sie auch anfing einem Paar Leuten
aus unserm Dorfe nicht entgangen. Die
Laterne in der Hand meiner Mutter hatte
einen solchen Widerschein geworfen, daß in
der ganzen Gemeine das Gerede ging, es
würde sich ein bedeutender Todesfall ereig-
nen, welches auch nach einer geraumen Zeit
durch das Ableben eines Cavaliers unsers

Kirch-
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der Lampe in ein ſo ſo heiliges Feuer geſetzt,
daß ich meine Predigt mit einer ſolchen Ruͤh-
rung ablegte, als ich bey der ordentlichen
Ablegung nicht empfand, bey welcher ich nur
auf die Geſichtszuͤge dieſes oder jenes merckte
und insbeſondere nicht vergaß auf Nr. 5. zu
ſehen, wo mein liebes Minchen ſaß.

Im Vorbeygehen will ich bemercken, daß
wenn gleich Minchen aufgehoͤrt hatte die
koͤnigliche Prinzeßin und ich Alexander zu
ſeyn, dieſe alte Liebe wiewol unter anderm
Namen fortgelodert habe.

Mein Vater war außerordentlich mit die-
ſer Predigtprobe zufrieden. Predige ſo lange
du lebſt mit einer ſolchen Ruͤhrung mit einem
ſolchen Gott ergebenen Herzen ſagt’ er ſo
wirſt du dir und denen nuͤtzlich werden, die
dich hoͤren.

Dieſe Probe in der Kirche war inzwiſchen
ſo ſpaͤt ſie auch anfing einem Paar Leuten
aus unſerm Dorfe nicht entgangen. Die
Laterne in der Hand meiner Mutter hatte
einen ſolchen Widerſchein geworfen, daß in
der ganzen Gemeine das Gerede ging, es
wuͤrde ſich ein bedeutender Todesfall ereig-
nen, welches auch nach einer geraumen Zeit
durch das Ableben eines Cavaliers unſers

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M 3
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[179/0187] der Lampe in ein ſo ſo heiliges Feuer geſetzt, daß ich meine Predigt mit einer ſolchen Ruͤh- rung ablegte, als ich bey der ordentlichen Ablegung nicht empfand, bey welcher ich nur auf die Geſichtszuͤge dieſes oder jenes merckte und insbeſondere nicht vergaß auf Nr. 5. zu ſehen, wo mein liebes Minchen ſaß. Im Vorbeygehen will ich bemercken, daß wenn gleich Minchen aufgehoͤrt hatte die koͤnigliche Prinzeßin und ich Alexander zu ſeyn, dieſe alte Liebe wiewol unter anderm Namen fortgelodert habe. Mein Vater war außerordentlich mit die- ſer Predigtprobe zufrieden. Predige ſo lange du lebſt mit einer ſolchen Ruͤhrung mit einem ſolchen Gott ergebenen Herzen ſagt’ er ſo wirſt du dir und denen nuͤtzlich werden, die dich hoͤren. Dieſe Probe in der Kirche war inzwiſchen ſo ſpaͤt ſie auch anfing einem Paar Leuten aus unſerm Dorfe nicht entgangen. Die Laterne in der Hand meiner Mutter hatte einen ſolchen Widerſchein geworfen, daß in der ganzen Gemeine das Gerede ging, es wuͤrde ſich ein bedeutender Todesfall ereig- nen, welches auch nach einer geraumen Zeit durch das Ableben eines Cavaliers unſers Kirch- M 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/187>, abgerufen am 22.11.2024.