Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

Herren sich aufs Würdigen versteht, wird es
schwerlich auch selbst auf den ersten Blick für
Contreband und auswärtiges Gut, sondern
für das, was es ist, deutsche Fabrike hal-
ten. Hiesige Wolle, ich bitte Hand ans
Werk zu legen (den Puls dieses Buchs an-
zufühlen kann ich nicht sagen, so sehr ich
ihnen auch Quacksalberehre zu erzeigen Lust
habe) hiesiger Stuhl, hiesige Zeichnung,
alles hiesig -- die Herren selbst aber schei-
nen nicht von hier zu seyn, und sich auf
Blick und Griff Auge und Hand nicht ver-
lassen zu können -- Nun so verlassen sie
sich auf mich und wenns wider ihre theure
Amtspflicht ist sich auf ehrliche Leute zu
verlassen; schreiben sie in ihre Kladde in
ihr Hauptbuch, Diarium und Exercitien-
buch -- was die Feder will. Diese Worte
werden wohl, wie ich glaube, an Ort und
Stelle seyn. Vom Aristarch hat keiner einen
Zug, wohl aber vom bankeroutirten Kauf-
mann, Sprachmeister, Zeichendeuter, Alt-
flicker u. s. w. Von asteriskois und obeliskois
hab ich also nicht reden können, womit der
Homer plombirt wurde: denn, da wett
ich Homer ist ihnen eben so unbekannt, als
sie's, meine Insonders Hochzuehrende Her-

ren,
A 5

Herren ſich aufs Wuͤrdigen verſteht, wird es
ſchwerlich auch ſelbſt auf den erſten Blick fuͤr
Contreband und auswaͤrtiges Gut, ſondern
fuͤr das, was es iſt, deutſche Fabrike hal-
ten. Hieſige Wolle, ich bitte Hand ans
Werk zu legen (den Puls dieſes Buchs an-
zufuͤhlen kann ich nicht ſagen, ſo ſehr ich
ihnen auch Quackſalberehre zu erzeigen Luſt
habe) hieſiger Stuhl, hieſige Zeichnung,
alles hieſig — die Herren ſelbſt aber ſchei-
nen nicht von hier zu ſeyn, und ſich auf
Blick und Griff Auge und Hand nicht ver-
laſſen zu koͤnnen — Nun ſo verlaſſen ſie
ſich auf mich und wenns wider ihre theure
Amtspflicht iſt ſich auf ehrliche Leute zu
verlaſſen; ſchreiben ſie in ihre Kladde in
ihr Hauptbuch, Diarium und Exercitien-
buch — was die Feder will. Dieſe Worte
werden wohl, wie ich glaube, an Ort und
Stelle ſeyn. Vom Ariſtarch hat keiner einen
Zug, wohl aber vom bankeroutirten Kauf-
mann, Sprachmeiſter, Zeichendeuter, Alt-
flicker u. ſ. w. Von αϛερισκοις und όβελισκοις
hab ich alſo nicht reden koͤnnen, womit der
Homer plombirt wurde: denn, da wett
ich Homer iſt ihnen eben ſo unbekannt, als
ſie’s, meine Inſonders Hochzuehrende Her-

