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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Kaum war ich gesund geworden; so er-
mahnete mich mein Vater daß ich mich auf
die Theologie legen, und mehr Fleiß als zeit-
hero darauf verwenden möchte. Ein Geist-
licher, fieng er an, ist der glücklichste Mensch
in der Welt. In seiner Seele ist beständig
Frühling, wo es weder zu kalt noch zu warm
ist. Die Leidenschaften kommen nie bey ihm
in gewaltige Bewegung. Dinge der Zukunft
sind seine Beschäftigung, und ein Mensch der
nicht von Stande ist, kann keine beßre Lebens-
art als diese ergreiffen wobey er hoffen lernt.
Er beklagte, daß er keine Gelegenheit gehabt
die Grundsprache ex professo wie er sagte zu
erlernen, seegnete das Andenken des Conver-
sus der ihn jüdisch deutsch gelehret hatte.
Wenns auch nur wäre weil der Herr und
Meister unsrer Religion die hebräische Spra-
che geredet hätte solten wirs thun (nemlich
hebräisch lernen) zu seinem Gedächtnis.

Wie vergnügt meine Mutter über diese
theologische Anstalten war, kann man sich
sehr leicht vorstellen. Sie dachte nicht wei-
ter an meines Vaters Vaterland noch an den
eingeäscherten Brief.

Lobt Gott mit Herz und Munde

sang

Kaum war ich geſund geworden; ſo er-
mahnete mich mein Vater daß ich mich auf
die Theologie legen, und mehr Fleiß als zeit-
hero darauf verwenden moͤchte. Ein Geiſt-
licher, fieng er an, iſt der gluͤcklichſte Menſch
in der Welt. In ſeiner Seele iſt beſtaͤndig
Fruͤhling, wo es weder zu kalt noch zu warm
iſt. Die Leidenſchaften kommen nie bey ihm
in gewaltige Bewegung. Dinge der Zukunft
ſind ſeine Beſchaͤftigung, und ein Menſch der
nicht von Stande iſt, kann keine beßre Lebens-
art als dieſe ergreiffen wobey er hoffen lernt.
Er beklagte, daß er keine Gelegenheit gehabt
die Grundſprache ex profeſſo wie er ſagte zu
erlernen, ſeegnete das Andenken des Conver-
ſus der ihn juͤdiſch deutſch gelehret hatte.
Wenns auch nur waͤre weil der Herr und
Meiſter unſrer Religion die hebraͤiſche Spra-
che geredet haͤtte ſolten wirs thun (nemlich
hebraͤiſch lernen) zu ſeinem Gedaͤchtnis.

Wie vergnuͤgt meine Mutter uͤber dieſe
theologiſche Anſtalten war, kann man ſich
ſehr leicht vorſtellen. Sie dachte nicht wei-
ter an meines Vaters Vaterland noch an den
eingeaͤſcherten Brief.

Lobt Gott mit Herz und Munde

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[168/0176] Kaum war ich geſund geworden; ſo er- mahnete mich mein Vater daß ich mich auf die Theologie legen, und mehr Fleiß als zeit- hero darauf verwenden moͤchte. Ein Geiſt- licher, fieng er an, iſt der gluͤcklichſte Menſch in der Welt. In ſeiner Seele iſt beſtaͤndig Fruͤhling, wo es weder zu kalt noch zu warm iſt. Die Leidenſchaften kommen nie bey ihm in gewaltige Bewegung. Dinge der Zukunft ſind ſeine Beſchaͤftigung, und ein Menſch der nicht von Stande iſt, kann keine beßre Lebens- art als dieſe ergreiffen wobey er hoffen lernt. Er beklagte, daß er keine Gelegenheit gehabt die Grundſprache ex profeſſo wie er ſagte zu erlernen, ſeegnete das Andenken des Conver- ſus der ihn juͤdiſch deutſch gelehret hatte. Wenns auch nur waͤre weil der Herr und Meiſter unſrer Religion die hebraͤiſche Spra- che geredet haͤtte ſolten wirs thun (nemlich hebraͤiſch lernen) zu ſeinem Gedaͤchtnis. Wie vergnuͤgt meine Mutter uͤber dieſe theologiſche Anſtalten war, kann man ſich ſehr leicht vorſtellen. Sie dachte nicht wei- ter an meines Vaters Vaterland noch an den eingeaͤſcherten Brief. Lobt Gott mit Herz und Munde ſang

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/176>, abgerufen am 22.11.2024.