ren,
A 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0017" n="9"/>
Herren &#x017F;ich aufs <hi rendition="#fr">Wu&#x0364;rdigen ver&#x017F;teht,</hi> wird es<lb/>
&#x017F;chwerlich auch &#x017F;elb&#x017F;t auf den er&#x017F;ten Blick fu&#x0364;r<lb/>
Contreband und auswa&#x0364;rtiges Gut, &#x017F;ondern<lb/>
fu&#x0364;r das, was es i&#x017F;t, deut&#x017F;che Fabrike hal-<lb/>
ten. Hie&#x017F;ige Wolle, ich bitte Hand ans<lb/>
Werk zu legen (den Puls die&#x017F;es Buchs an-<lb/>
zufu&#x0364;hlen kann ich nicht &#x017F;agen, &#x017F;o &#x017F;ehr ich<lb/>
ihnen auch Quack&#x017F;alberehre zu erzeigen Lu&#x017F;t<lb/>
habe) hie&#x017F;iger Stuhl, hie&#x017F;ige Zeichnung,<lb/>
alles hie&#x017F;ig &#x2014; die Herren &#x017F;elb&#x017F;t aber &#x017F;chei-<lb/>
nen nicht von hier zu &#x017F;eyn, und &#x017F;ich auf<lb/>
Blick und Griff Auge und Hand nicht ver-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en zu ko&#x0364;nnen &#x2014; Nun &#x017F;o verla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich auf mich und wenns wider ihre theure<lb/>
Amtspflicht i&#x017F;t &#x017F;ich auf ehrliche Leute zu<lb/>
verla&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;chreiben &#x017F;ie in ihre Kladde in<lb/>
ihr Hauptbuch, Diarium und Exercitien-<lb/>
buch &#x2014; was die Feder will. Die&#x017F;e Worte<lb/>
werden wohl, wie ich glaube, an Ort und<lb/>
Stelle &#x017F;eyn. Vom <hi rendition="#fr">Ari&#x017F;tarch</hi> hat keiner einen<lb/>
Zug, wohl aber vom bankeroutirten Kauf-<lb/>
mann, Sprachmei&#x017F;ter, Zeichendeuter, Alt-<lb/>
flicker u. &#x017F;. w. Von &#x03B1;&#x03DB;&#x03B5;&#x03C1;&#x03B9;&#x03C3;&#x03BA;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2; und &#x03CC;&#x03B2;&#x03B5;&#x03BB;&#x03B9;&#x03C3;&#x03BA;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2;<lb/>
hab ich al&#x017F;o nicht reden ko&#x0364;nnen, womit der<lb/><hi rendition="#fr">Homer plombirt</hi> wurde: denn, da wett<lb/>
ich <hi rendition="#fr">Homer</hi> i&#x017F;t ihnen eben &#x017F;o unbekannt, als<lb/>
&#x017F;ie&#x2019;s, meine In&#x017F;onders Hochzuehrende Her-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ren,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0017] Herren ſich aufs Wuͤrdigen verſteht, wird es ſchwerlich auch ſelbſt auf den erſten Blick fuͤr Contreband und auswaͤrtiges Gut, ſondern fuͤr das, was es iſt, deutſche Fabrike hal- ten. Hieſige Wolle, ich bitte Hand ans Werk zu legen (den Puls dieſes Buchs an- zufuͤhlen kann ich nicht ſagen, ſo ſehr ich ihnen auch Quackſalberehre zu erzeigen Luſt habe) hieſiger Stuhl, hieſige Zeichnung, alles hieſig — die Herren ſelbſt aber ſchei- nen nicht von hier zu ſeyn, und ſich auf Blick und Griff Auge und Hand nicht ver- laſſen zu koͤnnen — Nun ſo verlaſſen ſie ſich auf mich und wenns wider ihre theure Amtspflicht iſt ſich auf ehrliche Leute zu verlaſſen; ſchreiben ſie in ihre Kladde in ihr Hauptbuch, Diarium und Exercitien- buch — was die Feder will. Dieſe Worte werden wohl, wie ich glaube, an Ort und Stelle ſeyn. Vom Ariſtarch hat keiner einen Zug, wohl aber vom bankeroutirten Kauf- mann, Sprachmeiſter, Zeichendeuter, Alt- flicker u. ſ. w. Von αϛερισκοις und όβελισκοις hab ich alſo nicht reden koͤnnen, womit der Homer plombirt wurde: denn, da wett ich Homer iſt ihnen eben ſo unbekannt, als ſie’s, meine Inſonders Hochzuehrende Her- ren, A 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/17
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/17>, abgerufen am 24.11.2024.